Touched
es mir Angst einjagen müssen, dass er über meine Fähigkeiten Bescheid wusste, tat es aber nicht. Dabei klangen seine Worte beinahe wie eine Drohung. Eine Drohung, die die Blondine immer ignorierte, bevor der Killer sie im Wald zerstückelte. Zitternd fragte ich mich, wieso ich nicht davonrannte. Die Antwort war einfach. Sobald es ans Heilen ging, handelte ich rein intuitiv. Wenn jemand verletzt war, dachte ich nicht mehr nach. Ganz abgesehen davon drehte ich mich lieber um und kämpfte, bevor ich es zuließ, dass irgendein maskierter Feigling mich im Wald verfolgte. Ich wollte die Sache unbedingt hinter mich bringen und fühlte mich in Ashers Nähe ruhiger denn je.
Ich reckte mein Kinn. »Bei deiner Rettungsaktion am Feuer, da hast du dich verletzt. Lass mich dir helfen.«
Ein raues humorloses Lachen schallte durch den Wald. »Und wer rettet dich vor mir, wenn ich es zulasse?«
Ohne meine Antwort abzuwarten, ging er um mich herum und verließ den Weg, bis er nur noch ein weiterer Schatten zwischen den Bäumen war.
Ich rannte hinter ihm her. »Asher, bleib stehen!«
»Geh zurück, Remy!«
Gleich würde er verschwunden sein. Vielleicht würde er mich angreifen wie schon zweimal zuvor. Ich hatte keine Ahnung, was passierte, wenn er durchdrehte. Ich erinnerte mich, wie gierig sich seine Energie angefühlt hatte, und wusste, er konnte mir wehtun. Hatte mir wehgetan. Ich sollte ihn in Frieden lassen. Er könnte zu einem Arzt gehen, und wir könntenso tun, als wäre nichts geschehen. Ich könnte mich umdrehen und reinen Gewissens nach Hause gehen.
Aber meine Füße verweigerten diesen Schritt. Mein Instinkt hatte mich noch nie im Stich gelassen. Allerdings hieß das nicht, dass ich Asher durch den Wald hinterherjagen wollte. Ich fuhr meinen mentalen Schutzwall herunter und in mir erhob sich spiralförmig ein Energiestrom. Ich sandte ihn zu Asher und merkte es sofort, als er ihn fühlte. Es war eine Wiederholung des ersten Mals am Strand, als ich meinen Schutzschild gesenkt hatte, um ihn zu scannen. Meine Energie entzündete etwas in ihm, und er verharrte. Mit angehaltenem Atem wartete ich auf seinen Angriff. Als keiner erfolgte, ging ich zu ihm.
Asher wollte mir nicht in die Augen schauen und er zitterte. »Remy, was tust du da?«, fragte er heiser.
»Ich helfe dir, egal, ob du’s willst oder nicht!«
Zum zweiten Mal umkreiste ich ihn und war nicht auf die Gier in seinem Gesicht gefasst. Mein Herz kam ins Stolpern, und meine Lungen schienen zu platzen. Als er meinen Gesichtsausdruck sah, kniff er die Augen zusammen und holte selbst ein paarmal tief Luft. Er behielt gerade so die Beherrschung.
Als wäre es das Normalste von der Welt, befahl ich: »Gib mir deine Hand!«
Seine grünen Augen öffneten sich zu gefährlichen Schlitzen und sein Kontrollsystem versagte den Dienst. Ein Schwall kraftvoller Energie bewegte sich auf mich zu, als würde er wieder versuchen, mich als Geisel zu nehmen.
Warnend verengte ich meine Augen. »Los, teste mich! Stell dir vor, dass du die Schmerzen, die du gerade hast, doppelt und dreifach zurückkriegst.«
Er muss Qualen ausgestanden haben, denn seinEnergiefluss brach jäh ab. Er zog eine Grimasse und ich glaubte, ihn sagen zu hören: »Es könnte die Sache wert sein.«
Ich ignorierte das und befahl: »Jetzt gib mir, verdammt noch mal, endlich deine Hand!«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen nervösen Lächeln und er gab auf. Er zog die rechte Hand aus der Tasche und hielt sie mir hin.
Beim Anblick der Wunde verschlug es mir unwillkürlich die Sprache. Die zarte Haut auf seiner Handfläche hatte rote und weiße Blasen geworfen und war schwarz verkohlt. Da, wo es ihn am heftigsten erwischt hatte, sickerte Blut heraus. Das verbrannte Fleisch roch schrecklich. Zwar hatte ich zuvor schon Verbrennungen geheilt, aber so etwas war mir noch nie untergekommen.
Mir drehte sich der Magen um und ich glaubte, mich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Ich atmete noch einmal tief ein. Damit ich ihn heilen konnte, musste ich meinen Schutzschild senken, und ich durfte nicht zu lang darüber nachdenken, dass seine Wunde die meine sein würde, weil ich sonst vielleicht nicht mehr den Mut aufgebracht hätte, weiterzumachen.
Als ich meine rechte Hand langsam auf seine verbrannte Handfläche legte, setzte das Summen ein. Ich hörte, wie es in meinem Körper begann, tief im Brustkorb, wo mein Herz schlug, und es dann durch Arme und Beine nach außen strömte. Es reiste durch
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