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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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gegeben. Als ich die Auskunft wegen der Telefonnummer anrief, stellte sich heraus, dass er in einem Polizeirevier südwestlich des Stadtzentrums von Bristol arbeitete. John war Polizeibeamter.
    Als ich zur Mittagszeit dort eintraf, regnete es. Wasser schwappte aus den Regenrinnen und Gullys, die durch alte Knäckebrotpäckchen und leere Bierdosen verstopft waren. Die Straße war menschenleer, abgesehen von ein paar Jugendlichen ein Stück entfernt, deren Zigaretten in der morgendlichen Kühle glühten. Ich parkte auf der Straße und betrat das Revier.
    Es war still dort. Ein Sergeant saß hinter einer Schiebewand aus Glas, umrahmt von einem riesigen Plan der Gegend. In einem gewissen Abstand voneinander waren Punkte eingezeichnet, die einen Ring um das Zentrum Bristols bildeten.
    Der Sergeant schob die Glasscheibe zur Seite. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde gern mit John Cary sprechen.«
    Er nickte. »Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Ich möchte mit ihm über Alex Towne reden.«
    Der Name sagte ihm offensichtlich nichts. Er schloss das Fenster wieder und verschwand. Ich setzte mich in die Nähe des Haupteingangs. Draußen schoben sich riesige dunkle Wolken über den Himmel. Irgendwo weiter entfernt lauerte der Schnee, den der Wetterbericht versprochen hatte. Er zog von Russland herüber und wartete nur darauf, jede leere Dose, jede Nadel und jeden Blutfleck zu bedecken, die jemals auf der Straße zurückgeblieben waren.
    Etwas rasselte. An der gegenüberliegenden Seite des Wartebereichs tauchte ein riesiger Mann aus einer durch einen Nummerncode gesicherten Tür auf. Er war kantig, aber
nicht attraktiv. Seine mediterrane Haut wurde von Aknenarben verschandelt, die sich über beide Wangen zogen. Ich ging auf ihn zu.
    »Mein Name ist David Raker.«
    Er nickte.
    »Ich untersuche das Verschwinden von Alex Towne.«
    Wieder nickte er.
    »Alex’ Mutter hat mich gebeten, mir ein paar Aspekte genauer anzusehen.«
    Er musterte mich. »Sie hat Ihnen doch gesagt, dass er tot ist, oder?«
    »Richtig. Ich hatte gehofft, Ihnen ein paar Fragen stellen zu dürfen.«
    Er schaute zur Uhr, dann direkt in mein Gesicht, als wäre er neugierig, womit ich ihm kommen würde. »Ja, in Ordnung. Lassen Sie uns ein Stück fahren.«
     
    Wir fuhren Richtung Norden zu der Stelle, an der Alex gestorben war. Es war malerisch dort: sanft geschwungene Weiden, unterbrochen von schmalen Straßen, und alles in Sichtweite der Stadt. Cary parkte den Wagen und führte mich dann zu einem Feld, das von der Straße weg schräg abfiel. Ich blickte hinunter. Ein Stückchen Absperrband der Polizei flatterte noch immer in einem nahen Baum. Davon abgesehen deutete nichts mehr auf den Unfall hin.
    »Waren Sie im Dienst, als er starb?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Also haben Sie ihn erst in der Leichenhalle gesehen?«
    »Ja, sobald man ihn identifiziert hatte. Es dauerte anderthalb Wochen, bis die zahnärztlichen Unterlagen Gewissheit brachten.«
    »Aber Sie haben seine Leiche wirklich gesehen?«
    »Das, was davon übrig war. Seine Hände, seine Füße,
sein Gesicht … davon waren nur Knochen geblieben. Einige Organe waren noch intakt, aber der Rest von ihm …«
    Cary blickte über das Feld.
    »Vermutlich wurde der Tank zerrissen, als der Wagen auf das Feld aufprallte. Deswegen hat das Feuer alles so schnell vernichtet – auf seinem ganzen Körper wurden Benzinspuren gefunden.« Er sah mich an, und Trauer lag in seinen Augen. »Haben Sie eine Ahnung, wie gewaltig ein Aufprall sein muss, ehe ein Benzintank zerstört wird?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das Auto sah aus, als käme es direkt aus der Schrottpresse. Das ganze Ding war praktisch zusammengefaltet. Bei alten Modellen wie diesem, ohne Airbag, ohne Seitenaufprallschutz …« Wieder hielt er kurz inne. »Ich hoffe bloß, dass es schnell ging.«
    Einen Moment lang standen wir schweigend nebeneinander. Sein Blick wanderte zu der Stelle, an der das Auto gelandet sein musste, und dann – nach einer Weile – zu mir.
    »Er hatte getrunken«, sagte ich. »Ist das korrekt?«
    Er nickte. »Laut toxikologischem Befund hatte er das Vierfache der erlaubten Menge intus.«
    »Haben Sie den Autopsiebericht gesehen?«
    »Ja.«
    »Und es war eindeutig Alex?«
    Er schaute mich an, als käme ich von einem anderen Planeten. »Was glauben Sie denn?«
    Ich schwieg einen Moment.
    »Wie groß sind die Chancen, dass ich einen Teil der schriftlichen Unterlagen zu sehen bekomme?«
    Er atmete hörbar aus,

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