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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Sie müssen auch einsehen, daß Olivia und ich das nicht so einfach hinnehmen können. Wenn Sie es aber so haben wollen, müssen wir uns damit abfinden.«
    Olivia drehte ihr Glas in der Hand. Sie nahm einen kleinen Schluck, um Zeit zu gewinnen und ihre Verärgerung in den Griff zu bekommen. »Wenn es denn so sein soll, werde ich mich fügen. Ich muß Ihnen allerdings dazu sagen, daß ich Niah, bei aller Zuneigung, die ich für sie empfinde, nicht als Gast in meinem Haus dulden werde.«
    Tyndall nickte zustimmend. »Einverstanden. Es tut mir leid, daß ich Ihnen mit dieser Sache Kummer bereitet habe, aber ich denke, die Zeit wird die Wunden heilen.« Er leerte sein Glas und machte mit einer unmißverständlichen Geste klar, daß das Thema nun für ihn erledigt war und er zum nächsten Punkt kommen wollte. »So, und jetzt zum geschäftlichen Teil.«
    Olivia beteiligte sich nicht weiter an der Unterhaltung der Männer und blickte in den abendlichen Garten hinaus. Betrübt mußte sie sich eingestehen, daß ihre Beziehung zu Tyndall einen Bruch erlitten hatte. Sie warf ihm insgeheim vor, daß er Niah verführt hatte und zudem im Begriff war, eine Freundschaft zu zerstören, die ihr, wie sie erst jetzt merkte, sehr viel bedeutete.
     
    Nach dem Essen führte der Zauberer einem gutgelaunten Publikum seine Kunststücke vor. Er jonglierte, schluckte Feuer und vollführte ein paar Taschenspielertricks, die alle verblüfften. Als Krönung seiner Show zog er einen Packen Tarotkarten hervor und wählte sich Leute aus dem Publikum, denen er ihr Glück vorhersagte. Das Ganze war höchst amüsant, und in vielen Fällen traf die Vorhersage sogar genau zu, obwohl es manch einem ein bißchen zu weit ging. Das Publikum applaudierte, staunte und jubelte, dabei ahnten die wenigsten, daß der große Künstler sich bestens vorbereitet hatte und in diversen Pubs, Arbeitsschuppen und Geschäften seine Erkundigungen über einige der Persönlichkeiten der Stadt eingeholt hatte. Als letztes Opfer suchte er sich Tyndall aus, der sich mit gespieltem Widerwillen zu dem kleinen Tisch in der Mitte des Speisesaals führen ließ.
    Der Zauberkünstler mischte die Karten, dann deckte er sie mit dem Bild nach oben auf. Er studierte sie einen Moment lang, ehe er verkündete: »Glück und ein Vermögen warten auf Sie.« Daraufhin erhob sich ein Gemurmel im Saal und einige Frohnaturen scherzten, er habe wohl auf seiner letzten Fahrt einen Schatz gefunden. Bei der nächsten Bemerkung des Zauberers brach der ganze Saal in schallendes Gelächter aus. »Sie haben großes Glück in der Liebe. Ich sehe vier Frauen in Ihrem Leben …« Nachdem das Gelächter sich gelegt hatte, fügte der Mann noch hinzu: »Die Liebe dieser Frauen wird einen hohen Preis kosten, aber seien Sie versichert, daß diese Liebe etwas ganz Besonderes sein wird.« Rasch schob der Zauberer die Karten zusammen und steckte sie weg. Tyndall kam es so vor, als ob der Mann ihm eigentlich noch etwas hatte sagen wollen, es sich dann aber anders überlegt hatte.
    Von lautem Gelächter, Rufen und derben Bemerkungen begleitet, setzte sich Tynall wieder zu den Hennessys an den Tisch. Olivia zog die Augenbrauen hoch. »Vier Damen in Ihrem Leben?«
    »Nun, hoffentlich behält er mit dem Vermögen recht«, warf Conrad rasch ein. Er nahm Olivias Hand und half ihr auf. »Es ist schon spät. Wir wollen gehen. Ich sehe Sie dann morgen im Camp.«
    Tyndall gähnte. »Ich glaube nicht, alter Freund. Ich werde morgen freinehmen und zu Hause bleiben.« Er zwinkerte ihnen fröhlich zu und grinste anzüglich. Olivia nahm keine Notiz davon und verabschiedete sich kühl.
     
    Nachdem Conrad am anderen Morgen das Haus verlassen hatte, machte Olivia sich auf den Weg zu Tyndall. Nach einer schlaflos verbrachten Nacht wollte sie mit ihm reden und ihrem Ärger Luft machen.
    Tyndalls Haus war auf Pfählen errichtet, das spitze Schrägdach verlieh den Räumen hohe Decken. Bambusblenden schützten die umlaufende Veranda vor Blicken, üppig blühende Jasminbüsche und Poinciana-Bäume zierten den vorderen Garten. Olivia verweilte einen Moment im Schutz der Bäume vor dem Zaun, dann ließ sie das Gartentor mit einem vernehmlichen Klicken ins Schloß fallen und ging zum Haus. Sie rief laut durch die offenstehende Haustür, und endlich kam ein dicklicher Chinese, der sich die Hände an einem Tuch abwischte und sie kurzsichtig in Augenschein nahm. Sie verlangte, den Hausherrn zu sprechen. Der Chinese drehte sich wortlos um und

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