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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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an.«
    »Ich lüge nicht.«
    Eine Weile sagte er gar nichts. Alles, was ich hörte, war mein eigener Atem. Dann schob sich von der Seite her ganz langsam seine Pistole in mein Blickfeld.
    »Diese Dinger tun weh«, sagte er und schob sie hart unter mein Kinn. Meine Muskeln zuckten. »Du lässt dich besser auf ein Tänzchen mit mir ein, David. Sonst garantiere ich dir ein Plätzchen in der Erde, gleich neben deiner Frau.«
    Sie wussten alles über mich. Sie kannten meinen Namen. Sie wussten von Derryn. Es schien, als würde mein ganzes Leben durch ein Loch in die offenen Arme von jemand anderem rinnen.

    »Jade hat gesagt, ich wäre in Gefahr.«
    »Na, da hat sie recht gehabt. Weißt du auch, warum?«
    »Ich kann es mir denken?«
    »Dann versuch’s mal.«
    »Alex.«
    » Bitte . Du glaubst wirklich, hier geht es um ihn?«
    Ich zuckte die Schultern.
    » Hör auf , die Schultern zu zucken, wenn ich dich etwas frage!«
    Nach einer Pause fuhr er fort. »Ich denke, das kleine Durcheinander in der Kirche geht auf dein Konto.«
    Ich antwortete nicht; ich wollte nicht zugeben, dass ich Michaels Kisten durchsucht hatte.
    »Einbruchdiebstahl ist ein Verbrechen«, erklärte er.
    »Und wie, zum Teufel, nennen Sie das hier ?«
    Der Mann lachte. »Der Unterschied besteht darin, dass du nicht weißt, wer ich bin. Aber ich weiß, wer du bist. Ich weiß alles über dich.«
    Er drückte mir die Waffe wieder gegen die Wange, und ich spürte die Umrisse der Mündung. Die Angst stieg aus meiner Brust bis in die Kehle hoch.
    »Befand sich die Adresse der Kirche in der Dose?«
    Konsterniert hielt ich inne. Die Dose. Er wusste von der Dose.
    »David.«
    »Ja.«
    »Wo war die Adresse?«
    »Auf der Rückseite einer Geburtstagskarte.«
    »Was war sonst noch drin?«
    Ich dachte an das Foto, das ich Cary geschickt hatte. »Nichts. Nur Fotos.«
    »Nur Fotos?«
    Ich nickte.

    »Lüg mich nicht an!«
    »Ich lüge nicht.«
    Er ließ die Hand mit der Pistole sinken.
    »Gut, lass mich dir etwas erklären. Der Grund, warum du hier bist, statt zu Hause mit den Füßen am Kamin zu hocken, besteht darin, dass du am Rande eines Kreises stehst und einen kurzen Blick auf das erwischt hast, was sich in diesem Kreis befindet.« Wieder der Geruch nach Bonbonfabrik. »Unglücklicherweise ist es so, dass man nicht einfach wieder gehen kann, wenn man erst einmal einen Blick in den Kreis geworfen hat – und deswegen frierst du dich hier in diesem beschissenen Loch zu Tode.«
    Ich merkte, dass ich mehrmals hintereinander das Bewusstsein verlor und wiedererlangte.
    »Ich weiß über dich Bescheid, David«, fuhr er fort. »Ich kenne deinen Hintergrund und weiß, woher du kommst und was du treibst. Es ist mein Job, das alles zu wissen, weil es mein Job ist, dafür zu sorgen, dass Leute wie du nicht all das kaputt machen, was ich aufgebaut habe. Und weißt du, was? Als ich mich über dich kundig gemacht habe, ist mir eine Frage gekommen: Bei diesen ganzen Nachforschungen, geht es da um den Jungen – oder geht es um deine Frau?«
    Ich blickte auf, drehte mich ein Stück, und er hob eine Hand, packte mein Gesicht, zwang es wieder nach unten, noch tiefer diesmal, bis mein Kopf beinahe zwischen meinen Knien steckte.
    Ich spürte, wie mir das Blut in die Kehle stieg.
    »Du bist ein starker Mann, David«, fuhr er fort. »Aber durch ihren Tod bist du leicht zu kontrollieren. Wenn Menschen sterben, tut es weh. Es saugt dich völlig aus. Du fühlst dich innerlich so hohl, dass du nicht glauben kannst, dass du jemals wieder normal empfinden wirst. Sie sind tot . Deine Frau, der Junge, den du finden willst, sie sind tot.«

    »Wenn er tot wäre, wäre ich jetzt nicht hier«, sagte ich.
    Mit einem Ruck riss er meinen Kopf ein Stück herum und beugte sich ganz dicht an mein Ohr vor. Seine Lippen berührten mein Gesicht. »Du willst sterben, David – geht es darum?«
    Ich fühlte, wie seine Finger sich zu beiden Seiten um meinen Kopf legten, so als suchte er nach einer geeigneten Position, ehe er mir die Waffe in den Mund schieben würde. Dann – blitzschnell – versetzte er mir einen Schlag gegen das Gesicht, so hart, als wäre ich mit einem Güterzug zusammengeprallt. Ich kippte mitsamt dem Stuhl zur Seite und schlug kopfüber auf dem Boden auf.
    Dunkelheit.
     
    Ich öffnete die Augen. Mein Kopf wurde hinunter zwischen meine Beine gedrückt. Alles, was ich sah, waren meine Füße, flach auf dem Boden. Um meine Zehen herum war der Schnee geschmolzen. Seine Hand hielt meinen

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