Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
übertragen hatte.
Plötzlich ertönte die Hausglocke und Amy zog leicht
unwillig die Stirn
in Falten. Sie wollte in den letzten Tagen vor dem Abflug noch
so viel Zeit wie
möglich ganz alleine mit ihrem Vater verbringen.
»Wer kann das sein? Hast du jemanden eingeladen, Dad«,
fragte sie und
sah wie ihr Vater plötzlich leicht verlegen wirkte. Dann erriet
sie es plötzlich.
Sie versuchte böse auszusehen aber es gelang ihr nicht.
Denn ihr Vater
hatte mit diesem unangemeldeten Besucher versucht, seinen
letzten Trumpf
auszuspielen um sie so vielleicht doch noch am Weggehen zu
hindern.
»Vielen Dank lieber Daddy. Diese elende Nervensäge wird
meinem
heutigen Tag den absoluten Rest geben. Willst du mich wirklich
immer noch mit
ihm verkuppeln ?«
Mit diesen Worten schwang sich Amy mit einem Satz vom
Stuhl, ging in
die Diele und riss die Haustür auf.
Die „Nervensäge“ vor der Haustür, entpuppte sich
tatsächlich als
Steve.
2.
Kapitel
Amy lehnte sich in ihrem Flugzeugsitz zurück und
bemühte sich die
Anspannung und Hektik der letzten Tage abzuschütteln. Sie
schloss die Augen und
versuchte sich langsam ein wenig zu entspannen. Ein fünf Stunden
Flug lag nun
vor ihr bis sie endlich in Arizona landete, wo ihr neues Leben
beginnen würde.
Die letzten Wochen bestanden für sie fast
ausschließlich aus
Kofferpacken, Dad trösten, Freunde die vorbei schauten um sich
zu verabschieden
und Steve, der wie eine Klette an ihr hing und der sie permanent
zum Bleiben
überreden wollte.
Bei der Erinnerung an ihn lächelte sie belustigt auf.
Steve Shalley, zweiundzwanzig Jahre wie sie, mit
hellblonden Locken,
die ihm immer etwas verwegen in der Stirn hingen. Blaugraue
Augen,
braungebrannt, groß, gutaussehend, wie der typische Beachboy aus
den
Hochglanzmagazinen.
Und so anhänglich wie ein zugelaufener Hund. Seit dem
College waren
sie immer in derselben Klasse gewesen.
Ergeben hatte er in all den Jahren ihre Nähe gesucht
und hartnäckig
jeden ihrer Schritte mit seinen Dackelblicken verfolgt. Er
schien es damals gar
nicht bemerkt zu haben, dass alle anderen Mädchen auf dem Campus
ihn geradezu
anschmachtet hatten.
Amy hatte ihm jedoch von Anfang an fair und überaus
energisch
klargemacht, dass weder eine Liebesbeziehung, noch etwas anderes
wie gar eine
Heirat – was ihm in letzter Zeit des Öfteren vorschwebte –
jemals auch nur in
Frage kam. Nicht umsonst hatte sie viele Jahre so hart studiert
um immer wieder
die Studienbeste zu sein, nur um sich jetzt so einfach vom Fleck
weg heiraten
zu lassen.
Schon gar nicht von ihm.
Seit acht Jahren, seit dem Tod ihrer Mutter, verfolgte sie
mit ihrem
ganzen Ehrgeiz ihren größten Wunsch am Flagstaff Medical Center
aufgenommen zu
werden.
Mit einer unbestimmten Gewissheit ahnte sie auch, dass dort
noch etwas
anderes, magisches auf sie wartete.
In den langen Jahren hatte sie es immer wieder instinktiv
gespürt. Darum
konnte sie auf ihrem vorgegebenen Weg keine Komplikationen wie
die Liebe gebrauchen.
Außerdem liebte sie Steve nicht. Er war ein netter Kerl aber
mehr als eine
normale Freundschaft konnte und wollte sie ihm nicht geben. So
hatte sie es
bisher mit jedem Mann in ihrem zweiundzwanzigjährigen Leben
gehalten.
Das hatte außerdem den Vorteil, dass man die Pille
nicht nehmen
musste. Das war sowieso nicht gesund und Enthaltsamkeit sparte
Geld und
Gesundheit. Amy lachte leise in sich hinein, wurde dann aber
wieder ernst. Noch
wusste sie nicht genau wie der Mann ihrer Träume einmal aussehen
sollte. Aber
oft sah sie ihn nachts, in dem Unterbewusstsein ihrer Visionen.
Sein Gesicht war immer verschwommen und nur ganz
schemenhaft konnte
sie seine Umrisse erkennen.
Aber etwas sah sie in ihren Träumen immer wieder ganz
klar und
überdeutlich: strahlende und eisblaue Augen, die sie intensiv
und eindringlich
bis auf den Grund ihrer Seele hinein, anblickten. Fast magisch
fühlte sie sich
von ihm angezogen. In ihrem tiefsten Inneren spürte sie schon
lange, dass er in
irgendeiner Art ihre Bestimmung und ihr Schicksal sein würde.
Amy erwachte weil die Flugzeugturbinen allmählich
lauter wurden und
sie langsam zur Landung auf dem Tucson International Airport,
dem zweitgrößten
Flughafen in Arizona, ansetzten.
Erwartungsvoll schaute sie aus dem Fenster. Am Rande
der Landepiste
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