Traeume aus 1001 Nacht Band 03
sein.
„Ich gehe besser runter und räume die Küche auf.“
Er verstärkte seinen Griff um ihre Taille. „Ich kann ei nem der Bodyguards sagen, dass er das tun soll.“
Doch sie schüttelte den Kopf und schob seine Hand bei seite. „Nein, Hashim – dann wäre es kein ganz gewöhnli ches Wochenende mehr. Ich gehe jetzt und werfe die Es sensreste weg – du kannst das Geschirr spülen.“
Er war hin und her gerissen zwischen Wut und Belus tigung. „Ja, Sienna“, murmelte er, aber sein Herz war schwer.
Auf dem Weg zurück im Wagen schwiegen sie, obwohl der Fahrer hinter einer schalldichten Scheibe saß. Erst als sie South Kensington erreichten, legte er seine Hand auf ihre und fragte:
„Kommst du mit mir ins Hotel?“
„Nein.“
Er wartete nicht auf eine Begründung, denn er hatte diese Antwort erwartet. „Sienna?“
Sie drehte ihren Kopf zu ihm. Ihre grünen Augen wirk ten düster, aber sie spiegelten eine ruhige Würde wider, die ihm den Atem raubte. In diesem Moment erkannte er, dass nichts sie dazu bewegen würde, ihre Entscheidung zu ändern. Diesmal nicht.
Etwas hatte sich verändert. In ihr. Und in ihm. In ihnen beiden. Sie würde sich nicht nur weigern, ihm zu gehor chen, sondern er würde es auch nicht mehr versuchen, sie seinem Willen zu unterwerfen. Irgendwo auf ihrem Weg waren sie zu gleichberechtigten Partnern geworden, und das war für Hashim ein bittersüßes Erwachen. Ein Erwa chen, das zur falschen Zeit kam – aber konnte es jemals eine richtige geben?
Nicht mit Sienna, nein.
Neben ihm lag eine kleine Schatulle mit seinem Wap pen darauf, die er überallhin mitnahm. Er öffnete sie und nahm ein kleines Lederetui heraus, das er Sienna entge genstreckte. Doch sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre dunklen Locken wild tanzten.
„Nein, Hashim! Was auch immer es ist, ich will es nicht. Ich will weder deine Diamanten noch deine Rubine oder Smaragde, vielen Dank! Ich habe dir vor einiger Zeit ge sagt, dass man mich nicht kaufen kann, und das habe ich so gemeint!“
Er lachte leise. „Das weiß ich, meine feurige Sienna. Aber ich glaube, du täuschst dich mit deiner Annahme, hierin wären Diamanten.“ Er legte das Etui in ihre Hand und schloss ihre Finger darum, dabei sah er ihr tief in die Augen. „Bitte öffne es.“
Irgendetwas an seinem Verhalten ließ sie gehorchen. Sie öffnete das Etui und entdeckte eine Kette, die auf blauem Samt lag. Aber es war keine gewöhnliche Kette. Sie war aus außergewöhnlich feinem Material mit einem kleinen goldenen Vogel als Anhänger.
„H-Hashim …“, sie sah ihn fragend an.
„Hier.“ Er nahm die Kette heraus und legte sie in ihre Handfläche. „Es ist ein Adler – ein goldener Adler. Er ist auf der Flagge von Qudamah abgebildet und das Symbol meines Landes – denn er verkörpert Freiheit und Stärke. Dies ist das einzige Mal, dass du ihn angekettet siehst.“
Genau wie er, dachte sie unwillkürlich. Auch er verkör perte Freiheit und Stärke. Sie betrachtete das Schmuck stück aufmerksam und konzentrierte sich auf die exzel lente Handarbeit, denn nur so konnte sie die Tränen im Zaum halten. „Sie ist … wunderschön.“
„Soll ich sie dir anlegen?“
Sienna nickte, unfähig zu sprechen, denn sie hatte Angst, Worte zu sagen, die sie niemals würde zurücknehmen kön nen. Worte der Liebe, die ihm zutiefst peinlich wären und die ihren Abschied noch schmerzhafter machen würden.
Er ließ seine Hände um ihren Nacken gleiten und wünschte sich so sehr, dass er dort verharren könnte – dass er ihr dichtes Haar anheben und ihre zarte Haut küssen könnte. Stattdessen legte er ihr die Kette um und schloss sie. „So.“
Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke, und der Schmerz machte sie beinahe schwindlig. Sie wandte den Kopf ab und schaute mit der Verzweiflung einer Ertrin kenden aus dem Fenster. Zu ihrer Erleichterung bemerkte sie, dass sie bereits am Ende ihrer Straße waren.
„Nun, da sind wir! Vielen Dank, Hashim.“ Sie beugte sich nach vorne und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Der Schmerz wurde noch stärker. „Pass auf dich auf.“
Er führte ihre Fingerspitzen an seine Lippen, und als sie die Tür öffnete, sagte er etwas in seiner Muttersprache zu dem Fahrer, der daraufhin ausstieg und ihre kleine Tasche aus dem Kofferraum holte.
Die getönte Fensterscheibe glitt leise nach oben, und alles, was sie sehen konnte, waren seine schimmernden schwarzen Augen – das Einzige, was in der starren Maske
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