Tradingpsychologie
an der Börse sein? Aber wie viele sind es tatsächlich? Hiesige Broker berichten, dass die Mehrzahl der Trading-Anfänger nach etwa drei Monaten ihr Trading-Konto wieder schließen muss. Bankintern nennt man sie deshalb auch » Quartalskunden«. Genauere Untersuchungen darüber, warum das so ist, sind mir nicht bekannt. Schaue ich mir allerdings mein anfängliches Verhalten und das anderer Trading-Anfänger an, so wird schnell klar, was schieflief: Sie und ich hatten Angst, zu viel »falsch« zu machen. Dass Menschen aber nicht wirklich etwas falsch machen können, erkläre ich später.
Letztlich geht es in der Tiefe immer um das gleiche Problem: Angst! Trader haben Angst vor Verlusten, Angst vor dem Mangel an Disziplin, Angst vor der Angst, Angst, ausgestoppt zu werden oder Gewinne laufen zu lassen, Angst vor dem Risiko und Verluste zu realisieren, Angst vor der Ungewissheit sowie Angst, Gewinne wieder zu verlieren, Angst, nicht genug zu gewinnen und Angst, einen Gewinn zu verpassen, Angst, nicht billig genug wieder in den Trend zu kommen und das falsche System zu haben, Angst, dass man das System nicht präzise umsetzen kann, etc.
Aber was ist Angst eigentlich? Ist die Angst zum Beispiel vor dem Jobverlust die gleiche Angst wie die beim Trading, ausgestoppt zu werden? Oder ist die Angst, bei einem Rendezvous einen Korb zu bekommen, dieselbe, wie in einem Trade zu wenig Gewinne zu machen? Die Antwort lautet: JA!
Angst ist ein Gefühl, welches immer an der gleichen Stelle in unserem Gehirn entsteht – in der Amygdala. Der Auslöser für Angst ist letztlich egal. Doch Angst ist weit mehr als ein Gefühl. Angst erzeugt Gedanken und Reaktionen. Und diese Gedanken und Reaktionen verursachen beim Trading oft ein Verhalten, welches dazu führt, erfolglos zu bleiben. Deshalb ist Angst der größte Erfolgsverhinderer beim Trading.
Der tiefere Sinn von Angstgefühlen ist, in Gefahr für Sicherheit zu sorgen. Sicherheit vor einer möglichen Bedrohung. Denn Angst ist eine Abwehrreaktion, also der automatische Schutzmechanismus des Menschen vor einer Todesgefahr. Er funktioniert selbstaktiv und kann nur eingeschränkt durch den Verstand gesteuert werden. Vermutlich sollen Ängste verhindern, dass der Mensch so schwer zu Schaden kommt, dass es ihm letztlich nicht mehr möglich ist, seine Art zu erhalten.
Dieser Reflex ist seit Hundertausenden von Jahren im Menschen aktiv und wird es vermutlich für eine sehr lange Zeit auch noch so bleiben. Dabei hilft auch das moderne Wissen nicht, dass einige Geschehnisse, wie zum Beispiel Trading an sich nicht lebensgefährlich sind. Der Mechanismus geschieht unbewusst, weshalb er so machtvoll ist und die emotionale Belastung mitunter sehr groß. Beim Trading haben wir es demzufolge mit dem stärksten Gefühl des Menschen zutun – dem Überlebenstrieb. Diesem ist die Angst als Schutzmechanismus vorgeschaltet. Die Todesangst tradet also immer mit!
Ich möchte Ihnen im Folgenden erklären, wie Fehler und Missgeschicke immer wieder durch Ängste beim Traden entstehen. Vor allem aber sollen Sie lernen, wie Sie Herr der Angst werden können! Das wird Ihr Trading enorm verbessern. Es wird Ihnen die nötige Ruhe und Ausdauer geben, um langfristig entspannt zu handeln und noch erfolgreicher an den Märkten zu werden.
Sie wissen es selbst: Es gibt unzählige Auslöser von Ängsten beim Traden. Und ein Handelssystem, das nicht besteht oder individuell angepasst wurde, basiert letztlich auf Angst. Haben Sie erst einmal ein gewinnbringendes Regelwerk für sich erarbeitet, fällt es wiederum schwer, das Richtige zu tun und die Trades vernünftig zu handeln.
Der Grund dafür sind meistens sinnlose Ängste. Ich werde Ihnen den Unterschied zwischen sinnvollen und sinnlosen Ängsten gleich genauer erklären. Außerdem erfahren Sie alles über Denkstrukturen, die beim Traden nicht hilfreich sind. Die meisten davon sind in unserem Unterbewusstsein verankert. Wissen und logisches Denken helfen leider häufig nicht, das eigene Verhalten zu ändern, weil das Unterbewusstsein eigenen Mechanismen folgt. Es will Sie vor Schaden schützen. Wie wenig hilfreich Ihnen das auch beim Traden erscheinen mag. Außerdem werden Sie erfahren, dass es ein falsches Verhalten in dem Sinne nicht gibt. Alles hat seinen Sinn!
Nun sagen Sie vielleicht: »Und was ist mit Gier? Wenn man zu schnell zu viel will? Wenn man nicht genug bekommen kann? Es heißt zwar, Gier ist der Trading-Feind Nummer eins, aber Gier ist doch keine
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