Traeume aus 1001 Nacht Band 03
vor.
Es hatte eine kurze, heftige Auseinandersetzung zwischen Khalim und einem Mann gegeben, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah großartig aus und trug wertvolle Kleider. Rose konnte kein Wort der Unterhaltung verstehen, doch ahnte sie, dass er Khalim Vorwürfe machte, weil er nicht auf seine Sicherheit geachtet hatte.
Khalim hob sie zärtlich auf sein Pferd. Rose hielt sich an ihm fest, ohne sich zu ihm umzudrehen. Sie war erleichtert, als der goldene Glanz des Palastes wieder sichtbar wurde.
Khalim stieg im Hof ab und half auch ihr. Einen Moment trafen sich ihre Blicke.
In Khalims Augen standen Sehnsucht und Zärtlichkeit geschrieben, doch auch eine Spur von Bedauern, die Rose daran erinnerte, dass ihre Affäre zeitlich begrenzt war. Sie durfte niemals hoffen.
„Ich werde Sie in Ihre Gemächer bringen“, sagte er in gedämpftem Ton.
Der Mann in der prachtvollen Kleidung sagte etwas. Khalim antwortete darauf kurz angebunden.
„Kommen Sie!“, sagte er zu Rose, bevor er sie durch den Hof in den Palast führte.
„Wer war dieser Mann?“, fragte sie, sobald sie außer Hörweite waren.
„Das ist mein Cousin Raschid“, antwortete er.
„Ist er auf Sie wütend?“
Khalim erlaubte sich ein Lächeln. „Er ist außer sich“, gab er zurück. Doch Rose zu lieben war die Verärgerung wert gewesen.
„Werden Sie Schwierigkeiten bekommen?“
Er sah sie überrascht an. „Ich denke nicht. Ich bin immerhin der Prinz“, sagte er königlich.
Kein anderer Mensch hätte so arrogant reden können, dachte Rose. Missmutig registrierte sie, dass ihr diese Art an Khalim gefiel. „Natürlich“, murmelte sie.
Als sie ihre Zimmer erreicht hatten, hielt er inne. Er hob ihr Kinn. Am liebsten hätte er sie geküsst und ihren Körper ein zweites Mal entkleidet. Er unterdrückte seine Frustration.
„Ich werde Ihnen etwas zu essen schicken, weil ich heute nicht mit Ihnen zusammen sein kann“, sagte er knapp.
Sie sah erstaunt zu ihm auf. Ihr Herz pochte vor Enttäuschung, doch sie würde sich vor ihm nicht die Blöße geben, dies zu zeigen. „Das ist schade“, sagte sie ruhig.
Ihre kühle Reaktion verblüffte ihn. Er begehrte sie aber nur umso mehr, weil sie keine Eifersucht zeigte. „Ich werde aber später zu Ihnen kommen, süße Rose.“
„Es könnte sein, dass ich schlafe.“
„Dann werde ich Sie wecken“, versprach er ihr sanft und küsste sie auf den Mund, bevor er davoneilte.
Rose zog eilig ihre zerknitterte Kleidung aus und nahm ein langes Bad, bevor sie sich eine weiße Baumwollhose mit passendem Hemdchen überstreifte.
Fatima erschien mit einem verführerischen Angebot an Speisen. Es gab Tomateneintopf mit Okra und Lamm und einen vielfarbigen Reisteller. Dazu eine Platte mit Gebäck, das mit glänzendem Sirup übergossen und mit Nüssen und Rosinen gefüllt war. Außerdem gab es Granatapfelsaft und Minzetee.
Doch als Fatima gegangen war, stocherte Rose nur geistesabwesend in den Speisen.
Ihre Sinne waren von Khalims Liebe so erfüllt, dass sie an etwas so Banales wie Essen nicht denken mochte. Er hatte ihr alles gegeben, so zärtlich und wild zugleich war er gewesen. Seine Küsse waren ebenso leidenschaftlich wie schmeichlerisch. Er hatte in ihren Armen laut gestöhnt, ohne sich zurückzuhalten. Das war wie ein kleiner Sieg für sie gewesen.
Mit verstörender Deutlichkeit sah sie wieder ihre verschränkten Glieder vor sich. Seine dunklen Muskeln, die sich fast anstößig von ihrer milchweißen Haut abhoben.
Als eine Art Ablenkungstherapie nahm sie Robert Cantles Buch über Maraban zur Hand und las das Kapitel über Khalims Vorfahren und die Errichtung des Königreiches in den Bergen.
Es gab Abbildungen seiner jüngsten Vorfahren. Eine davon interessierte sie besonders. Es war Malik der Große. Die Geliebte dieses Ururgroßvaters von Khalim hatte so verblüffende Ähnlichkeit mit Rose gezeigt.
Sie musterte seufzend das Gesicht, das beinahe so hübsch wie das von Khalim war. Mach dir keine Hoffnungen, Rose, warnte sie sich. Deutlicher kann dir niemand sagen, dass diese Liebesaffäre keine Zukunft hat.
Um elf Uhr legte sie das Buch zur Seite. Er würde heute Nacht nicht kommen. Sie bürstete ihr Haar und bemühte sich, nicht wütend zu werden. Dennoch war sie ungehalten darüber, dass er sie so behandelte.
Als sie eben die Haarbürste auf den Tisch warf, öffnete sich langsam die Tür. Khalim kam in dunkelblauen Gewändern herein. Hungrig musterte er ihren Körper, der sich unter dem
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