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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kaltes Mallorca.«
    »Du bist ein verdammter Snob«, murmelte sie.
    »Du bist es doch, die Café au lait statt Milchkaffee sagt. Obwohl du nun wahrlich keine Französin bist, oder?«
    Den Rest des Heimwegs schwiegen wir.
    Als ich ausstieg, fragte sie mich: »Willst du mir denn nicht erzählen, was nun in deiner Therapiesitzung passiert ist?«
    »Nein.«
    »Jedenfalls will ich doch mal hoffen, dass du nicht mir die Schuld in die Schuhe schiebst!«, brüllte sie da. »Ich hab dich vielleicht im ersten Jahr abgelehnt, aber seitdem hab ich mich redlich bemüht, das wiedergutzumachen, oder etwa nicht?«
    Ich stieg wieder ein. »Was meinst du mit ›mich abge lehnt‹?«
    Niedergeschlagen erzählte sie: »Als die Hebamme dich mir in die Arme gelegt hat, hab ich dich zurückgegeben. Ich konnte dich nicht ansehen; ich wusste nicht, was ich mit dir anfangen sollte. Ich hatte noch nie ein Neugeborenes gehalten, und ich hatte große Pläne für mich.«
    »Und wer hat sich dann um mich gekümmert?«, wollte ich wissen.
    »Dein Vater. Er hat sich ein Jahr unbezahlten Urlaub genommen. Viele Männer hätten sich aus dem Staub gemacht – die anderen haben ihn Schlappschwanz genannt. Damals hatten Männer mit Babys nicht viel am Hut.«
    Als ich die Haustür aufschloss, dachte ich daran, dass ich Martha in unserer nächsten Sitzung einiges zu erzählen hätte.
    Freitag, 11. April
    Das Bear Inn hat geschlossen!
    Ja, liebes Tagebuch, unser uralter Pub, dessen Name und Lage an die Zeit erinnern, als Mangold Parva das Epizentrum der Bärenhatz war, wurde von der Baugesellschaft, der das Gebäude gehört, dichtgemacht. Die Urquharts sind bereits nach Kirkby New Town gezogen, um dort eine Gaststätte zu führen, die in der TV-Serie Englands härteste Pubs vorgestellt wurde.
    Diese traurige Nachricht erhielten wir von Justine vom Zentrum für Pferdetherapie. Sie trat bei ihrem Pferd auf die Bremse und hielt mitten auf dem Weg an. Lustigerweise waren wir gerade auf dem Weg ins Bear Inn, um uns mit Bernard und Mrs. Lewis-Masters auf ein Bier zu treffen.
    »Geschieht den Urquharts ganz recht«, sagte mein Vater. »Diese scheiß Rampe zum Behindertenklo war dermaßen steil, dass man eine Sauerstoffmaske brauchte, um den Gipfel zu erreichen.«
    »Aber das ist eine Tragödie für das Dorf«, sagte meine Mutter. »Jetzt gibt es keinen Ort mehr, wo man sich in der Öffentlichkeit betrinken und zu Fuß nach Hause gehen kann.«
    »Ich habe dort meine Verlobung, Hochzeit und Scheidung gefeiert«, erzählte Justine. Ihr großes schwarzes Pferd begann, den Kopf von einer Seite auf die andere zu schütteln und mit den Fesseln zu scharren – oder wie auch immer Pferdefüße eben heißen. Justine rief: »Benimm dich, Satan!«
    »Ist das einer Ihrer Patienten?«, erkundigte ich mich.
    Justine machte das Pferd durch Tritte wieder gefügig und sagte: »Meine Patienten sind gestresste und unglückliche Menschen . Die Pferde helfen ihnen, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.«
    »Und ich dachte, Sie pflegen Pferde gesund.«
    Sie lachte. »Im Augenblick sind wir voll besetzt mit traurigen Fällen aus der Finanzwelt.«
    »Dann misten also die Weltherrscher bei Ihnen die Ställe aus?«
    »Ja! Und sie zahlen sich auch noch dumm und dämlich dafür.«
    Als sie und Satan davongetrabt waren, sagte mein Vater bitter: »Das nenn ich mal echt nachgeschmissenes Geld. Mach einen reichen Spinner mit einem Pferd bekannt, drück ihm eine Schaufel in die Hand und lass ihn loslegen.«
    Als wir im Bear Inn ankamen, stand ein kleines, bekümmertes Grüppchen vor der verschlossenen Tür, unter ihnen auch Bernard und Mrs. Lewis-Masters. Ich war ziemlich gerührt, als ich sah, dass die beiden Händchen hielten.
    »Das arme alte England steht wieder unter Beschuss«, bemerkte Bernard. »Der Unterschied ist nur, dass es dieses Mal nicht die deutsche Luftwaffe, sondern unsere eigene Regierung ist!«
    Aus der Menge ertönte grummelnde Zustimmung. Einer der uralten Ex-Stammgäste krähte: »Wir sollten was dagegen unternehmen!« Lautstarkes Beipflichten der Anwesenden folgte. Nach ein paar Minuten unkoordiniertem Brummeln allerdings zerstreuten wir uns und gingen jeder unserer Wege.
    Als wir wieder zu Hause waren, sagte ich meiner Mutter, ich wolle mich mit meinem Vater allein unterhalten. Sie brachte ihn nach seinem Abendessen vorbei und hatte ihm schon den Pyjama angezogen, die Zähne geputzt und die paar Haare, die noch übrig sind, gekämmt. Er sah aus wie ein zerknitterter

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