Tradingpsychologie
Sie ärgern sich darüber, dass Sie zig Mal ausgestoppt werden. Der Markt wiederspricht Ihnen, gibt Ihnen ein NEIN und noch ein NEIN und noch ein NEIN. Und das macht Sie stinkwütend.
Jens: Genau, stinkwütend!
Coach: Und diese Wut muss ja irgendwohin. Unbewusst wissen Sie, dass Sie selbst diese Wut verursachen. Und was machen wir Menschen dann? Wir richten diese Wut gegen uns selbst, weil die Wut ja irgendwohin muss! Wir bestrafen uns für unsere eigene Dummheit. Das schmerzt uns noch mehr und wir geraten in eine negative Wutspirale. Aus der wollen wir uns befreien . Wir wünschen uns, dass alles wieder so wird, wie es vorher war. Trader nehmen dann Stopps aus dem System oder erhöhen das Geldrisiko in der Hoffnung auf Besserung der fatalen Situation. Sie wollen ihr Geld zurück. Wollen, dass alles wieder so wird, wie zu Beginn der Ausgangssituation. Meistens führt das nur zu noch größeren Problemen. Aber das ist uns dann fast schon egal. Wir befinden uns in dem Moment schon im akuten Stressmodus und wollen nur noch recht haben, raus aus der eigenen Falle, in die wir uns selbst gebracht haben!
Jens: Und der Markt?
Coach: Der Markt ist nicht der Auslöser Ihrer Selbstsabotage. Es ist Ihre Interpretation des Marktes! Sie behandeln die Märkte die ganze Zeit über wie einen Menschen. Charts werden zwar von den Emotionen der Käufer und Verkäufer beeinflusst, aber es ist dumm, zu glauben, dass diese die Absicht haben könnten, Einfluss auf ihre Order zu nehmen. Da draußen sind in jedem Moment Hunderte, Tausende von Händlern, die werden nicht wegen ein paar Euros von Ihnen Jagd auf Sie machen. Stellt man fest, dass die Stopps stets um wenige Punkte abgefischt werden, dann heißt es das System anzupassen. Zum Beispiel indem man die Stopporder einige Punkte tiefer setzt. Um das zu wissen, führt man ja ein Trading-Journal.
Jens: Also bin ich schuld?
Coach: Ich würde es nicht Schuld nennen. Trading ist immer eine Reflexionsfläche unserer Persönlichkeit und Fähigkeiten. Wir übertragen, meist unbewusst, unsere Emotionen auf die Trading-Plattform. Deshalb sollte man sich immer die Frage stellen: »Wie reagiere ich gerade auf das, was im Trading passiert? Werden die Probleme durch meine Psyche verursacht oder durch die Parameter meines Handelssystems?« Wenn ich überreagiere oder vor Wut koche, weil ich einige Male unglücklicherweise ausgestoppt wurde, und mich daraufhin von meinem Trading-Plan abbringen lasse, dann hat es garantiert mit meiner Psyche zutun!
Jens: Okay, aber was kann ich da tun?
Coach: Wir Menschen sind vor allem dann emotional in einer Situation verhaftet, wenn wir sie gerade erleben. Entweder weil wir aktiv beteiligt sind oder weil wir gerade intensiv daran denken. Es gibt in diesem Moment Millionen Stressauslöser. Aber sie lassen uns alle kalt, weil wir an den Situationen nicht direkt beteiligt sind. »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!« Die Lösung ist, sich von dem Stressauslöser beim Trading zu trennen, also bewusst eine Unterbrechung zu verursachen. Hierbei kann ein Trading-Kontrollzettel große Dienste leisten. Nach jedem Trade wird aufgeschrieben, ob der Trade dem eigenen Plan entspricht und wie man sich dabei fühlt. Läuft der Trade nicht nach Plan, muss er sofort glattgestellt werden. Dann folgt mindestens eine kurze Pause. Das Gehirn braucht sofort einen Unterbrecherimpuls. »Stopp, bis hierher und nicht weiter!« So wird vermieden, dass eine Aggression entsteht, die über das Trading ausgelebt wird. Man sollte dann etwas anderes tun und am besten den Computer runterfahren. Durch den zeitlichen Abstand wird die Chance größer, anschließend wieder korrekt nach Trading-Plan zu handeln. Es ist auch sinnvoll, einige Tage mit dem Trading auszusetzen .
Jens: Danke, ich denke, ich weiß jetzt, was ich ändern muss!
Diese Selbstsabotage-Aktionen entstehen meist durch unbewusste Verhaltensmuster. Letztlich funktionieren sie wie ein Ventil. Druck baut sich auf und mithilfe von unbewussten Strategien soll dieser Druck abgebaut werden. Dahinter verbirgt sich der Mechanismus, dass Wut leichter zu ertragen ist als Schmerz oder Schuld. Und so neigt der Mensch dazu, diese Wut auf andere zu übertragen. Beim Trading beginnt man also, zu übertraden oder sein Geldrisiko unbedacht zu erhöhen. Auf eine kurze Formel gebracht: Je größer die Wut, umso größere Risiken werden eingegangen. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, zu verstehen, dass jeder für den Groll in seinem
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