Touched
der Nacht widerhallte.
5
Als ich zu Hause die Treppe hinaufstieg, blieb Lucy mir dicht auf den Fersen. Auf der Heimfahrt hatte sie in einer Tour geredet, um unliebsame Fragen darüber abzuwürgen, was ich mit Asher Blackwell im Wald zu schaffen hatte. Meine Schwester wuchs mir immer mehr ans Herz.
Oben ließ ich mich wehrlos in ihr Zimmer ziehen. Sie setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett, und ich machte es mir neben ihr gemütlich, immer bemüht, meinen Ärmel über meine verletzte Hand zu ziehen. Dann zog sie die Augenbrauen hoch und sah mich streng an.
»Okay. Dann schieß mal los!«
»Womit?« Es kam mir seltsam vor, mit jemandem herumzualbern, jemandem so nahe zu stehen. Es gefiel mir, auch wenn meine Geheimnisse mich bedrückten.
Lucy bohrte ihren pinkfarbenen Fingernagel in meine Brust und zog dann ein verirrtes Blatt aus meinem zerzausten Haar. »Remy O’Malley, glaub ja nicht, dass du mir so davonkommst! Schwestern erzählen sich alles. Du warst heute Abend im Wald. Mit Asher Blackwell. Allein!«
»Und?« Ich lächelte.
Sie kreischte auf. »Oh! Mein! Gott! Ein Date. Mit. Asher. Blackwell. Dad wird ausflippen!«
Das brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück und ich schüttelte den Kopf. »Nein, Luce. Hab nur Spaß gemacht. Zwischen Asher und mir läuft überhaupt nichts, Ehrenwort!«
Sie sah mich misstrauisch an. »Was hast du dann bitte mit ihm im Wald gemacht? Irgendwer hat gemeint, da am Lagerfeuer hätte es ganz schön gefunkt zwischen euch!«
Jemand hatte unser eindringliches Gespräch für Verliebtheit gehalten. »Ach was! Wir haben uns nur unterhalten. Hab dann beschlossen, eine kleine Runde zu drehen und hab mich verlaufen. Asher hat mich rufen gehört und mir den Weg zurück gezeigt. Aus, basta.«
Ich bekam Gewissensbisse. Aber zumindest das letzte bisschen hatte gestimmt.
»Magst du ihn?« Lucy schien der Gedanke nicht sonderlich zu gefallen.
Ich zögerte. Heute Abend hatte ich ihn von einer anderen Seite kennengelernt. Er hatte jemanden gerettet. Nachdem er sich bei mir entschuldigt hatte. Später, als ich meinen Schutzschild gesenkt hatte, um ihn zu heilen, hatte er das nicht ausgenutzt. Seine Fähigkeiten faszinierten mich, und es war nur zu verlockend, mit jemandem zusammen zu sein, vor dem man sich nicht verstellen musste. Er hatte mich »Heilerin« genannt, als wäre es ein Titel, und nicht so, als würde er nur über meine Fähigkeiten sprechen.
Und seine Berührung … Ich erinnerte mich an seine Hände, als er mich getragen hatte. Selbst jetzt noch spürte ich, wie die Hitze unter meiner Haut getanzt hatte.
Lucy kicherte. »Wenn du an ihn denkst, kriegst du einen ganz glasigen Blick. Könnte wetten, dass du ihn magst!«
Ich grunzte. Ich und glasige Augen? Ich beschloss, dieTheorie auf die Probe zu stellen und fragte im Gegenzug schnell: »Wie steht’s mit dir? Magst du … Tim?«
Sie dachte lange darüber nach, und im Raum herrschte Stille. Als sie glasige Augen bekam, musste ich lachen.
Sie stupste mich. »Klappe, Remy!«
Später, als alle im Haus schliefen, schlüpfte ich aus dem Bett und schloss die Tür, die in unser Badezimmer führte. Es war an der Zeit, zur Tat zu schreiten. Asher dachte, meine Hand sei so verletzt wie seine, aber es war dunkel gewesen, und ich hatte mich so schnell wie möglich aus seinem Blickfeld entfernt. Wenn ich meine Hand heilen konnte, bevor wir uns wiedersahen, konnte ich ihn vielleicht davon überzeugen, dass ihm die Lichtverhältnisse einen Streich gespielt hatten. Außerdem mussten die Verbrennungen bis zum Einkaufsbummel mit Laura und Lucy sowieso verschwunden sein.
Ich saß auf meinem Bett und konzentrierte mich, bis mir ganz schwindelig wurde. Wie schon bei Asher ließ ich den Energiestrom spiralförmig durch mich hindurch – und dann meinen rechten Arm hinunter zu der verletzten Hand wandern. Ich brauchte eine ganze Stunde, aber bald schon glätteten sich die Brandblasen, und die kräftigen Farben verblassten. Meine Handfläche sah aus wie neu. Erleichtert ließ ich mich in die Kissen zurückfallen und schlief ein.
Ben weckte mich am nächsten Morgen, indem er anklopfte und meine Zimmertür öffnete. Als er sah, dass ich ihn mit einem Auge anlinste, kam er herein.
»Es wird Zeit, aufzustehen.«
Ich streckte mich genüsslich und setzte mich auf. »Zeit für die Shoppingtour?«
Er hatte einen Becher dabei und reichte ihn mir. Seine Finger streiften meine, und ich stellte fest, dass seine Herzarrhythmie
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