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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ihr Gesicht war weiß und schön.«
    Sein Oberkörper schwankte vor und zurück. Seine Hände lagen ruhig im Schoß, seine Finger umklammerten die Hutkrempe, sein Atem ging schnell. Ann-Kristin schloss die Augen. Die Bettdecke bewegte sich gleichmäßig auf und ab. Ann-Kristin war eingeschlafen.
    »Im Sommer fahren wir an die Nordsee«, sagte er, stand auf und stellte den Stuhl an die Wand. »Und wir werden vier Wochen dortbleiben.« Noch einmal wandte er sich zum Bett, dann, mit einem Ruck, an Liz. »Was hast du erfahren?«
    Seine Stimme klang völlig verändert.
     
    »Miriam Oberhaus, Mimi, behauptet, sie kann sich an nichts erinnern, weder an den Inhalt des Gesprächs mit dir noch an den 8. April vor sechs Jahren. Sie weiß nichts, sagt sie. Ob sie einen gewissen Robert Borkham, Ringo, kennt, bezweifelt sie. Jedenfalls ist sie zu keiner konkreten Aussage bereit. Auch die beiden Stammgäste, die zu dir gesagt haben, Micha hätte ein Verhältnis mit der Mutter des Mädchens, bestreiten ihre Aussagen. Sie bestätigen, dass du in der Kneipe warst, an mehr können sie sich nicht erinnern. Ich war mit Sigi auch noch bei Michaela Peters in der Winterstraße, es war niemand zu Hause. Eine Nachbarin sagt, Frau Peters und ihr Lebensgefährte seien vor einer Stunde mit dem roten Polo der Frau weggefahren, sie habe zufällig aus dem Fenster gesehen. In der Eckkneipe wusste niemand was Genaues. Alles bleibt beim Alten. Deine Nachforschungen waren umsonst. Aber wenn das stimmt, was Mimi dir erzählt hat, müssen wir davon ausgehen, dass Jockel Krumbholz nicht gelogen hat, als er in seinem Geständnis ausgesagt hat, sein Vater habe die Leiche weggeschafft.«
    Liz und Fischer hatten den Parkplatz beim Krankenhaus erreicht.
    »Michaela Peters hat ihr Verhältnis mit Schell zugegeben«, sagte Fischer.
    »Das öffnet keine neuen Fenster.«
    »Wo sind Michaela und Rost hingefahren?«, sagte Fischer. Er atmete tief ein und aus. Es war kalt, die Luft roch nach Schnee.
    »Bist du deshalb ins Kloster gegangen?«, fragte Liz. »Weil du die Schuldgefühle nicht mehr ertragen hast?«
    Fischer wankte vor Müdigkeit und hoffte, Liz würde es nicht bemerken. »Nein. Das ist nicht wahr.«
    »Und jetzt?«
    »Ich nehme dich mit.«
    Sie war mit der U-Bahn nach Großhadern gefahren, angeblich, um eine Wohnung zu besichtigen. »Du hast dich verrannt, P-F.«
    »Musst du in die Burgstraße zurück?«
    »Nein.«
    »Gut«, sagte Fischer und sperrte die Beifahrertür seines Wagens auf.
    »Fischer«, sagte Liz. Es kam sehr selten vor, dass sie ihn mit Nachnamen anredete. »Ich bin dir hinterhergefahren, weil ich dich aufhalten muss. Weil ich verhindern will, dass Linhard dich suspendiert. Er hat schon zweimal bei uns angerufen und mit Walter gesprochen. Was war denn los?«
    »Erzähle ich dir, wenn Zeit ist. Ruf bitte bei der städtischen Friedhofsverwaltung an«, sagte er und stieg ein.
    »Hörst du mir nicht zu? Du bist nicht allein, du hast eine Verantwortung, besonders für Ann-Kristin.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann verhalte dich danach.«
    »Das tue ich.«
    »Du tust das Gegenteil.«
    »Steig ein, bitte.«
    »Ich steig nicht ein.«
    »Es ist zu spät, um draußen zu bleiben, Liz.«
    »Nein.«
    Er wartete. Sie stand neben dem Auto und stieß stumme Flüche aus. Wie früher auf dem Schulhof, wenn der sturschädelige Lukas sie einfach stehen gelassen hatte und wie der letzte Mohikaner allein in den Nachmittag abgezogen war.
     
    »Alles, was du getan hast, war richtig«, schrieb er in einer Mail an Marcel Thalheim.
    Sie saßen im ersten Stock eines Internetcafés am Sendlinger-Tor-Platz, Liz schaute in den abwesenden Tag hinaus.Hinter der Trennwand neben Fischer hackte ein junger Mann auf die Tasten des Computers. »Falls du noch Kontakt mit Silke hast, sag ihr, dass sie Scarlett Peters eine besondere Stimme geschenkt hat, die ich immer noch höre.« Fischer versprach, sich wieder bei Marcel zu melden.
    Anschließend rief er in der Kanzlei von Gabriel Rosen an, der Jockel Krumbholz vor Gericht verteidigt hatte. Der Anwalt sah keinen Grund, den Kommissar zu empfangen und noch einmal über den Fall zu sprechen. Auf Fischers Frage, warum er während der Vernehmungsphase seines Mandanten in Urlaub gefahren sei, erklärte Rosen, er habe seiner vierjährigen Tochter, die seit der Scheidung bei ihrer Mutter lebte, versprochen gehabt, einige Tage mit ihr am Meer zu verbringen. Im Übrigen habe ihm Soko-Leiter Koburg zugesichert, dass er und eine Kollegin vor

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