Totgesagt
das Neuste noch nicht?”
“Das Neueste?”
“Hunter Solozano zieht nach Stillwater. Hat das alte Haus der Familie Dunlap gekauft.”
“Was?” Hunter hatte sich über zwei Wochen nicht gerührt. Sie hatte schon geglaubt, er habe ihre kurze Affäre bereits ad acta gelegt und sie aus dem Gedächtnis gestrichen. “Das darf ja wohl nicht wahr sein!”
“Ich hab’s aus einer ziemlich verlässlichen Quelle.”
“Von wem?” Ihr Puls begann zu rasen.
“Na, von ihm höchstpersönlich. Bin ihm heute im Supermarkt über den Weg gelaufen.”
Schlagartig blieb Madeline die Spucke weg. “Er war einkaufen? Hier bei uns?”
“Nein, er stand auf dem Parkplatz und beguckte sich das Schild. Als ich ihn ansprach, meinte er, er könnte es noch überhaupt nicht fassen, dass er bald immer dort shoppen gehen muss.”
Typisch, das sah ihm ähnlich! Unwillkürlich musste Madeline lachen. Aber wieso hatte er sie nicht angerufen? “Er hat gesagt, er zieht hierher? Endgültig?”
“Genau. Und noch eins hat er mir verraten.”
“Mensch, Grace, mach’s nicht so spannend!”
“Er kommt deinetwegen.”
Die Türglocke klingelte. Als Madeline sich umdrehte, setzte ihr fast das Herz aus: Grace hatte recht: Hunter war tatsächlich in der Stadt. Er stand in ihrer Redaktion.
“Du, Grace … ich … ich muss Schluss machen”, stammelte sie benommen und legte auf, obwohl sie gar nicht wusste, ob Grace das auch mitbekommen hatte.
“Hi”, rief Hunter und schenkte ihr ein Lachen, das sie ausgesprochen sexy fand. “Gehen wir essen?”
EPILOG
S echs Monate später
“Wohin soll das hier?”
Madeline, die gerade in einem vor ihr stehenden Karton herumwühlte, unterbrach sich und hockte sich auf die Fersen. “Was ist denn drin?”, fragte sie ihren Stiefbruder.
Anscheinend nichts, was ihn sonderlich beeindruckte – jedenfalls nach seiner Miene zu urteilen. “Garn und Wolle. Und ‘n paar alte Strickanleitungen.”
Als sie zögerte, musterte er sie mit hochgezogener Augenbraue. “Du kannst doch gar nicht stricken!”
Sie lachte. “Nee, weiß ich. Mom hat mir das alles vermacht, als sie wegzog. Ich dachte, ich lerne es vielleicht mal.”
“In naher Zukunft?”
“Ach, Unsinn!”
“Dann weg damit!”
“Meinetwegen.” Er trug den Karton nach vorn vors Haus, wo Allie, Irene, Grace und Kennedy ihr beim Garagenverkauf aushalfen. Kaum war er weg, da fürchtete sie schon, ihre altbekannten Ängste könnten sie wieder einholen. Endlich ließ sie los, machte sich frei, entschlackte, schaute nach vorn. Anscheinend machte es ihr nichts aus. Es war aber auch höchste Zeit. Und außerdem einfacher, denn die Aussichten standen nicht schlecht. Sie konnte ihren uralten Krempel gegen Dinge auswechseln, die für ihre Zukunft mit Hunter standen. Sie wollten nächste Woche zusammenziehen. Nach der Hochzeit.
“Alles klar?”
Beim Klang von Hunters Stimme drehte sie sich um. Über und über mit grüner Dispersionsfarbe bekleckert, stand er in der Küchentür. “Alles bestens.” Sie lächelte ihm aufmunternd zu. “Schon von dem Baby gehört?”
“Ja, was denkst du denn! Dein großer Bruder redet doch von nix anderem mehr! Der hält das bestimmt keine sieben Monate mehr aus!”
Sie rappelte sich hoch und warf einen Blick in die Küche. “Wie geht’s voran mit dem Streichen?”
“Prima. Wenn ich fertig bin, sieht alles wie neu aus.”
“Vielleicht sollten wir das Haus verkaufen.”
“Von wegen. Dir gefällt es hier doch viel zu gut.”
Das stimmte. Ihre Kinder sollten in Stillwater groß werden, ganz dicht bei der Familie. Nach allem, was sie durchgemacht hatten – und nach dem drohenden Zusammenbruch wegen der perversen Neigungen eines Mannes –, verstanden sie sich alle besser als je zuvor, hielten noch enger zusammen, waren endlich glücklich. Sie wusste jedoch, dass Hunter sich um seine Tochter sorgte, weil er so weit von ihr entfernt war.
“Wir könnten ja für ein paar Jahre nach Kalifornien ziehen”, schlug sie vor. “Bis zu Marias achtzehntem Geburtstag.”
“Das werde ich mir bei Gelegenheit mal durch den Kopf gehen lassen”, versprach er. “Einstweilen fühle ich mich hier ganz wohl.”
“Es macht dir wirklich nichts aus?”
“Nein. Zumal sie …” – er wischte sich die farbverschmierte Hand an der Hose ab – “… sie uns im Sommer besuchen kommt.”
“Was?” Madeline sprang auf. Der Karton war mit einem Schlag vergessen. “Hat sie angerufen?”
Er lächelte auf diese leicht schiefe
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