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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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» Wo bin ich? «
    Wir sahen uns an. Es war Malcolm. Mary wandte sich zur Treppe, dann warf sie mir einen Blick zu. »Es tut mir wirklich leid. Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück.«
    Als sie fort war, schaute ich mich im Keller um. Auf der anderen Seite, halb versteckt hinter Kisten, stand ein alter Schreibtisch. Darauf lag ein offenes Fotoalbum. Es war staubig. Verblasst. Ein junger Alex spielte im Schnee, paddelte im Meer, aß Eiscreme auf einem Anleger. Weiter hinten im Album hatten sich einige Fotos gelöst und weiße Rechtecke auf verblassten gelben Seiten hinterlassen.
    Auf einem Foto ganz am Ende waren Alex, Malcolm und Mary zu sehen, und eine weitere Person. Der Mann war in
den Dreißigern, gut aussehend, und sein Lächeln reichte von einem Ohr zum anderen. Er hatte einen Arm auf Alex’ Schulter gelegt und den anderen um Malcolms. Mary befand sich am Bildrand, ein Stück entfernt von der Gruppe. Meistens kann man in Bilder nicht viel hineinlesen – die Leute legen ihr schönstes Lächeln auf, das alle möglichen Probleme überspielt. Dieses Bild allerdings verriet alles: Mary war die Außenseiterin.
    Leise tauchte sie hinter mir auf.
    Ich deutete auf das Foto. »Wer ist der Mann?«
    »Wow. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ich hatte gedacht, es wäre uns gelungen, alle Bilder von ihm zu verbrennen.« Doch sie lächelte bei diesen Worten. »Al. Onkel Al. Er war ein Freund von Malc.«
    »Aber kein Freund von Ihnen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ehrlich gesagt glaube ich, dass das Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Er hat sich ihre Zuneigung erkauft, und der einzige Weg, dem ein wenig entgegenzusteuern, bestand darin, in ihrer Nähe zu bleiben. Er war nicht so scharf darauf, Geld für mich auszugeben.«
    »Also war er nicht Alex’ richtiger Onkel?«
    »Nein, Malcolm arbeitete für ihn.«
    »Und? Lebt er noch?«
    »Nein. Er starb bei einem Autounfall.« Sie hielt inne. »Genau wie Alex.«
    Ich nickte und wechselte das Thema.
    »Ging Alex eigentlich zur Kirche?«
    »Zur Kirche? Später nicht mehr, nein. Aber früher ist er jahrelang mit in unsere Kirche in der Stadt gekommen. Er war dort in einer Jugendgruppe und hat ein paar gute Freunde kennengelernt.«
    »Hat er mit irgendwem in regelmäßigem Kontakt gestanden?«

    »Er verstand sich gut mit einem Mann dort …« Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort: »Hm, ich versuche, mich an seinen Namen zu erinnern. Er hat die Gebete geleitet und gelegentlich Gottesdienste abgehalten, solche Dinge. Dann ging er für eine Weile auf Reisen und kehrte nicht zu uns zurück. Ich glaube aber, dass Alex weiter mit ihm in Verbindung stand.«
    Wieder schwieg sie kurz. »Mein Gott, ich werde wirklich alt.«
    »Wahrscheinlich würde es sich lohnen, den Mann aufzuspüren. Wenn Ihnen also der Name einfällt, rufen Sie mich bitte an.« Dann fiel mir die Geburtstagskarte wieder ein. »Was sagt Ihnen der Name Angela Routledge – klingelt da irgendwas bei Ihnen?«
    Sie dachte nach, aber offensichtlich sagte ihr der Name nichts. Ich hatte auch nicht erwartet, dass er mich voranbringen würde. Angela Routledge war vermutlich einfach eine alte Frau, die Geld für die Kirchengemeinde sammelte.
    »Na, dann breche ich langsam …«
    »Mat«, sagte sie plötzlich. »Mit einem ›t‹.«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Bitte?«
    »Ich wusste doch, dass er mir wieder einfallen würde«, erklärte sie lächelnd. »Alex’ Freund aus der Kirche. Sein Name war Mat.«

13
    Bevor ich zu Bett ging, griff ich nach der Aktenmappe mit den ausgedruckten Seiten, die Cary mir überlassen hatte, und nahm die DVD heraus. Ich setzte mich hin, schob sie ins Disc-Fach und drückte auf »Start«.
    Da das Video mit einer Handkamera aufgenommen worden
war, wirkten die Bilder anfangs verwackelt und desorientierend, bis sie nach und nach ruhiger wurden. Es begann mit einigen Aufnahmen der Felder rings um den Unfallschauplatz und die Stelle, an der der Wagen gelandet war. Er hatte eine dunkle, ungleichmäßige Spur in der Wiese hinterlassen. Das Gras war versengt. Irgendein Teil des Wagens – vielleicht der Auspufftopf – steckte im Schlamm. Ich hoffte, dass derjenige, der den Film aufgenommen hatte, heranzoomen würde, doch das passierte nicht.
    Stattdessen wurde auf die Stelle geschnitten, wo der Wagen von der Straße abgekommen war. Auf dem Asphalt war eine Benzinspur zu erkennen. Glassplitter. Das Licht war nicht besonders gut. Als ich einen kurzen Blick auf den Timecode in der Ecke warf,

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