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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Nacken, und seine Finger lagen fest hinter meinem Ohr. Ein Rinnsal von Blut sickerte aus meinem Haaransatz. Es bahnte sich seinen Weg über meine Stirn und in mein Auge.
    »Was weißt du sonst noch?«, fragte er.
    Ich zuckte und versuchte, das Blut aus meinem Auge zu schütteln, doch seine Hand drückte meinen Kopf noch fester nach unten, zwang ihn noch tiefer zwischen meine Knie.
    »Was noch?«, wiederholte er.
    »Ihr rekrutiert Leute.«
    »Hat Jade das gesagt?«
    Ich nickte.
    »Was meinst du mit ›rekrutieren‹?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Lügst du mich schon wieder an, David?«
    »Nein.«

    »Gut. Was noch?«
    »Einige von euch sind angeblich tot.« Ich machte eine Pause. Schmeckte das Blut in meinem Mund. Wieder übte er Druck auf meinen Nacken aus – er wollte, dass ich weiterredete. »Ihr habt eine Wohnung, die von einer nicht existierenden Firma gemietet ist, und einen Pub, mit dem ihr Geld verdient. Eine Tarnung. Voll von euren Leuten, die furchtbar nervös werden, sobald jemand Fragen stellt. Wenn sich eine Lücke auftut, schafft ihr die Leute woanders hin, und die Lücke schließt sich wieder.«
    »Was noch?«
    »Mehr weiß ich nicht.«
    »Blödsinn. Was noch?«
    Ich versuchte nachzudenken. Das war im Wesentlichen alles. Als er gesagt hatte, ich stünde am Rande eines Kreises und würde hineinschauen, hatte er recht gehabt. Ich hatte irgendetwas in diesem Kreis gesehen; ich wusste, dass etwas nicht stimmte, dass irgendwas vor sich ging – dass Alex vielleicht tatsächlich noch lebte. Aber von den genaueren Zusammenhängen hatte ich keinen Schimmer.
    »Was noch, du Stück Scheiße?« Er zwang meinen Kopf wieder nach unten, und etwas klickte. Ein Knochen in meinem Nacken. Ich spürte einen stechenden Schmerz, der durch mein Rückgrat fuhr, bis hinauf in den Schädel.
    Er glaubte, ich wüsste mehr. Während ich versuchte, mir einen Plan zurechtzulegen, wurde mir klar, dass ich damit einen Trumpf in der Hand hatte. Vielleicht war das sogar mein einziger Weg, zu entkommen. So zu tun, als wüsste ich mehr, und ihn danach suchen lassen, was es sein könnte.
    »Sie glauben, dass das, was Sie tun, eine Art göttlicher Mission ist.«
    Er lockerte den Griff kaum merklich und beugte sich ganz nah an mein Ohr heran.

    »Was hast du gesagt?«
    »Sie glauben, es ist eine göttliche Mission.«
    »Ich glaube ?«
    Ich spürte, wie er sein Gewicht verlagerte. Mit der einen Hand drückte er mich nach unten und mit der anderen griff er nach etwas.
    »Weißt du, David, ich bin kein Fan der Politik. Alles, was ich dadurch gelernt hatte, ist die Tatsache, dass Macht korrumpiert. Gib schwachen Menschen absolute Macht, und du wirst nur noch mehr Schwäche heranzüchten.«
    Ich spürte, wie ich vor Angst eine Gänsehaut bekam. Mein Herz fühlte sich an, als würde es anschwellen. Er hatte aufgehört, mir Fragen zu stellen. Wir hatten die Endstation erreicht.
    »Warten Sie«, sagte ich.
    »Aber etwas geht mir nicht aus dem Kopf. Ein Satz, den Josef Stalin einmal gesagt hat. Ich bewundere den Mann nicht … Ich stimme nur zufällig mit seinen Ansichten überein.«
    »Einen Moment, ich habe Ihnen noch nicht alles gesagt …«
    »Weißt du, was er gesagt hat, David?«
    »… was ich weiß.«
    »Er hat gesagt: ›Der Tod löst alle Probleme – kein Mensch, kein Problem.‹«
    Ich hörte einen Piepton und dann ein Freizeichen. Er benutzte sein Handy.
    »Zack. Ich bin’s. Ihr könnt ihn jetzt holen.« Eine Pause. Schweigen. »Und sorgt dafür, dass ihr ihn irgendwo begrabt, wo ihn keiner findet.«

27
    Als sie mich aus dem Wagen zerrten, kam ich zu mir. Es war noch dunkel und schweinekalt – vielleicht drei oder vier Uhr morgens – und ich trug bloß Hose und T-Shirt. Nichts darüber. Keine Schuhe. Keinen Mantel.
    Jemand schob mich unsanft gegen den Wagen und drehte mich um. Es war der Schwarze aus dem Haus in Bristol. Er hielt ein Messer in der Hand und schnitt damit das Klebeband durch, mit dem man meine Hände gefesselt hatte. Ich schaute mich um. Wir befanden uns auf einem schlammigen und düsteren Feldweg irgendwo auf dem Land. Von beiden Seiten ragten Äste von Bäumen über unsere Köpfe. Es war totenstill, und die nächste Hauptstraße musste kilometerweit entfernt sein.
    Hinter mir wurde die Beifahrertür geöffnet und wieder geschlossen, und ein zweiter Mann tauchte links von mir auf: Jason, den ich vor dem Apartment in Eagle Heights verfolgt hatte. In der einen Hand eine Pistole, in der anderen eine Taschenlampe,

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