Tradingpsychologie
können.
Ein Beispiel: Sie gehen täglich gedankenlos die Treppen hinunter. Sie putzen sich gedankenlos die Zähne und Sie fahren meist gedankenlos Auto oder Fahrrad. Versuchen Sie, diese Dinge augenblicklich nicht mehr zu können! Obwohl Sie das früher einmal nicht in Ihrem Leben konnten, geht es nicht. Der Grund ist, dass Sie es immer und immer wieder getan haben. Diese wiederholten Abläufe haben sich fest in Ihrem Gehirn verankert. Und so verhält es sich auch mit Gedanken und jeder Fähigkeit. Sie können nicht erfolgreich traden, wenn Sie Ihr Gehirn nicht in die mentalen Mechanismen für das Trading geschult haben. Ihr Gehirn muss das geeignete Denken und neue Handeln fürs Trading erst lernen. Aber wenn ich nicht ausreichend Disziplin oder Geduld mitbringe, dann kann ich sie auch nicht anwenden!
Das zentrale Problem beim Trading sind Gefühle – nämlich Ängste. Ängste, die wir schon seit vielen Hundertausenden von Jahren in uns tragen. Zwar hat der Mensch sich in zahlreichen Bereichen enorm weiterentwickelt. Sein genetisches Programm ist jedoch fast gleich geblieben. Denn die menschliche Genetik verändert sich in 10.000 Jahren nur um 0,1 Prozent. Das bedeutet, dass wir zum größten Teil mit den Anlagen unserer Vorfahren, den Neandertalern, vor der Trading-Plattform sitzen und arbeiten. Es ist natürlich ein Trugschluss, zu glauben, nur weil man ein scheinbar rational denkendes, modernes Wesen mit einem Handy in der Tasche ist, sei man deshalb auch in der Lage, seine selbstaktiven Ängste abzuschalten, um dann unproblematisch traden zu können, wie man es gerade möchte. Das geht ebenso wenig, wie hier und jetzt plötzlich keine Treppen mehr steigen zu wollen. Doch genau dieser Prozess ist es, der das Erlernen des Tradings so mühsam und langwierig macht. Denn Sie müssen zuerst einmal Ihr Gehirn auf die emotionalen Bedürfnisse, die das Trading erfordert, konditionieren. Doch ich kann Sie beruhigen – es geht! Menschen können ein Leben lang lernen. Aber das braucht Engagement, Wille, Zeit und die richtige Lerntechnik.
Es wird kaum in ein paar Monaten zu schaffen sein. Aber überlegen Sie mal, wie lange Sie benötigen würden, um Chinesisch einwandfrei sprechen und schreiben zu können, sodass Sie sagen könnten: »Ich spreche und schreibe perfekt Chinesisch.« Bis Ihr Gehirn diese Sprache durch ständige Wiederholungen der Übungen derart vernetzt hat, dass Sie sie ständig abrufen können wird es seine Zeit brauchen. Und darum geht es: Profitables Trading-Verhalten so zu erlernen und stetig fehlerfrei zu wiederholen, bis ihr Gehirn dieses neue Wissen so verinnerlicht hat, dass es konstant abrufbar und verfügbar ist. So wie tägliches Zähneputzen oder Treppensteigen. In der Psychologie nennt man diese Fähigkeit »unbewusste Kompetenz«. Sie können etwas ausführen, ohne darüber nachdenken zu müssen, weil Ihr Unbewusstes Sie dabei unterstützt. Das zu erreichen erfordert Wille, Geduld und die Bereitschaft, auf die alten Handlungen zu verzichten.
Ein Gehirn – drei Meinungen
Kein Mensch gleicht einem anderen, jeder Trader trägt seinen eigenen Weg zum Erfolg in sich und braucht seine Zeit, um ans Ziel zu kommen. Trading-Probleme sind nicht bei allen Menschen gleich, sondern immer einzigartig! Das hat auch mit dem Aufbau unseres Gehirns zu tun. Oder, wie Sie gleich sehen werden, mit unseren drei Gehirnen. Denn unser Gehirn besteht aus drei Systemen, die unterschiedlich alt sind und verschiedene Interessen verfolgen. Und diese zumal völlig gegensätzlichen Interessen der drei Gehirnregionen beeinflussen sich ständig gegenseitig. Diese gegensätzlichen Ausrichtungen sind es, die das Trading so schwer machen. Denn im Laufe der Entwicklung des Menschen entstanden parallel immer wieder neue Gehirnteile. Das Gehirn gleicht somit einem Haus, das seit Jahrtausenden von Jahren aus- und umgebaut wurde und in dem einzelne Zimmer miteinander verbunden sind. Es unterscheidet sich von den Gehirnen anderer Lebewesen durch die Fähigkeit, logisch zu denken, mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren und aufgrund der Größe des Erinnerungsvermögens. Ursprünglich nahm man an, das Gehirn sei ein einziges zusammenhängendes Gebilde. Doch der renommierte amerikanische Hirnforscher Paul D. McLean (1913-2007) konnte nachweisen, dass das menschliche Gehirn aus drei Bereichen besteht, die evolutionsgeschichtlich unterschiedlich alt sind und verschiedene Funktionen haben. Es ist eben nicht so, dass unser altes
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