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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Sohlenmuster ausmachen.
    Schlussfolgerung: Es waren mehr als eine Person dort gewesen.
    Ich versuchte eine Geschlechtsbestimmung.
    Die Orbitalwülste des Schädels waren groß, das Kinn kantig. Nur die rechte Seite des Beckens war zu sehen, aber die Einbuchtung zwischen der hinteren Sitz- und Darmbeinkante sah schmal und tief aus.
    Schlussfolgerung: Das Individuum war mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit männlich.
    Ich wandte mich dem Alter zu.
    Die obere Zahnreihe sah relativ vollständig aus. Die untere zeigte Lücken und Fehlstellungen. Die rechte Schambeinfuge, eine Verbindung, an der sich die Beckenhälften vorne treffen, war nach vorne, zur Kamera gekippt. Obwohl das Foto grobkörnig war, wirkte die Fugenoberfläche glatt und flach.
    Schlussfolgerung: Das Individuum war ein junger bis mittelaltriger Erwachsener. Möglicherweise.
    Klasse, Brennan. Ein erwachsener Toter mit schlechten Zähnen und neu arrangierten Knochen. Möglicherweise.
    »Langsam machen wir Fortschritte.« Ich ahmte Ryan nach.
    Die Uhr zeigte 13:40. Ich war am Verhungern.
    Ich zog meinen Labormantel aus, schaltete die Glasfaserlampe aus und wusch mich. An der Tür zögerte ich.
    Ich ging noch einmal zum Mikroskop, holte das Foto heraus und steckte es unter einen Aktendeckel in meiner Schreibtischschublade.
     
    Um drei war ich mit den Ferris-Fragmenten noch nicht weiter als mittags. Ich war höchstens noch frustrierter.
    Der Arm eines Menschen hat eine begrenzte Reichweite. Leute schießen sich in die Stirn, in die Schläfe, in den Mund, in die Brust. Sie schießen sich nicht selbst ins Rückgrat oder in den Hinterkopf. Es ist zu schwierig, eine Mündung dort zu platzieren und gleichzeitig einen Finger oder einen Zeh am Abzug zu behalten. Deshalb kann der Weg der Kugel häufig zur Unterscheidung zwischen Selbstmord und Mord benutzt werden.
    Wenn eine Kugel einen Knochen durchschlägt, reißt sie kleine Partikel aus dem Rand des Lochs, das sie erzeugt, wobei sie eine Eintrittswunde innen abschrägt und eine Austrittswunde außen.
    Kugel rein. Kugel raus. Geschossbahn. Todesart.
    Wo lag also das Problem? Hatte Avram Ferris sich die Waffe selbst an den Kopf gehalten, oder hatte das ein anderer für ihn übernommen?
    Das Problem war, dass der betroffene Teil von Ferris’ Schädel aussah wie Puzzlestücke, die man einfach aus der Schachtel gekippt hatte. Um Aussagen über Abschrägungen treffen zu können, musste ich zuerst bestimmen, welches Teil wohin gehörte.
    Nach Stunden des Puzzelns hatte ich einen ovalen Defekt hinter Ferris rechtem Ohr identifizieren können, in der Nähe der Kreuzung der Scheitel-, Hinterhaupts- und Schläfenbeinnähte.
    In Ferris’ Reichweite? Schwierig, aber möglich.
    Ein weiteres Problem. Das Loch wies sowohl an der Schädelinnen- wie an der Schädelaußenseite Abschrägungen auf.
    Vergiss die Abschrägungen. Ich würde mich auf die Bruchsequenzierung verlassen müssen.
    Ein Schädel ist dazu da, das Gehirn und eine sehr kleine Menge an Flüssigkeit zu beherbergen. Das ist alles. Für Gäste ist kein Platz.
    Eine Kugel im Schädel löst eine Reihe von Ereignissen aus, von denen jedes vorhanden sein, nicht vorhanden sein oder in Kombination mit jedem anderen auftreten kann.
    Zuerst wird ein Loch erzeugt. Dabei breiten sich Brüche strahlenförmig über den Schädel aus. Die Kugel durchdringt das Gehirn, schiebt dabei die graue Substanz beiseite und schafft so Raum, wo kein Raum sein soll. Der Schädelinnendruck steigt an, konzentrische Hebebrüche entwickeln sich rechtwinklig zu den strahlenförmig vom Loch ausgehenden Brüchen, und Knochenplatten werden nach außen gedrückt. Wo Hebebrüche und die strahlenförmig abgehenden Brüche sich kreuzen, peng. Dieser Teil des Schädels zersplittert.
    Ein anderes Szenario. Keine Splitterung, aber die Kugel verabschiedet sich auf der anderen Seite des Schädels. Brüche strahlen vom Austrittsloch nach hinten ab und treffen auf die, die vom Eintrittsloch abgehen. Die Energie wird über die bereits existierenden Eintrittsfrakturen abgeleitet, und die Austrittsbrüche entwickeln sich nicht weiter.
    Stellen Sie sich das so vor: Eine Kugel im Hirn gibt Energie ab. Diese nun gefangene Energie muss irgendwohin. Wie wir alle, sucht sie sich den einfachsten Ausweg. In einem Schädel bedeutet das die Nähte oder bereits existierende Risse. Kurz gesagt: Brüche, die vom Austrittsloch einer Kugel ausgehen, überqueren keine Brüche, die vom Eintritt erzeugt wurden. Finde das heraus,

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