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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Sie war zehn Jahre alt, als sich ihre Mutter umbrachte. Und als sie sechzehn war, verschwand der Vater plötzlich spurlos. Die ganze Familie steht da seit heute Morgen, nass bis auf die Haut. Die schicke ich nicht eher nach Hause, bevor wir nicht den verdammten Schlitten da aus dem Loch haben. Wir müssen feststellen, ob die sterblichen Überreste des Vaters da drin sind. Hat mich sowieso schon eine volle Woche gekostet, die ganze Sache in die Wege zu leiten.”
    “Wenn Madeline schon so lange wartet”, maulte Rex, “kommt’s doch auf zwei, drei Tage auch nicht mehr an.”
    “Zwei, drei Tage sind zwei, drei Tage!”, erwiderte der Polizeichef scharf. “Außerdem ist Madeline nicht die Einzige, die wissen will, was hier Sache ist. Ist ja wohl nicht zu übersehen!”
    Offenbar meinte er die Vincelli-Brüder, die der Polizei bereits mehrfach Schwierigkeiten bereitet hatten. Laut Joe und Roger waren die Beamten vollkommen unfähig, weil sie noch immer nicht das rätselhafte Verschwinden ihres geliebten Onkels aufgeklärt hatten. Logisch, dass Pontiff den beiden keinen Anlass bieten wollte, sich erneut beim Bürgermeister zu beschweren. Das hatten sie nämlich bei seinem Vorgänger bereits getan.
    “Wir bekommen einen Haufen Druck von ganz oben!”, fuhr er nun fort, schon etwas milder im Ton. “Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das für ‘n Ärger gibt, wenn ich die Sache nicht endlich zum Abschluss bringe. Und zwar bald!”
    Rex guckte verbiestert und rammte die Hände in die Taschen seiner dicken Steppjacke. Madeline hatte ihn nie näher kennengelernt. Er war ein entfernter Verwandter von Toby und aus der Nachbarstadt herbeordert worden, weil der örtliche Abschleppunternehmer meinte, sein Fahrzeug sei für eine solche Aufgabe ungeeignet. “Ist ja gut”, brummte Rex nun. “Aber die Kiste ist voll Wasser und Schlamm; das drückt zusätzlich aufs Gewicht. Da will ich nicht riskieren, dass mir die Motorwinde heiß…”
    Toby ließ ihn nicht ausreden. “Schluss jetzt, Rex! Wenn es kein Notfall wäre, würden wir nicht den ganzen Tag in dieser Eiseskälte hier rumstehen. Wir haben dich angerufen, und du hast zugesagt. Also bitte! Zieh jetzt endlich den verdammten Wagen aus dem See. Deine Maschine hier könnte doch ohne Probleme einen Lastwagen raushieven, so viel PS hat das Ding unter der Haube! Verdammt noch mal, Mann!”
    Madeline zuckte zusammen. Nach all der Anspannung, all dem Frust der letzten Stunden lagen bei allen Beteiligten die Nerven blank. Hinter ihr lagen sieben dramatische Tage. Vor einer Woche war ein halbwüchsiges Mädchen in alkoholisiertem Zustand in das Baggerloch gestürzt und nicht wieder herausgelangt. Ehe jemand einen Rettungsversuch unternehmen konnte, war die Kleine bereits untergegangen. Bei der anschließenden Suche nach der Leiche war man auch auf einen Cadillac gestoßen – den Wagen, der seit Lee Barkers Verschwinden ebenfall als vermisst galt.
    Als Chefredakteurin des Lokalblattes
The Stillwater Independent
hatte Madeline den tragischen Tod des jungen Mädchens von Anfang an mitverfolgt. Dass am Ende aber ganz andere Erkenntnisse dabei herauskommen würden, hätte sie sich nie träumen lassen. Hatte das Auto ihres Vaters etwa die ganze Zeit in diesem vollgelaufenen Steinbruch gelegen? In ihrer unmittelbaren Nähe? Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr? Diese Frage stellte sie sich nun schon seit sieben endlosen Tagen. Die Stadt stand derweil noch unter dem unmittelbaren Eindruck der Tragödie um die ertrunkene Rachel Simmons.
    Rex räusperte sich übertrieben laut. “Mensch, Toby, die Taucher blicken doch selber nicht durch! Bei der trüben Brühe können die da unten doch kaum was sehen, selbst mit Unterwasserlampen nicht. Wer sagt mir denn, dass uns das Drahtseil nicht reißt? Dann rauscht uns das Wrack schnurstracks wieder auf Grund.”
    Zum ersten Male meldete sich nun Clay zu Wort. “Die Taucher haben doch gemeldet, die Seitenscheiben seien runtergekurbelt, stimmt’s?”
    Toby und Rex guckten zu ihm herüber. “Ja, und?”, fragte Rex. “Was soll das für eine Rolle spielen?”
    “Wenn die Seitenscheiben unten sind, dann können die Taucher die Drahtseile da durchführen. Das klappt garantiert. Also los jetzt!”
    Aufgrund seiner Körperkraft und seiner raschen Auffassungsgabe genoss Clay einiges Ansehen, doch andererseits stand für ihn hier eine ganze Menge auf dem Spiel. Mit Blick auf Madelines Vater hatte er einiges an Verdächtigungen über sich ergehen

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