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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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als könne er nicht glauben, dass ich mutig oder dämlich genug war, so etwas zu fragen. »Gering.«
    »Und inoffiziell?«

    »Immer noch gering. Wenn ich mich ins System einlogge, wird das protokolliert. Und warum sollte ich auch? Sie sind für einen solchen Fall ungefähr so qualifiziert wie Coco, der beschissene Clown.«
    Er schüttelte den Kopf, schwieg vor Erstaunen. Ich sagte nichts mehr, sondern nickte bloß, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte.
    »Komisch, dass er ganz in der Nähe von seinem Zuhause gestorben ist.«
    Cary schaute mich an. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wenn er für so lange Zeit verschwindet – komplett verschwindet -, dann würde man vermuten, dass er irgendwo weiter weg wieder auftaucht. Wenn er sich derart nah an seinem Zuhause herumtrieb, finden Sie nicht, dass er das Risiko einging, von jemandem gesehen zu werden, der ihn kannte?«
    »Er lebte nicht hier in der Nähe.«
    »Aber er starb hier.«
    »Er war auf der Durchreise irgendwohin.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Hätte er sich hier in der Nähe aufgehalten, dann hätte ich davon erfahren. Früher oder später hätte ihn irgendjemand irgendwo gesehen. Und dann hätte ich es erfahren.«
    Ich nickte, war aber nicht seiner Meinung. Cary war ein einzelner Mann in einer Gegend von ungefähr achtzig oder neunzig Quadratkilometern. Wenn man es darauf anlegte, konnte man in einem solchen Gebiet verschwinden, ohne jemals entdeckt zu werden.
    »Nun, was glauben Sie, wo er sich aufhielt?«
    Cary runzelte die Stirn. »Habe ich das nicht gerade beantwortet?«
    »Sie sagten, nicht hier in der Gegend – wo also?«
    Er schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern.

    »Glauben Sie, es bestand irgendein Zusammenhang mit dem Verschwinden Ihres anderen Freundes?«
    » Simon? «
    »Ja. Simon …« Ich schaute auf meinen Notizblock. »… Mitchell.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Warum?«
    »Hat Jeff Ihnen von ihm erzählt?«
    »Er sagte, er hätte ein Drogenproblem gehabt.«
    Er nickte.
    »Er sagte auch, er hätte Kathy geschlagen.«
    Wieder nickte er. »An dem Abend waren wir alle zu Hause. Simon wusste überhaupt nicht, was er tat, aber als er versuchte, sie zu schlagen, überschritt er eine Grenze. Vor allem in Alex’ Augen. An jenem Abend haben wir gemerkt, dass er ernsthafte Probleme hatte. Aber da war es schon zu spät. Er versprach, aufzuhören, aber das war der Grund, warum er fortging: Er konnte nicht aufhören. Ich glaube, er konnte uns nicht mehr gegenübertreten – so wie wir ihn ansahen. Also packte er vermutlich seine Taschen und ging einfach. Danach hörten wir nur noch ein einziges Mal von ihm.«
    »Wann?«
    »Lange nach Alex’ Verschwinden. Vier Jahre danach, vielleicht noch später. Er sagte, er wäre die ganze Zeit in London gewesen, hier und da, wo immer er ein Dach über dem Kopf fand.«
    »Haben Sie ihm von Alex erzählt?«
    »Ja. Aber es schien nicht bei ihm anzukommen. Er klang zugedröhnt. Redete bloß immer weiter von diesem Typen, den er kennengelernt hätte und der ihm helfen wollte.«
    »Sagte er, wer dieser Typ war?«
    »Nein. Er sagte bloß, er hätte ihn auf der Straße getroffen
und sie wären ins Gespräch gekommen. Es klang, als wollte der Typ ihn auf den richtigen Weg bringen.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass Simon Alex gefolgt ist?«
    Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich kaum etwas Unwahrscheinlicheres vorstellen konnte.
    »Und Sie haben keine Ahnung, wo Simon heute leben könnte?«
    »In London.«
    »Das schränkt die Möglichkeiten auf zirka sieben Millionen Menschen ein.«
    Cary zuckte die Schultern. »Detektiv zu spielen ist nicht leicht.«
    »Haben Sie je versucht, ihn zu finden?«
    »Einmal hab ich es versucht. Ich kam aber nicht weit. Die eine Sache, die Simon und Alex tatsächlich gemeinsam hatten, war, dass keiner von ihnen gefunden werden wollte .«
    Cary blickte zum Himmel. Die ersten Regentropfen prasselten herab. Er zog sich die Jacke dichter um den Körper und schloss den Reißverschluss. Von seinen Schultern spritzten die Tropfen weg und machten ein Geräusch wie Kiesel am Ufersaum des Meeres.
    Wir gingen zurück zum Wagen und stiegen ein.
    »Am Anfang habe ich tatsächlich ein wenig herumgefragt«, sagte er beim Losfahren. »Ich glaube, Sie werden sich schwertun, jemanden zu finden, der Ihnen einen Grund für Alex’ Verschwinden nennen könnte. Er war nicht der Typ, der sich entschlossen hätte, von heute auf morgen alle Brücken hinter sich abzubrechen. Jedenfalls nicht,

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