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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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solange nicht etwas gründlich schieflief. So war er einfach nicht gestrickt.«
    Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.

    Cary änderte seine Meinung. Als wir zurückkamen, nahm ich in einem Büro voller Akten und – überwiegend unbesetzter – Schreibtische Platz, während er sich vor einen Computer setzte, um sich Einsicht in Alex’ Akte zu verschaffen. Am anderen Ende des Raumes saßen vier Beamte, die uns den Rücken zukehrten. Zwei von ihnen telefonierten. Cary drehte sich zu ihnen um, schaute dann zur Eingangstür und setzte schließlich den Drucker in Gang.
    »Ich bin bereit, hier ein gewisses Risiko einzugehen«, sagte er. »Aber wenn jemand herausbekommt, dass ich Ihnen diese Unterlagen gegeben habe, kann ich vorzeitig meinen Ruhestand antreten.«
    »Ich verstehe.«
    Er stand auf, ging zum Drucker, kam mit einem Papierstapel zurück und ließ ihn in einer Aktenmappe verschwinden, die er schon offen auf den Schreibtisch gelegt hatte. Ich nahm die Mappe, wobei ich sie möglichst tief und nah an meinem Körper hielt. Er setzte sich wieder an den Schreibtisch, blickte sich um und zog eine unbeschriftete DVD aus seiner obersten Schublade.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich das hier auch gern ansehen würden«, bemerkte er und schob sie über den Schreibtisch.
    »Was ist das?«
    »Ein Video, das ein Feuerwehrmann an der Unfallstelle aufgenommen hat.«
    Ich nahm die DVD, steckte sie in die Mappe und deutete auf die Ausdrucke. »Ist hier etwas Interessantes drin?«
    Er zuckte die Schultern. »Was erwarten Sie?«
    »Sie halten es für einen klaren Fall?«
    Er runzelte die Stirn. »Alex saß betrunken am Steuer. Natürlich ist es ein klarer Fall.«
    Ich nickte und überflog die ersten Seiten der Unterlagen.
Als ich aufschaute, blickte er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
    »Lassen Sie mich eine Sache klarstellen«, sagte er und beugte sich über den Schreibtisch. »In der Nacht des Unfalls – und auch noch während der drei folgenden Monate – steckte ich bis zu den Eiern in einem Doppelmord. Eine Frau und ihre Tochter, beide vergewaltigt, beide erdrosselt und beide im strömenden Regen auf einem Feld liegen gelassen, wo sie erst nach fünf Tagen jemand fand. Raten Sie mal, welchen Fall mein DCI zuerst erledigt haben wollte: Diese beiden Frauen? Oder einen beschissenen Betrunkenen, der nicht mal in der Lage gewesen war, den Wagen auf seiner eigenen Straßenseite zu halten?«
    Ich nickte. »Ich wollte hier keine Schuldzu…«
    »Und seitdem? Fahren Sie mal ein Stück die Straße runter. Ich hab da draußen Jungs auf PCP, die sich für den Scheiß-Terminator halten. Ich hab Siebzehnjährige aus den Sozialwohnungen mit Messern so lang wie ihr Arm.« Er hielt inne und warf mir einen Blick zu. »Also: Nein, ich habe im letzten Jahr nicht viel Zeit mit dieser Akte verbracht. Ich habe einiges an Zeit investiert, als er damals verschwand, und ein paar Leute hier haben mich dabei unterstützt. Doch sobald er mit seinem Wagen in die Seite dieses Lastwagens gerast war, rutschte der Fall auf der Prioritätenliste ganz nach unten. Und wissen Sie, was? Inzwischen steht er nicht mal mehr ganz unten.«
    Ich nickte wieder und beschloss, die Unterhaltung auf ein anderes Thema zu lenken. Ich griff nach dem Polaroid von Alex, das ich aus der Dose genommen hatte. Cary musterte mich argwöhnisch. Ich legte das Foto vor ihn auf den Schreibtisch, und er beugte sich darüber.
    »Ist das Alex?«
    »Ich glaube schon.«

    Cary nahm das Bild in die Hand und hielt es hoch.
    »Wer hat es aufgenommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wieder schwieg er. Ich konnte sein Gesicht jetzt deutlicher erkennen. Genau wie Kathy dachte auch er, dass er einen anderen Menschen vor sich hatte als den, den er einmal gekannt hatte.
    »Woher haben Sie es?«
    »Es stammt aus Kathys Sachen.«
    »Hat sie das Foto gemacht?«
    »Nein.«
    »Wie ist es dann dorthin gekommen?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Er schaute mich an, als glaubte er mir nicht.
    »Ich weiß nur, was ich gefunden habe. Wie es dorthin gelangt ist, weiß ich nicht – ich kann es nur vermuten.«
    »Dann vermuten Sie!«
    »Alex hat es dorthin gelegt.«
    »Nach seinem Verschwinden?«
    Ich nickte.
    »Warum?«
    »Sie hatten eine Abmachung.«
    Er runzelte die Stirn. »Eine Abmachung?«
    »Es gab eine Stelle, wo sie gern zusammen hinfuhren. Einen Platz, an dem sie persönliche Dinge versteckten.«
    Er musterte mich einen Moment mit zusammengezogenen Brauen. Dann änderte sich

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