Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
Elise aufzustehen und legte ihr den Umhang um die Schultern. Sie warf Nikolaus einen verängstigten Blick zu und war sehr erleichtert, als dieser von einer weiteren Szene absah und sich auf einen Schwall halblauter Verwünschungen beschränkte.
    Maxim zog Elise mit sich an die Tür. Dem Wirt, der sich jeglicher Einmischung enthalten hatte, drückte er ein paar Münzen in die Hand, ehe er mit Elise das Haus verließ.
    »Wir müssen uns beeilen«, murmelte er, den Arm um Elises Schultern gelegt, als sie zum Pferdestall hasteten. »Ich muß zu Hillert.«
    »Maxim, du begibst dich in Gefahr.« Sie suchte seinen Blick, als er stehen blieb und ihre Hände umfasste. »Es könnte dich das Leben kosten! Mußt du hingehen?«
    »Ich habe keine andere Wahl, glaube mir, ich habe mir unsere Hochzeitsnacht auch anders vorgestellt. Aber das Schicksal will es nicht. Deshalb kann ich dich nur bitten, Geduld zu haben und mir zu glauben, daß ich mir das Glück, dich ganz zu meiner Frau zu machen, nicht lange entgehen lassen werde.« Er beugte sich über ihren Mund und küßte sie ungeniert vor möglichen Zeugen. Dann führte er sie in den Stall.
    Maxim zog ihren Sattelgurt fester und hob Elise auf den Rücken des Pferdes, und als sie nach den Zügeln griff, faßte er nach ihrer behandschuhten Hand und drückte die Lippen mit dem heimlichen Stoßgebet darauf, es möge ihm vergönnt sein, sein Versprechen zu halten.

20
    Maxim hielt am Fuß der Treppe inne. Er lehnte sich an die Wand und atmete tief durch. Der Mann, dem er nun gegenübertreten würde, war der mächtigste innerhalb der Hanse, zumindest bis zur nächsten Versammlung des hohen Rates im Frühjahr. Die Ratsmitglieder waren untereinander zerstritten und kamen gegen Hillert nicht an. Hillert legte Gesetze und Vereinbarungen der Hanse nach Belieben aus und war dem hohen Rat nur zum Teil Rechenschaft schuldig.
    Mit der Linken den Schwertgriff festhaltend, damit es nicht ausschwang, lief Maxim die Treppe hinauf und nahm zwei Stufen auf einmal. Er hatte sich umgezogen und unauffälligere Sachen gewählt, nachdem er Elise zum Haus der von Reijns gebracht hatte. Dabei hatte er nicht vergessen, sich mit seinem Schwert zu gürten, da er auf das Schlimmste gefaßt war. Falls es ihm bestimmt war, in dieser Nacht den Tod zu finden, dann war er zumindest entschlossen, bis zum bitteren Ende zu kämpfen.
    Auf dem obersten Absatz angekommen, öffnete Maxim die einzige dort befindliche Tür, und ein muskulöser Mann, der Seekarten in einen Schrank einordnete, drehte sich halb um. Als er Maxim sah, schloß er den Schrank und streifte beim Näher kommen Staub von den Händen.
    »Was wünscht Ihr?« Seine Stimme war sanft, aber die breiten Schultern und muskulösen Arme ließen geballte Kraft ahnen.
    »Maxim Seymour, zu Euren Diensten. Herr Hillert erwartet mich.« Maxim griff in sein Wams und zeigte dem Mann die untere Seite des Siegels, das er sorgfältig prüfte. Als er wieder aufblickte, ließen seine Augen einen Anflug von Respekt erkennen.
    »Ich bin Gustav… Herrn Hillerts persönlicher Schreiber.« Die kleine Pause war fast unmerklich. Dennoch genügte sie, um anzudeuten, daß es eine Reihe von Tätigkeiten gab, unter denen er wählen konnte.
    »Ich melde Herrn Hillert, daß Ihr gekommen seid.« Gustav ging an eine Tür hinter einem Schreibtisch, öffnete sie nur halb, so daß der Besucher keinen Einblick in den angrenzenden Raum hatte, und verschwand.
    Nach einer Weile kam er zurück. »Herr Hillert wünscht, daß Ihr hier drinnen wartet.«
    Maxim trat in den angrenzenden Raum, und als Gustav ihm Platz anbot, legte er seinen Umhang über die Lehne und ließ sich auf dem kissenbelegten Sitz nieder, das Schwert neben sich; Gustav zog sich zurück und schloß die Tür.
    Mit zurückgelegtem Kopf und halbgeschlossenen Augen schätzte Maxim den Luxus ab, der ihn hier umgab. Der Raum, in dem er sich befand, war das genaue Gegenteil des vorherigen. Wohin das Auge fiel, sah man Erinnerungen an Fahrten in aller Herren Länder. Jedes Möbelstück, jede Draperie, jeder Teppich und jedes Kissen war von erlesenster Qualität und kündete von der Bedeutung und vom Reichtum, den Hillert erlangt hatte. In einem kunstvoll verzierten Marmorkamin prasselte das Feuer. Hinter einem großen, pompösen Schreibtisch aus schimmerndem Edelholz stand ein wuchtiger, mit Leder bezogener Stuhl. Es war ein Raum, der das Gepränge eines königlichen Gemachs ausstrahlte.
    Nach geraumer Zeit ging eine Tür nahezu lautlos

Weitere Kostenlose Bücher