Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
anrufen?“
„Und ob – und Ihre Freunde. Und sie werden an Ihrer Tür klingeln. Mindestens eine Zeitung wird Ihnen Geld für eine Exklusivstory anbieten. Sollten Sie darauf eingehen, wird man alles tun, um Sie zu überreden, die Geschichte von Ihrem arabischen Geliebten noch ein bisschen aufregender zu gestalten.“
„Was soll das heißen?“
„Bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht, werden sie Sie dazu bringen, zu gestehen, dass wir uns während einer Fahrt durch Paris oder London leidenschaftlich auf der Rückbank einer Limousine geliebt haben, bei Vollmond auf dem Deck meiner Jacht, über den Wolken im königlichen Jet, an dem zauberhaften Sandstrand dort vorne oder vielleicht sogar auf dem Rücken meines Polopferdes, während es durch den Wald galoppierte. Natürlich waren wir beide jedes Mal unersättlich in unserem Verlangen. Und natürlich werden sie Fotos machen von Ihnen, in den Dessous, in denen ich Sie am liebsten sah.“
Jedes seiner Worte löste einen Schauer in ihr aus, als würde sie eine Reihe kleiner Stromschläge bekommen. Sie straffte die Schultern und rührte angelegentlich in ihrer Kaffeetasse. Konnte es sein, dass er das Gleiche dachte wie sie – dass sie genauso gut wahrmachen könnten, was ohnehin die ganze Welt von ihnen glaubte?
„Ich werde niemandem irgendeine Story erzählen.“ Anna legte den Kaffeelöffel auf der Untertasse ab. „Sie brauchen sich um das Wohl Ihres Polopferdes keine Sorgen zu machen.“
Er machte nur eine gleichgültige Geste.
„Aber es ärgert mich wirklich, dass jeder, der mich kennt, mehr oder weniger davon überzeugt sein wird, dass ich ein Kind von Ihnen habe. Was soll ich dazu sagen?“
„Dass es nicht stimmt.“
Anna verlor die Beherrschung. „Ach so, ja, natürlich! Sie scheinen zu vergessen, dass ich bis vor Kurzem tatsächlich schwanger war. Nur meine engsten Freunde wissen, dass es eine Totgeburt war. Ich habe es nicht herumerzählt. Ich bin ja auch kaum jemandem begegnet, seit es passierte.“
„Ich verstehe.“
„Und was, wenn ich das Baby nicht mit zurückbringe? Man wird denken, ich hätte es einfach Ihnen überlassen.“
„Was wäre daran so schlimm? Es soll vorkommen, dass Väter das Sorgerecht für ihre Kinder bekommen. Und Sie haben schließlich einen Beruf, der Sie voll in Anspruch …“
„Niemals würde ich mein Kind nur wegen meiner Karriere einfach seinem Vater überlassen. Genauso wenig wie ich …“ Hilflos vor Wut brach sie ab.
„Schieben Sie die Schuld auf mich“, schlug er vor. „Es ist schließlich bekannt, dass Araber Barbaren sind, die ihre eigenen Kinder entführen.“
„Hören Sie doch endlich auf, sich über mich lustig zu machen“, sagte Anna hitzig.
„Das kann ich nicht, solange Sie sich wegen einer solchen Nichtigkeit so kindisch aufregen. Es ist nicht das Ende der Welt, Anna. Entweder werden es die Leute akzeptieren, wenn Sie ihnen erklären, dass das alles nicht stimmt, oder nicht. Doch wie auch immer, sie werden es innerhalb einer Woche vergessen haben. Diese Blätter …“, er deutete mit einem Ausdruck tiefer Verachtung auf den Zeitungsstapel, „… sind nichts weiter als geistiges Fast Food, und wie jedes Fast Food wird es von den Herstellern absichtlich ohne jeglichen Nährwert produziert, sodass beim Konsumenten eine ständige Gier nach mehr entsteht. Eine Story löst die andere ab, ohne dass irgendjemand wirklich darüber nachdenkt. Die Leute wollen keine Fakten, sie wollen unterhalten werden, und am liebsten mit Skandalgeschichten.“
„Ich will, dass sie gezwungen werden, einen Widerruf zu veröffentlichen“, sagte sie trotzig.
„Anna, bis nächsten Sonntag wird sich niemand mehr daran erinnern, ob Sie von einem arabischen Scheich ein Kind bekommen, ein Mitglied der Regierung bestochen oder was auch immer getan haben. Wenn wir nicht noch mehr Wasser auf die Mühlen der Regenbogenpresse gießen, wird es niemanden weiter interessieren. Haben Sie eine Ahnung, wie oft mein Bild in diesen Schundblättern erscheint? Glauben Sie, auch nur einer von denen, die sich beim Sonntagsfrühstück über diese Storys unterhalten, erinnert sich an meinen Namen? Ich bin einfach nur ‚dieser Scheich‘ für sie, und wahrscheinlich verwechseln sie mich mit einem halben Dutzend anderer Tafelgefährten Prinz Karims. Trotz meines auffälligen Muttermals passiert es immer wieder, dass Leute zu mir sagen ‚Ach, neulich habe ich in der Zeitung über Sie gelesen. Was war es doch gleich?‘ Dabei ging es
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