Touched
zurückgekehrt war. Geistesabwesend grübelte ich über deren Ursache und die ständige Wiederkehr, aber ich konnte nichts finden, das ihn plagte.
»Lucy und Laura sind schon ganz hibbelig. Ich glaube, viel länger kann ich sie nicht mehr hinhalten. Ich hab dir eine Tasse Kaffee mitgebracht. Als kleine Stärkung.«
Offensichtlich hatten Ben und ich dieselbe Ansicht, was das Shoppen anging. »Ich komme gleich.«
Wir tauschten ein kleines Lächeln aus, und er wandte sich zum Gehen.
»Ben?«
Er blieb stehen und sah zu mir zurück.
»Danke für …« Ja, wofür denn eigentlich? Dafür, dass er sich wie ein Freund benahm? Für meine Schwester, die sich zur besten Freundin entwickelte, die ich je hatte? Für ein sicheres Zuhause? Für eine liebe Stiefmutter, die sich um mich kümmerte? Ich fand einfach nicht die richtigen Worte. Ich deutete auf den Kaffee. »Für alles.«
Die Stimme meines Vaters klang heiser. »Gern geschehen, Remy. Immer gerne.«
Ich hatte mir den Einkaufsbummel mit Laura und Lucy wirklich schrecklich vorgestellt, doch das war er ganz und gar nicht. Sie flippten richtig aus, wenn sie wieder was für mich entdeckten. Mir war alles recht, solange ich nicht meine Jeans gegen Röcke eintauschen musste. Gegen Röcke hatte ich eigentlich nichts, aber für nichts in der Welt würde ich etwas tragen, das meine bloßen Beine arktischen Temperaturen aussetzte.Später überraschte mich Laura mit einem Friseurbesuch und einer Maniküre.
Auf dem Heimweg saß ich auf der Rückbank von Lauras SUV und lauschte dem Gespräch der beiden. Als wir in die Einfahrt bogen, stand neben Bens Wagen ein schwarzes Motorrad.
Lucy drehte sich zu mir nach hinten. »Äh, Remy. Ich glaube, du hast Besuch!«
Asher kam zum Auto, um uns zu begrüßen. Er hatte doch tatsächlich einen ganzen Tag gewartet, um sich Antworten abzuholen.
Um Zeit zu schinden, ging ich zur Heckklappe des SUV und wollte die Einkaufstüten herausholen. Zwei männliche Hände, die die Tüten hochnahmen, erschreckten mich.
In Ashers höflicher Stimme schwang leichte Anspannung mit. »Du gestattest. Meinst du, so wie deine Hand zugerichtet ist, solltest du das tun?«
Laura kam zu uns und musterte Asher argwöhnisch, ehe sie sich mir zuwandte: »Remy? Stimmt mit deiner Hand etwas nicht?«
Mein unbekümmertes Lächeln beruhigte sie. »Nein, alles okay. Hab leider den Nagellack schon verschmiert.«
»Halb so schlimm. Bleibt dein Freund zum Abendessen?«
Ich winkte ab. »Nein. Bin in ein paar Minuten bei euch. Asher und ich haben zusammen Englischunterricht und er braucht Hilfe bei einer Hausaufgabe. Asher, das ist Laura O’Malley.«
Asher nickte in ihre Richtung. Laura zögerte, aber Lucy lotste sie zum Haus. Hinter Ashers Rücken formte sie mit den Lippen das Wort Lügnerin. Dann war sie weg und schloss die Haustür hinter sich. Ich brauchte einen Augenblick, ehe ich kapierte, dass sie meine Beziehung zu Asher meinte. Ich liefrot an und sah Asher dann aber direkt in die Augen. Das brachte ich jetzt besser schnell hinter mich.
«Was gibt’s?«
Er schürzte die Lippen. »Deine Hand. Zeig mal her.«
Es war kindisch, aber ich hielt ihm die linke Hand hin, obwohl mir klar war, dass ich ihn damit provozierte.
»Die rechte, Remy. Es ist nicht klug, sich mit mir anzulegen!«
Unschuldig riss ich die Augen auf. »Das würde mir nicht mal im Traum einfallen!«
Diesmal hob ich meine rechte Hand. Eine kleine Ewigkeit starrte er verdutzt auf meine makellose Haut. Um die Stimmung zu heben, wackelte ich ein bisschen mit den Fingern, und er runzelte die Stirn.
»Gestern Abend war deine Handfläche verbrannt. Wie meine.«
Das war keine Frage, deshalb schwieg ich.
»Du übernimmst die Verletzungen, die du heilst.«
Weder bestätigte noch leugnete ich seine Vermutung.
»Ich blick nicht durch.« Er kam mir so nahe, dass er mich berühren konnte. »Wieso willst du nicht mit mir reden?«
Als wollte ich fragen: Ach, echt? Das fragst du?, zog ich eine Augenbraue hoch. Ich trat von einem Fuß auf den anderen. »Das … wir … es ist zu kompliziert.«
Als sei er zu demselben Schluss gekommen, nickte er.
Ich spähte über seine Schulter und entdeckte Lucy, die uns durch das Küchenfenster heimlich beobachtete und sich nun wegduckte.
Ich nahm ihm die Einkaufstüte ab und er ließ es geschehen. Ich ging um ihn herum und war schon an der Haustür, bevor er sprach.
»Remy? Ich weiß mehr über dich, als du denkst. Vielleichtsogar mehr als du selbst. Wenn du zu
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