Tränen aus Gold
auf, und Hillert watschelte auf seinen Besucher zu. »Ach, Lord Seymour, wie schön, daß Ihr gekommen seid«, begrüßte er ihn.
Als der beleibte Mann vor ihm stehen blieb, erhob Maxim sich wohlerzogen. »Herr Hillert, wie schön, daß Ihr mich zu Euch gebeten habt.«
»Ich wollte wissen, ob Ihr Euch meiner noch erinnert«, sagte Hillert.
»Wie könnte es anders sein? Ihr seid der Herrscher über die Hanse!« Maxim verzog leicht seine Lippen, was Hillert als Lächeln deutete.
»Lord Seymour, Ihr schmeichelt mir, doch kann ich mich wohl kaum Herrscher nennen. Ich bin nur ein Diener der Liga«, seufzte er.
»Immerhin ein Diener, der sich viel Achtung erwerben konnte«, tat Maxim seiner Eitelkeit Genüge.
»Das ist richtig. Unter den Mitgliedern des Rates bin ich der, der am erfolgreichsten tätig ist.«
»Daran wagt niemand zu zweifeln«, erklärte Maxim, wohl wissend, daß seine Antwort eine Gratwanderung zwischen Wahrheit und Beleidigung darstellte.
Hillert gluckste befriedigt und bot Maxim einen Platz an. Kaum hatte Maxim in einem Stuhl mit geschnitzten Armlehnen Platz genommen, schob Hillert seinen massigen Körper durch den Raum zu einem zwischen zwei Fenstern eingebauten Schrank hin, der als eine Art Kühlfach diente und ein Fass samt Steingutkrügen enthielt, die durch die Außenluft kalt gehalten wurden.
Der König der Hanse, für den Hillert sich hielt, kam mit einem eisbeschlagenen Krug auf Maxim zu. »Herr Seymour, wollt Ihr mir bei einem kühlen Getränk Gesellschaft leisten?«
»Sehr gern, Herr Hillert, vielen Dank.«
Maxim nahm das Gefäß und trank einen tiefen Zug von dem Gebräu, das ganz nach seinem Geschmack war.
»Kapitän von Reijn war heute bei mir«, eröffnete ihm Hillert und wuchtete sich wieder in einen massiven Stuhl. Nach einem Schluck, zu dem er den Mund wie ein Fisch aufklappte, fuhr er fort: »Er sagte mir, daß Ihr Euch verdingen wollt… als Söldner.«
Maxim nickte bedächtig. »Ja, das habe ich in Erwägung gezogen.«
Hillert sah ihn lange an, als versuchte er abzuschätzen, wieviel Intelligenz sich hinter der Stirn verbarg. »Habt Ihr schon endgültige Pläne?«
Maxim warf seinem Gegenüber einen fragenden Blick zu. »Und wenn ich sie hätte?«
Hillert lachte. »Lord Seymour, ich frage aus einem bestimmten Grund, denn für mich wäre es von größtem Interesse zu erfahren, welchem Land Ihr Eure Dienste anbieten wollt.«
»Das ist doch klar«, gab Maxim lakonisch zurück. »Jenem Land, das mir die größte Summe bietet.«
»Nikolaus berichtete mir von Eurer Geldknappheit.«
Maxim verzog geringschätzig den Mund. »Noch bin ich kein Bettler, deshalb kann ich mir Zeit lassen.«
Hillert spürte, daß er den Stolz des Mannes verletzt hatte. Vielleicht war Seymour der Armut näher, als er zugeben wollte. »Und wenn jemand sich Eurer Dienste versichern wollte und Euch viel Geld böte, was dann? Würdet Ihr ihm Gehör schenken?«
»Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich es nicht täte.« Maxim hielt dem Blick der wässrigen grauen Augen stand.
»Spielt es eine Rolle, welches Land Euch bezahlt… oder gegen welches Ihr kämpfen müßt?«
Maxim machte kein Hehl aus seiner Verachtung. »Falls Nikolaus Euch nicht schon alles Wissenswerte über mich gesagt hat, dann will ich Euch aufklären. Ich bin ein Mann ohne Land, und alles, was ich an Diensten leistete, war vergeudet. Jetzt diene ich meinem eigenen Vergnügen.«
Hillerts Augen verengten sich zu Schlitzen, als versuchte er, den Charakter des Besuchers zu ergründen. »Was ist mit Elizabeth? Habt Ihr nicht der Königin den Treueeid geschworen?«
»Ihre Hand hat mich meines Titels, meiner Ländereien, meines Besitzes beraubt.« Maxims unterkühlte Worte wirkten wie Peitschenhiebe. »Was meint Ihr, welche Treue ich ihr noch schulde?«
»Ich würde mich an Eurer Stelle ungebunden fühlen.«
»Ihr sagt es.«
Hillert fuhr nachdenklich mit dem Finger den Rand des Kruges entlang. Die Antwort des Marquis klang spontan und offen, und wenn man seine missliche finanzielle Lage bedachte, dann war es nur zu verständlich, daß er die englische Königin hasste. »Nun frage ich Euch ganz offen: Was würdet Ihr davon halten, in ein von Königin Mary regiertes England zurückzukehren?«
»Wenn ich Titel und Vermögen zurückbekäme…«
»Habt Ihr je daran gedacht, Königin Mary zur Flucht zu verhelfen?« fragte Hillert vorsichtig und beugte sich vor.
Maxim lachte zweifelnd auf. »Durch welches Wunder wäre dies zu bewerkstelligen?
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