Touched
meine Handfläche in seine. Er zuckte und biss dann die Zähne zusammen, um seinem Verlangen, sich zur Wehr zu setzen, nicht nachzugeben.
Das Scannen dauerte länger als erwartet.
Sein Körper war auf eine Weise anders, für die ich nicht mal im Ansatz eine Erklärung hatte. Bei Muskeln, Organen und Knochen stimmte alles – sie waren gesund und funktionierten.Dennoch arbeiteten sie schneller und kräftiger als andere, die ich gescannt hatte. Und er gab mehr Wärme ab. Die innere Maschinerie wirkte menschlich, aber das Triebwerk war leistungsfähiger und feiner eingestellt. Es war der Unterschied zwischen einem hochklassigen BMW und einer Schrottkarre aus den Siebzigern. Allmählich verstand ich, wieso seine Reflexe so geschmeidig waren und er sich so selbstsicher bewegte. Ich fragte mich, ob die Unterschiede mit seiner Gabe zu tun hatten oder ob es einen anderen Grund dafür gab. Eines wusste ich allerdings mit Sicherheit: Er war nicht so wie ich.
Meine Entdeckungen wurden nebensächlich, als mein ganzes Wesen davon in Anspruch genommen wurde, seine Wunden zu heilen und Rötungen und Schmerzen verschwinden zu lassen. Grüne Funken bewegten sich in einem Bogen von meiner Handfläche zu seiner. Erschöpft ließ ich die Hand fallen. Vor Schmerzen fiel ich auf die Knie.
Ich musste meinen Körper heilen, dem Pochen ein Ende bereiten, aber wegen des Kreischens in meinem Kopf konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. In meinem geschwächten Zustand war es mir unmöglich, die Verbrennungen zu heilen, aber zumindest betäuben konnte ich sie. Ich schlotterte vor Kälte und Anspannung. Ich tat etwas, das sich mit der Abtötung der Spitzen angegriffener Nerven vergleichen ließ, sodass sie meinem Gehirn nichts von den quälenden Schmerzen mitteilen konnten.
Es klappte. Ich sank auf den nassen Boden und rollte mich im Schnee zusammen, schweißgebadet und völlig entkräftet. Geraume Zeit später kehrte mein Bewusstsein zurück und ich spürte, wie mir jemand mit rauer Hand das Haar aus dem Gesicht strich. Da, wo er mich berührte, entstand eine große Wärme, doch anders als im Innenhof des Clubs tat es diesmal nicht weh. Im Gegenteil, ich empfand sie als angenehm, denneine winterliche Brise ließ mich frösteln. Es war nicht gerade der beste Zeitpunkt, um meine Mauern einstürzen zu lassen. Jetzt war ich schwach, während Asher stark war. In diesem Zustand war ich wehrlos.
Er schien meine Nervosität zu spüren und wich zurück. Zwischen uns fuhr eine mentale Mauer hoch – seine, nicht meine – und ich blinzelte. Er verfügte also auch über ein Abwehrsystem. Meine Mauer hielt meine Gabe in Schach wie ein Damm, der meine Energie davor bewahrte überzulaufen, um auf gut Glück Fremde zu heilen – oder hielt jemanden wie ihn davon ab, sie in Geiselhaft zu nehmen. Ich fragte mich, wie all das funktionierte, denn zum ersten Mal tat es nicht weh, als er mich berührte. Als ich Asher betrachtete, stellte ich fest, dass er besser hätte aussehen müssen, denn sein Gesicht schimmerte immer noch weiß. Beunruhigt runzelte ich die Stirn.
Erzähl mir nicht, ich hätte mir das umsonst angetan.
» Alles okay mit dir?«
Sein tiefes Lachen klang zittrig. »Das fragst du mich?«
Ich nickte.
Er kannte die Wahrheit also nicht. Oder nur einen Teil davon. Er wusste, ich konnte heilen, doch waren ihm die Auswirkungen auf mich nicht klar. Ich beschloss, diesen wunden Punkt besser für mich zu behalten, musste aber irgendetwas antworten. Schlotternd setzte ich mich auf und erzählte ihm nur die halbe Wahrheit. »Beim Heilen verbraucht man eine Menge Energie, das ist alles.«
Ungläubig schüttelte er den Kopf, während er sich die Jacke abklopfte. »Du lügst. Du hattest Schmerzen. Dabei läuft das doch so eigentlich gar nicht.«
Er legte mir den Mantel um die Schultern, und ich genoss die kontrollierte Hitze seines Körpers. Ich steckte meine Nase unter den Kragen und atmete seinen holzigen Geruch ein.
Endlich wurde mir warm.
Bestimmt würde er nicht lockerlassen und die ganze Wahrheit erfahren wollen. Doch trotz unseres augenblicklichen Waffenstillstands war es völlig ausgeschlossen, ihm meine Geheimnisse anzuvertrauen. Dabei hätte ich zu gern gewusst, ob seine mentale Mauer wie meine funktionierte! Aber durch Fragen konnte mehr ans Licht kommen, als mir lieb war.
In der Hoffnung, ihm würde nicht auffallen, dass ich meine rechte Hand schonte, stützte ich mich mit der linken auf einem Baumstumpf ab und rappelte mich
Weitere Kostenlose Bücher