Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
dort
ausprobieren. Ich
kann es gar nicht erwarten, freue dich doch bitte mit mir .«
Dann nahm sie ihrem Vater den Mantel ab und stellte
seine Aktentasche
auf dem Tisch vor dem Spiegel. Liebevoll zog ihn sanft mit sich,
in Richtung
Küche.
»Setzt dich, ich habe den Kaffee schon fertig .«
Unwillkürlich musste er schmunzeln. In den letzten acht
Jahren war sie
so rasend schnell erwachsen geworden und hatte wie
selbstverständlich viele
Sachen und Arbeiten im Haushalt übernommen.
Ziemlich schnell hatte sie damit begonnen ihn mit fast
mütterlichem
Ehrgeiz zu bekochen, obwohl sie eine tüchtige Haushälterin
beschäftigten.
Nur in einer Sache legte sie noch mehr Ehrgeiz an den
Tag - im lernen
für den Unterricht. Damals am College fing es schon an und auch
in den letzten
zwei Jahren hier am Medical Center, war ihr Ehrgeiz ungebrochen
gewesen. Immer
wollte sie die Beste sein und noch weiter kommen. Da die
Gesamtausbildung zum
Arzt mindestens zwölf Semester dauerte, hatten sie sich beide
darauf geeinigt
die ersten zwei Jahre der Grundausbildung in Montana zu
absolvieren. Die ersten
Semester bestanden nur aus reinem Theorieunterricht und darum
hatte Amy sich
ganz und ausschließlich auf das Lernen konzentriert.
Er musste sie manchmal fast aus ihrem Zimmer schleifen,
um sie
überhaupt einmal zu einem Spaziergang überreden zu können.
Damit sie wenigstens einmal am Tag an die frische Luft
kam.
Verbissen wie ein Terrier, biss sie sich in
den jeweiligen Lehrstoff fest um am Ende eines jeden Schuljahres
mit der Bestnote
vom College abzugehen. Ja, Thomas erfüllten ihre Leistungen die
ganzen Jahre
über immer wieder mit großem Stolz. Sie war ihm immer eine gute
Tochter
gewesen.
Auch jetzt, nach diesem letzten Semester, glänzte sie
wieder mit den
Bestnoten. Er wusste, dass das seit Jahren schon ihr innigstes
Ziel gewesen
war. Denn das Medical Krankenhaus in Flagstaff war ihr
langersehnter und tief
verwurzelter Traum. Aber, er seufzte tief auf–, es war so
furchtbar weit weg
von ihm und Montana. Fast 1.800 Kilometer würden sie schon bald
voneinander
trennen. Amy spürte innerlich seine Gedanken und strich ihm
liebevoll über die
Hand.
»Fang nicht wieder an zu grübeln Dad. Ich bin doch
nicht aus der Welt
und werde immer wieder zu dir zurück kommen, mein ganzes Leben
lang. In deinem
Urlaub kommst du mich doch auch besuchen. Flagstaff liegt nicht
am Rande der
Welt. Es ist doch nur in Arizona .«
Nachdenklich betrachtete sie die wunderschönen,
hellblauen Lilien vor
sich und in diesem Moment fiel ihr schlagartig wieder ihr Traum
der letzten
Nacht ein. »Dad, kann ich dich etwas fragen ?« ,
zögernd
schaute sie ihn an. Noch nie hatte sie ihren Vater etwas von
ihren Visionen
erzählt, um ihn nicht zu beunruhigen.
»Natürlich mein Liebling, was möchtest du wissen ?«
»Gibt es in der Realität weiße, wirklich schneeweiße
Pumas die eine
Größe von mehr als zwei Meter erreichen können ?«
Thomas stellte seine Kaffeetasse ab und blickte sie
erstaunt an.
Er hatte sich in all den Jahren schon lange daran
gewöhnt, dass sie
ihm die ungewöhnlichsten Fragen stellte. Nun aber war er doch
etwas verblüfft.
»Nein mein Schatz, das glaube ich nicht. Soweit mir
bekannt ist, leben
die größten Pumas der Welt in Kanada und haben auch nur eine
Schulterhöhe von
maximal einem Meter.
Die Männchen können ein Gewicht von bis zu einhundert
Kilo erreichen.
Ihre Fellfärbung reicht, sofern ich mich richtig erinnere, von
rötlich bis
silbergrau oder bräunlich. Aber noch niemals wurde ein
schneeweißer Puma von
einem Menschen gesehen. Wie kommst du auf diese Frage Kleines«,
fragte er noch
immer leicht irritiert. Sie betrachtete versunken die Lilien in
der Vase und
versuchte einen Sinn aus ihren nächtlichen Visionen zu erkennen.
»Ach, ist nicht so wichtig. Ich habe nur vor kurzem ein
Buch gelesen
und wollte wissen ob es der Wahrheit entspricht oder nur eine
Gestalt der
Fantasie ist .«
Sanft streichelte sie wieder seine Hand und fühlte sich
leicht unwohl
dabei ihrem Vater nicht die volle Wahrheit zu erzählen. Aber
innerlich ahnte
sie dass er ihre Visionen niemals verstehen würde. Auch Tadita
selber hatte ihm
immer nur sehr vage und verschwommen von ihrer eigenen Gabe
erzählt, die sie
bei der Geburt auch auf ihre einzige Tochter
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