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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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hochgestellten Rechteck die Worte HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG eingeprägt, direkt neben der Klebefolie eines Luftballons. Ich drehte die Karte um. Auf der Rückseite stand in Goldbuchstaben: Hergestellt von Angela Routledge . Ich klappte die Karte auf und fand innen nur neun Wörter: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kath. Ich liebe dich … Alex.
    Ich klappte die Karte wieder zu und widmete mich dem Umschlag. Etwas weckte meine Aufmerksamkeit. Innen, unter der Lasche, klebte ein Adressetikett: John the Baptist, 215 Grover Place, London. Ich notierte die Adresse und schaute mir die Fotos an.
    Sie ließen eine klare zeitliche Abfolge erkennen. Es begann mit Fotos von Kathy und Alex aus der Zeit, als sie gerade ein Paar geworden waren, und endete mit jeweils einem separaten Porträt der beiden, älter und reifer, in einer anderen Phase ihres Lebens. Ich legte diese beiden Einzelporträts nebeneinander.
    Das Bild von Kathy hatte ein reguläres 15 x 10-Format, das von Alex dagegen stammte aus einer Polaroid-Kamera. Als ich beide Fotos umdrehte, bemerkte ich noch etwas anderes: Die Notizen auf den Rückseiten waren in unterschiedlichen Handschriften abgefasst.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Ich blickte auf.
    Einer der Einheimischen starrte auf mich herab, eine Hand bereits auf die Lehne des benachbarten Stuhls gestützt. Das gedämpfte Licht verdunkelte seine Gesichtszüge. Schatten lagen in seinen Augenhöhlen, dicke schwarze Linien zogen sich über seine Stirn. Er war gut gebaut und schätzungsweise Mitte vierzig.
    Ich schaute mich im Pub um. Überall waren freie Tische und Stühle. Er folgte meinem Blick durch den Raum, machte
aber keine Anstalten, sich zu entfernen. Als er sich mir wieder zuwandte, warf er einen verstohlenen Blick auf die Bilder. Ich schob sie zusammen und steckte sie mit dem Brief und der Karte zurück in die Dose.
    »Klar«, sagte ich und deutete mit der Hand auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich.«
    Er nickte zum Dank, nahm Platz und stellte ein Bier vor sich auf den Tisch. Ich begann in meinem Essen herumzustochern.
    Nach wenigen Sekunden konnte ich nur noch sein Aftershave riechen. Es war so stark, dass es den Geruch des Essens komplett überdeckte.
    »Geschäftlich hier?«, fragte er.
    »Kann man so sagen.«
    »Klingt geheimnisvoll.«
    Ich zuckte die Schultern. »Eigentlich nicht.«
    »Und? Wo wohnt sie?«
    Ich schaute ihn an, verwirrt.
    »Ihr Seitensprung.«
    Er lachte und schien es lustiger zu finden, als es ihm eigentlich zugestanden hätte. Ich lächelte höflich, machte mir aber nicht die Mühe, zu antworten. Ich hoffte, er würde umso schneller verschwinden, je weniger ich mit ihm sprach.
    »Nur ein blöder Spruch«, erklärte er und ließ den Finger an der Wand seines Glases hinuntergleiten. Als sein Ärmel dabei ein Stück nach oben rutschte, entdeckte ich eine kleine Tätowierung – einen Schriftzug, dessen Buchstaben im Lauf der Zeit verwischt zu sein schienen. »Langweiliger Ort für Geschäfte.«
    »Ich kann mir Schlimmeres vorstellen.«
    »Vielleicht im Sommer«, sagte er. »Aber im Winter ist es hier wie in einem Mausoleum. Sobald man die Touristen hier wegnimmt, bleibt nichts übrig außer ein paar leeren Läden
mit gefälschten Antiquitäten. Wollen Sie meine Theorie hören?« Er schwieg, allerdings nur kurz. »Wenn Sie jedem echten Einwohner von Cornwall eine Kugel durch den Kopf jagen, merkt keiner was. Jedenfalls so lange nicht, bis die beschissenen Campingplätze wieder öffnen.«
    Abermals lachte er. Dabei legte er eine Hand auf den Mund, als wollte er seine Heiterkeit unterdrücken. Ich tat so, als checkte ich mein Handy nach neuen Nachrichten. »Nette Theorie«, bemerkte ich und schaute auf meinen leeren Nachrichteneingang. Als ich aufsah, starrte er mich immer noch an.
    »Also, was arbeiten Sie so?«
    »Ich bin Geschäftsmann.«
    Er wackelte mit dem Kopf hin und her, so als glaubte er nicht, dass ich der Typ dafür wäre.
    »Mein Freund ist auch Geschäftsmann.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Er nickte. »Aber eine andere Sorte. Er verkauft den Leuten Ideen.«
    »Das klingt wie ein IKEA-Prospekt«, erwiderte ich lächelnd.
    Er antwortete nicht. Eine ungemütliche Stille machte sich zwischen uns breit. Ich konnte kaum glauben, dass er mein Desinteresse immer noch ignorierte. Er hatte die Hände um sein Glas gelegt, rollte es mal in die eine, dann in die andere Richtung und sah zu, wie die Flüssigkeit hin und her schwappte.
    »Sie denken jetzt: ›Wie

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