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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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zurückkehrten. Er hatte irgendetwas geholt. Ich bewegte den Kopf, hob ihn leicht an, weil die Position mir Schmerzen bereitete. Diesmal fühlte ich, wie sich seine Hand um meinen Hinterkopf legte und mir ein Pistolenlauf am Ohr vorbei unters Kinn geschoben wurde.
    »Was habe ich dir gesagt?«
    »Ich kann ihn so nicht halten«, sagte ich durch den Knebel hindurch.
    »Beweg dich noch einmal, und ich jage dir eine Kugel ins
Hirn.« Er drückte den Lauf noch fester an meine Kehle. »Und jetzt bleib so, und lass die Augen zu!«
    In der nachfolgenden Stille wurde mir klar, dass seine Stimme mir vage bekannt vorkam. Mein erster Gedanke war der Mann mit den Tattoos. Doch er war es nicht. Ich hätte seine Stimme erkannt, wenn ich sie noch einmal gehört hätte. Aber wer dann? Ich gab mir alle Mühe, mich zu konzentrieren. Die Kälte und die Angst machten mir allmählich zu schaffen.
    Er drückte mir die Pistole hart ans Gesicht und nahm sie dann – genauso plötzlich – wieder weg. Ich verhielt mich ruhig, schaute weiter zwischen meinen Beinen nach unten, weil ich vermutete, er wollte mir eine Falle stellen. Stattdessen griff er um meinen Kopf herum und nahm mir den Knebel aus dem Mund.
    »Mach ein einziges Geräusch, das lauter ist als ein Flüstern, und meine Leute werden eine Woche lang damit beschäftigt sein, Stückchen von deinem Gesicht vom Boden zu kratzen.«
    Meine Leute. Er ist der Chef.
    Er warf den Knebel fort, der im Schnee landete. Wieder konnte ich seinen Atem riechen. »Jetzt werde ich dir ein paar Fragen stellen, und du wirst mir die Wahrheit sagen. Wenn du irgendwas verschweigst, reiße ich dir die Gurgel in Stücke.«
    Er war wieder ganz dicht an meinem Ohr.
    »Erstens, was, zum Teufel, suchst du hier?«
    »Alex«, erwiderte ich ruhig.
    »Ah, ich verstehe .« Ein kurzes, aggressives Auflachen. »Ich bin sicher, dass Jade dich während eures gemütlichen kleinen Plauschs gewarnt hat, die Finger von dieser … ich weiß ja nicht, wie du es nennen würdest … von dieser Suche zu lassen.«

    Er spuckte das Wort Suche geradezu aus, und ich fühlte seine Spucke in meinem Gesicht, wie sie langsam meine Wange hinunterlief.
    Ich zuckte die Schultern.
    »Was soll das heißen?«
    Ich sagte nichts. Gab ihm keine Antwort.
    » Häh?« , sagte er. Er war noch ein Stück näher gerückt.
    Wieder antwortete ich nicht, sondern schaute einfach zwischen meine Beine. Auf mein Blut dort im Schnee. Auf meine Füße, die nach und nach blau wurden.
    »Willst du mir antworten, David?«
    Ich ließ das Schweigen sich ausdehnen.
    Er wartete nicht lange. Während ich noch versuchte, mir einen Plan zurechtzulegen, zog er mir den Griff seiner Pistole über den Hinterkopf. Und das Weiß des Schnees verwandelte sich in das Schwarz der Bewusstlosigkeit.
     
    Als ich wieder zu mir kam, war ich woanders. Es war dunkel. Ich hörte den Wind, spürte ihn aber nicht. Hoch oben, links von mir, befand sich ein Fenster. Mondlicht fiel herein. Ich drehte den Kopf leicht nach rechts und entdeckte im Augenwinkel eine Tür schräg hinter mir. Ich befand mich in der Fabrik, die ich zuvor gesehen hatte.
    Meine Augen brauchten eine Weile, um sich an das Licht zu gewöhnen. Als es so weit war, sah ich eine Gestalt mit dem Rücken zu mir auf einer Treppe am anderen Ende des Raumes sitzen. Sie rauchte eine Zigarette, die in regelmäßigen Abständen orange aufglühte. Ich wusste, dass es ein Mann war: breite Schultern, kurz geschorene Haare, große weiße Hände, die auf den Stufen lagen.
    »Hörst du schlecht, David?«, fragte er.
    Ich reagierte nicht.
    » Antworte mir!«

    »Nein«, erwiderte ich. Ich nahm den angeschlagenen Ton meiner eigenen Stimme wahr. Die untere Hälfte meines Körpers war völlig taub von der Kälte, und mein Hinterkopf fühlte sich an, als stünde er in Flammen.
    »Gut.«
    Er nickte vor sich hin, nahm einen letzten Zug an seiner Zigarette und schnippte sie fort. Ihr Glimmen erstarb in der Nacht. Er kam die Treppe herunter, wobei seine Schuhe auf die Metallstufen hämmerten, und verschwand in der Dunkelheit. Ich hörte ihn, konnte ihn aber nicht mehr sehen. Dann wurden seine Schritte dumpfer.
    Wieder dachte ich darüber nach, wo ich die Stimme bereits gehört hatte. Er sprach anders als die anderen, kontrollierter, mit mehr Autorität.
    »Sind Sie der Boss?«, fragte ich.
    Keine Antwort.
    Dann, von einem Moment auf den anderen, stand er hinter mir.
    »Was hat Jade dir gesagt?«
    »Nichts.«
    Er seufzte. »Lüg mich nicht

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