Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
das?
Hatte er ihr eben wirklich ein erotisches Abenteuer angeboten, um sie zu bestechen? Er wollte, dass sie blieb, und er hatte bestimmt gemerkt, dass sie ihn attraktiv fand. Die meisten Frauen hätten nur allzu gern die Gelegenheit wahrgenommen, einen Urlaub in diesem Paradies zu verbringen, und dann auch noch mit einem Mann wie Gazi. Hielt er sie für eine von ihnen?
Anna nahm eine Traube, drehte sie zwischen zwei Fingern und betrachtete sie so eingehend, als ginge es in dieser Sache um Leben oder Tod. Schließlich schob sie die Traube in den Mund.
„Natürlich würde ich Ihnen den Zeitaufwand vergüten“, erklärte Ishaq.
Sie hatte also recht mit ihrem Verdacht. Er versuchte mit allen Mitteln, sie zu überreden. Wenn Sex nicht ausreichte, dann würde er sich nicht lumpen lassen. Du lieber Himmel, wofür hielt er sie?
„Also wirklich“, murmelte sie, mehr zu sich als zu ihm.
„Natürlich entsprechend dem in Ihrem Beruf üblichen Verdienst“, erklärte er.
Sie sah ihn vielsagend an. „Und was für ein Beruf ist das Ihrer Meinung nach?“
Er ging auf die Zweideutigkeit ihrer Frage nicht ein. „Was für ein Beruf? Ich weiß nicht … sagten Sie nicht, Sie seien Malerin? Oder Designerin und Innenausstatterin? Was auch immer, ich zahle den üblichen Stundensatz.“
„Aber Sie erweisen mir doch einen großen Gefallen, indem Sie mir hier Zuflucht gewähren. Ich verstehe nicht, weshalb Sie mich dafür auch noch bezahlen sollten“, erwiderte sie zuckersüß. „Sollte es nicht eher umgekehrt sein? Oder wollen Sie vielleicht noch aus ganz anderen Gründen, dass ich bleibe?“
Einen Augenblick lang tippte er nur schweigend mit dem Daumen an seine Tasse. „Ja“, antwortete er schließlich. „Ich habe noch ganz andere Gründe.“
„Aha! Und was für Gründe sind das?“
„Darüber kann ich mit Ihnen nicht sprechen.“ Er sah sie an. Sein Blick war eindeutig abschätzend, drückte jedoch alles andere als sexuelles Interesse aus. Schmerzlich wurde Anna bewusst, dass er ihr selbst jetzt noch nicht traute. Aber offenbar war er bereit, mit ihr zu schlafen, falls er sie dadurch zum Bleiben bewegen könnte.
Zorn erfasste sie, so heiß und heftig, dass sie selbst erstaunt war. „Lassen Sie mich raten.“ Äußerlich wirkte sie ganz kühl.
Er antwortete nicht.
„Also“, begann sie. „Sie sind sich wirklich sicher, dass diese Geschichte über uns kein Dauerbrenner ist, nicht wahr?“
„Dass ein Tafelgefährte des Prinzen ein uneheliches Kind hat, erregt vielleicht die Gemüter der Gläubigen in Barakat, aber für das westliche Publikum hat es keinerlei Bedeutung. Das wissen Sie wohl genauso gut wie ich. Und, wie Sie schon sagten, Sie selbst sind nicht von öffentlichem Interesse. Deshalb hat die Geschichte nur ein begrenztes Potenzial.“
Anna nickte langsam. „Das mag stimmen, was unsere angebliche Affäre und unser angeblich gemeinsames Kind betrifft. Aber das ist ja sowieso alles nicht wahr. Da muss es etwas anderes geben, etwas, das Sie mir verschweigen, oder? Ich meine, das kann doch nicht die ganze Geschichte sein.“
Einen ganz kurzen Moment sah sie etwas in seinen Augen aufblitzen, so als ob ihm das alles sehr nah gehen würde. Doch in der nächsten Sekunde hatte er sich wieder unter Kontrolle, und sein Blick war undurchdringlich. „Und was sollte da noch sein?“
Obwohl es vielleicht unklug war, einem solchen Mann zu zeigen, wie gründlich man seine Motive durchschaute, antwortete Anna: „Sie haben ein Baby aus einer englischen Klinik entführt, Scheich Gazi – und in der Zeitung steht, Sie sind einer der engsten Vertrauten Prinz Karims. Das sieht nach einer interessanten Story aus, finden Sie nicht? Außerdem haben Sie eine britische Staatsangehörige entführt. Und Sie haben uns ohne Pässe aus England herausgeschafft und nach Barakat gebracht. Auch das klingt nach einer interessanten Story. Verzeihen Sie, wenn es mir schwerfällt zu glauben, dass Sie dass alles nur so zum Spaß getan haben. Der wirkliche Grund, weshalb Sie dieses Risiko eingegangen sind, Scheich Gazi, das ist der interessanteste Teil der Story, würde ich sagen.“
Als sie zu Ende geredet hatte, war es so still, dass Anna ihr Herz pochen hörte. Ob ihr Verstand sich doch noch nicht völlig erholt hatte seit dem Unfall? Wie konnte sie diesen Mann nur so herausfordern, wo sie ihm doch völlig ausgeliefert war?
„Ich bewundere Ihre Auffassungsgabe.“ Scheich Gazi warf seine Serviette auf den Tisch. „Aber ich rate
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