Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Amy
noch
verschärft.
Alle drei Brüder, Taylor, Ben und Frank, wechselten
sich mit den
verschiedenen Übungen ab. Immer wieder, ohne Pause wurde das
Anlegen und
abschießen der Pfeile geprobt.
Im Stehen, im Liegen und auch in den luftigen Höhen der
unzähligen
Baumkronen.
Taylor machte Amy mit noch mehr Schritten und den
Feinheiten, der Shinobi
Technik, vertraut. Täglich musste sie die ihr verordneten
Atemübungen wieder
und wieder wiederholen damit ihre Muskeln sich nicht zu sehr
anspannten.
So lernte sie jeden Tag ein bisschen mehr ihren Körper
zu
kontrollieren. Lernte, sich lautlos anzuschleichen. Durchs
Gebüsch zu laufen,
ohne das ein Ast knackte oder die Blätter raschelten. Aus dem
Lauf heraus den
Bogen zu spannen, den Pfeil zu platzieren, sein Ziel
anzuvisieren und zu
treffen. Mit Suletu schwang sie sich von Ast zu Ast und von
einer Baumkrone,
zur nächsten.
Suletu hatte ihr auch beigebracht wie sie das Seil mit
der
Edelsteinkugel um einen Ast warf. Es schlang sich umeinander und
die Kugel
hielt das Seil fest umspannt. Damit gelang es Amy große
Distanzen in den
Bäumen, in Sekundenschnelle zu überbrücken. Eine ganz andere
Sache war es
allerdings, das Seil wieder loszubekommen. Tagelang kämpfte Amy
mit diesem
schier aussichtslosen Unternehmen.
Bei Suletu sah immer es so anmutig und graziös aus. Aus
dem Handgelenk
begann sie den rechten Arm zu schütteln. Drehte in dreimal nach
links und
einmal kurz nach unten.
Danach löste sich die Bergkristallkugel aus seiner
Windung, gab den
Knoten und gleichzeitig auch das Seil wieder frei. Wie schaffte
sie das nur.
Amy begann an den Vorhaben beinahe zu verzweifeln. Nach ihren
zwanzigsten
misslungenen Versuch, das Seil aus seiner Verankerung zu lösen
ließ sie sich
auf den Boden fallen und Tränen der Enttäuschung schimmerten in
ihren grünen
Augen.
Suletu beobachtete sie und reagierte sofort. Sie
schwang sich mit
einem großen Schwung von der Baumkrone und ließ sich neben Amy
ins Gras fallen.
»Hey, du darfst nicht so an deinen Fähigkeiten
zweifeln. Auch ich habe
das erst in Jahrhunderten von Jahren in den drei Welten der
Gezeiten gelernt.
Mir ist diese Gabe auch nicht in die Wiege gelegt worden und du
bist erst seit
zehn Tagen am üben«, sagte sie aufmunternd und wiederstand
zeitgleich den
Drang, sich eine Zigarette anzuzünden. Da Taylor in ihrer
unmittelbaren Nähe
war, konnte sie das nicht riskieren.
»Weißt du eigentlich, woher diese Technik ihren
eigentlichen Ursprung
hat ?«
Amy verneinte, indem sie immer noch wütend mit sich
selber den Kopf
schüttelte und sich frustriert auf die Lippen biss.
Suletu streichelte ihr beruhigend über den Rücken.
»Schon seit Urzeiten beherrschen die Saomayas ,
die
heiligen Medizinmänner der Navajo Stämme, diese Technik. Nur sie
alleine haben
die mystische Gabe die Ursache aller Krankheiten nur durch das
zittern ihrer
Hände zu erspüren. Wird der Schamane zu einem Kranken gerufen
dann bestäubt er
den Patienten mit einem magischen, gelben Blütenstaub. Er
beginnt bei den
Handflächen, dann folgen die Fußsohlen, die Brust, der Kopf und
als letztes der
Mund.
Dann nimmt er genau einen Meter vom Kranken entfernt,
an seiner
rechten Seite Platz. Danach bestäubt er sich selber auch, die
Innenseiten
seiner Arme, von Ellenbogen abwärts, bis zu den Fingerspitzen
und beginnt mit
der Zeremonie. Er betet zu dem schwarzen Gila-Monster, das ist
eine heilige
Eidechse. Er beschwört und bittet sie ihm die Krankheit
aufzuzeigen. Leise
spricht er die alten Rituale und Gebete. Als Dank bietet er dem
Gila-Monster
immer wieder eine Jett-Perle an. Für jedes Gebet und jeden
Finger eine andere
Farbe der Perle. Nachdem er das mystische Lied gesungen hat,
beginnt sein Arm
dann ruckartig und heftig zu erzittern. Sein Zittern wird immer
heftiger und
führt ihm so ganz langsam zu dem bestimmten, erkrankten
Körperteil. Darum
werden diese heiligen Männer auch Handzitterer oder
Wahrsager genannt .«
Suletu lächelte sie gewinnend an.
»Siehst du Amy. Wir haben uns damit eine Jahrtausend
alte Tradition zu
Eigen gemacht. Und du erwartest, dass du es in einer Woche
erlernen kannst.
Also komm hoch und schwing dein liebliches Hinterteil wieder in
die Bäume.
Wir versuchen es nochmal, solange bis es klappt .«
Am nächsten
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