Touchdown fürs Glück (German Edition)
vermittelst ihm falsche Werte, wenn du mit materiellen Dingen um dich wirfst.“
Belehrt zu werden hatte er noch nie leiden können. „Der Junge hat einen knallroten Kopf, Emma. Ich werfe nicht mit Geld um mich, sondern hab e ihm ein Basecap gekauft. Was kann ich dafür, dass die Sachen in diesem Saftladen überteuert sind?“
„Es geht ja nicht nur um das Cap.“ Seufzend meinte sie, „du verwöhnst ihn regelrecht.“
Sein Gesicht wurde härter, „inwiefern verwöhne ich ihn?“
„Was ist mit der Playstation und den Computerspielen bei dir zu Hause?“
Julian biss die Zähne zusammen, „das ist ja wohl meine Angelegenheit!“
Provokant zog sie eine Augenbraue hoch, „du gibst es also zu?“
„Zum Teufel, nein!“
Da sie erschrocken zurück zuckte, wurde seine Stimme wieder ruhiger, „ich spiele gerne mit ihm Autorennen, wenn er bei mir ist. Die meiste Zeit beschäftigt sich sowieso mein Kumpel Brian damit. Warum regst du dich darüber so auf?“
„Es ist die Politik unserer Organisation, dass ihr als Mentoren ein Ehrenamt ausführt. Ihr sollt den Kindern beistehen und für sie da sein, sie aber nicht mit Geld abspeisen.“
Julian merkte, dass er fuchsteufelswild wurde, „findest du etwa, dass ich ihm keine Zeit widme, sondern mit Geld besteche?!“
„Das habe ich nicht gesagt.“ Sie blickte ihn immer noch ruhig und gelassen an, während er kochte. Anstatt sich richtig zu streiten und emotional zu werden, blieb sie analytisch und völlig emotionslos. Das hier war keine Geschäftsdebatte, in d er man seine Argumente darlegte , sondern ein Streit, verdammt nochmal!
„Dann sag mir doch endlich, was du eigentlich willst!“
„ Derek soll lernen, dass er dich als Freund sehen kann – nicht als spendablen Weihnachtsmann.“
Am liebsten hätte er mit dem Fuß aufgestampft, „ich bin kein Weihnachtsmann, sondern sein Kumpel, der nun einmal Geld hat! Weißt du was? Ich bin gerne spendabel und freue mich, ihm etwas Gutes zu tun. Egal , ob wir zusammen kostenlos Inline skaten , oder ich hundert Dollar pro Kopf für einen Freizeitpark ausgebe!“
„Du musst nicht gleich schreien“, wies sie ihn ruhig zurecht. „Ich habe dir nur gesagt, wie es bei uns in der Organisation geregelt werden soll .“
Julian atmete tief durch, „heute bist du unser Gast und nicht di e offizielle Repräsentantin dies er Organisation. Gewöhn dich dran.“ Er drehte sich um und setzte Derek die Mütze auf den Kopf , der sich ruhig und interessiert mit dem Bildband beschäftigt hatte . Vielleicht war Julian kindisch und trotzig, aber er kaufte seinem Schützling auch noch das Buch, während er Emma provokant den Rücken zudrehte.
Von den Spannungen merkte der Junge während des weiteren Zoobesuchs nichts, sondern verbrachte einen schönen Nachmittag . Julian regte sich nur langsam wieder ab und war frustriert, weil Emma ihn mit ihrer stoischen Art, über seine Beziehung zu Derek wie eine Psychologin zu richten, wütend gemacht hatte. Ihre Einwände waren belehrend und zudem falsch.
Der Junge sa h keinen Weihnachtsmann in ihm, er bat ja nicht einmal um eine Limo, wen n sie ihm nicht angeboten wurde! Für Julian war es anfangs eine immense Umstellung gewesen, auf Derek s Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, weil er an Zach gewöhnt war, der nach Trinken verlangt hatte , wenn er durstig war, oder ihm ganz einfach gesagt hatte, wenn ihm etwas nicht passte. Derek war dagegen viel kleinlauter und wagte kaum , nach etwas zu fragen – selbst wenn es eine Limo war. Ihn musste er ständig fragen, ob er Durst oder Hunger hatte. Von selbst käme er nie dar auf, nach einem Basecap zu bitte n.
Er führte eine tolle Beziehung zum Jungen und wollte sich von Emma da nicht reinreden lassen, außerdem fand er die Vorstellung albern, überhaupt kein Geld für seine Unternehmungen mit Derek ausge ben zu sollen. Diese Idee war seiner Meinung nach überhaupt nicht praktikabel, weil sie utopisch war. Wenn man mit Kindern unterwegs war, gab man halt Geld aus! Außerdem tat er es gerne.
Als sie Derek am Abend nach Hause bracht en, hatte sich Julian bereits auf eine Fortsetzung des Streits eingestellt und si ch wunderbare Argumente zurecht gelegt , als sie ihm jeden Wind aus den Segeln nahm, in dem sie sich bei ihm entschuldigte. Er hielt vor seinem Haus an und blickte sie verblüfft an.
„Du hattest Recht, Julian. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen.“
Unsicher, wie er damit umgehen sollte, drehte er den Kopf zu ihr.
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