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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wie ich.
    »Ich hab’s nachgeschlagen. Warum das Gesicht?«
    »Scheint mir ein sehr kleiner Markt zu sein.«
    »Ferris handelte auch mit rituellen Artikeln für den häuslichen Gebrauch. Menoras, mezuzahs, shabbat- Kerzen , kiddush- Becher , challa- Deckchen. Die will ich auch noch alle nachschlagen.«
    Ryan reichte mir den Gebäckteller. Ein Millefeuille war noch übrig. Ich wollte es. Ich schüttelte den Kopf. Ryan nahm es.
    »Ferris hat in ganz Quebec, Ontario und den Maritimes verkauft. Sein Laden war nicht gerade Wal-Mart, aber es hat ihm zum Leben gereicht.«
    »Hast du noch mal mit der Sekretärin gesprochen?«
    »Wie’s aussieht, ist Purviance wirklich mehr als eine Sekretärin. Sie führt die Bücher, überwacht die Lagerhaltung, reist nach Israel und in die Staaten, um Produkte zu prüfen und den Lieferanten um den Bart zu gehen.«
    »Israel ist heutzutage keine leichte Aufgabe.«
    »Purviance hat in den Achtzigern eine Weile in einem Kibbuz gelebt. Und sie spricht Englisch, Französisch, Hebräisch und Arabisch.«
    »Beeindruckend.«
    »Der Vater war Franzose. Die Mutter Tunesierin. Wie auch immer, Purviance erzählt immer dieselbe Geschichte. Die Geschäfte laufen gut. Keinen Feind auf der Welt. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass Ferris in den letzten Tagen vor seinem Tod launischer war als sonst. Ich gebe ihr noch einen Tag, damit sie ihre Arbeit im Lagerhaus abschließen kann, dann nehme ich sie mir noch einmal vor.«
    »Hast du Kessler gefunden?«
    Ryan ging zur Couch und zog ein Blatt Papier aus seiner Tasche. Dann kehrte er zum Tisch zurück und gab es mir.
    »Das sind die Leute, die zur Autopsie zugelassen waren.«
    Ich las die Namen.
     
    Mordecai Ferris
    Theodore Moskowitz
    Myron Neulander
    David Rosenbaum
     
    »Kein Kessler.« Ich stellte das Offensichtlich fest. »Hast du irgendjemanden gefunden, der diesen Kerl kennt?«
    »Mit der Familie zu reden ist so, als würde man mit Beton reden. Sie vollziehen gerade aninut. «
    »Aninut?«
    »Das erste Stadium der Trauer.«
    »Und wie lange dauert aninut ?«
    »Bis zur Beerdigung.«
    Ich dachte an die Schädelfragmente, die in meinen Sandschüsseln langsam wieder Gestalt annahmen.
    »Das könnte noch ziemlich lange dauern.«
    »Ferris’ Frau meinte, ich solle wiederkommen, wenn die Familie shiva hinter sich hat. Das dauert eine Woche. Ich habe angedeutet, dass ich vielleicht früher vorbeikomme.«
    »Das muss ein Alptraum für sie sein.«
    »Da gibt’s noch einen interessanten Nebenaspekt. Ferris war für zwei Millionen Dollar versichert, mit einer Verdoppelungsklausel bei Unfalltod.«
    »Miriam?«
    Ryan nickte. »Sie hatten keine Kinder.«
    Ich erzählte Ryan von meiner Unterhaltung mit Jake Drum. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum er hierher kommt.«
    »Glaubst du, dass er wirklich aufkreuzt?«
    Das hatte ich mich selbst auch schon gefragt.
    »An deinem Zögern merke ich, dass du deine Zweifel hast«, sagte Ryan. »Ist der Kerl ein Spinner?«
    »Kein Spinner. Nur ein bisschen anders.«
    »Anders?«
    »Jake ist ein brillanter Archäologe. Hat in Qumran gearbeitet.«
    Ryan schaute mich fragend an.
    »Die Schriftrollen vom Toten Meer. Er kann unzählige Sprachen übersetzen.«
    »Auch welche, die heute noch gesprochen werden?«
    Ich warf eine Serviette nach Ryan.
    Nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, streckten Ryan und ich uns auf dem Sofa aus. Birdie döste vor dem Feuer.
    Wir sprachen von persönlichen Dingen.
    Ryans Tochter in Halifax. Lily ging mit einem Gitarristen und überlegte sich einen Umzug nach Vancouver. Ryan befürchtete, dass diese beiden Dinge miteinander zu tun hatten.
    Katy. In ihrem zwölften und letzten Semester an der University of Columbia hatte meine Tochter Kurse in Töpferei und Fechten und ein Seminar über die weibliche Aura im modernen Film belegt. Zu ihren unabhängigen Studien gehörten Interviews mit Kneipenstammgästen.
    Birdie schnurrte. Oder schnarchte.
    Charlie krächzte immer wieder eine Zeile aus »Hard-Hearted Hannah«.
    Das Feuer knisterte und knackte. Eis klimperte auf den Fenstern.
    Nach einer Weile versanken wir alle in Schweigen.
    Ryan griff hinter sich und zog an der Lampenschnur. Ein bernsteinfarbener Schein tanzte über die vertrauten Gegenstände in meiner Wohnung.
    Ryan und ich lagen aneinander geschmiegt da wie Tangotänzer, mein Kopf ruhte an seinem Schlüsselbein. Er roch nach Seife und den Holzscheiten, die er für das Feuer geholt hatte. Seine Finger strichen mir durch die Haare.

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