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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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andere Wahl. Der Wind peitschte die Fenster, und die Äste der Bäume schlugen mit unbeherrschter Wut gegen das Haus. »Ich werde bald wieder zurück sein, Sara«, versuchte er, sie zu beruhigen.
    »Lass mich mit dir gehen«, schlug sie plötzlich vor. »Ich habe ihm schon des Öfteren gegenübergestanden.«
    Falcon lächelte, wenn auch nur im Geiste. Sara war schön, nahezu unglaublich schön, und bereit, sich dem Vampir gemeinsam mit ihm zu stellen. Wieder beugte er sich vor, bedeckte ihren Mund mit seinem und machte den Kuss zu einem Versprechen, einer Verheißung von Glück und Leben. Und dann ging er. Er riss die Tür auf, solange er noch konnte und sein Ehrgefühl noch stark genug war, um die Bedürfnisse seines Körpers zu bezwingen. Draußen löste er sich in Nebel auf, vermischte sich zur Tarnung mit dem Regen und entfernte sich mit der Nachtluft von Sara und der Verlockung ihres Körpers und ihres Herzens.
    Verwirrt von seinem plötzlichen Verschwinden, folgte Sara ihm auf die Veranda und blickte sich verwundert blinzelnd um. Ein gequälter Aufschrei entrang sich ihrer Seele: »Falcon!« Der Wind zerzauste und verhedderte ihr Haar, und der Regen durchnässte ihre Kleider, bis die Seide schon fast durchsichtig war. Wieder war sie vollkommen allein.
    Du wirst nie wieder allein sein, Sara. Ich bin in dir, wie du in mir bist. Sprich mit mir im Geiste, und ich werde dich hören.
    Sara stockte der Atem. Das war doch nicht möglich! Aber eine solch heftige Erleichterung durchströmte sie, dass sie sich Halt suchend an den Verandapfosten lehnte. Sie fragte sich nicht, wie seine liebevolle Stimme so klar verständlich in ihrem Kopf sein konnte, sondern akzeptierte es schlicht und einfach, weil sie sie so dringend brauchte. Sara presste nur die Faust an ihre Lippen, um nicht dem Impuls zu erliegen, Falcon zurückzurufen, und vergaß für einen Moment, dass er ihre Gedanken lesen konnte.
    Falcon lachte leise, und seine Stimme war zärtlich wie ein Streicheln. Du bist eine erstaunliche Frau, Sara, und sogar imstande, meine Briefe an dich zu übersetzen. Ich hatte sie in verschiedenen Sprachen geschrieben. In Griechisch, Hebräisch und der alten Sprache meines Volkes. Wie hast du eine so schwere Aufgabe gemeistert? Mit großer Schnelligkeit bewegte er sich über den Nachthimmel, tastete ihn dabei sorgfältig ab und suchte nach Störungen, die ihm die Ankunft des Untoten signalisieren würden. Manchmal verrieten leere Stellen den Schlupfwinkel eines Vampirs, doch es konnte auch ein plötzliches Aufwallen von Macht oder ein unerwarteter Auszug von Fledermäusen aus einer Höhle sein. Die kleinste Einzelheit konnte ein Hinweis sein für jemanden, der wusste, wonach er suchen musste.
    Sara schwieg einen Moment und dachte über Falcons Frage nach. Sie war wie besessen davon gewesen, die seltsamen, so sorgfältig in Leder eingeschlagenen Schriftstücke zu übersetzen. Sie hatte sich buchstäblich festgebissen in diesen Dokumenten, weil sie die uralten Worte einfach übersetzen musste . Sie erinnerte sich noch gut an das Gefühl, das sie erfasst hatte, wann immer sie die Pergamentrollen berührt hatte. Ihr Herz hatte schneller geschlagen, ihr Körper war lebendiger geworden, und ihre Finger waren öfter über die Buchstaben geglitten, als sie zählen mochte. Irgendwie hatte sie von Anfang an gewusst, dass diese Worte für sie bestimmt waren. Und sie hatte Falcons Gesicht beim Lesen und Übersetzen gesehen. Seine Augen, das markante Kinn und das lange, seidig schwarze Haar. Selbst die schmerzliche Einsamkeit in ihm hatte sie gespürt und gewusst, dass nur sie die richtige Übersetzung für die alten Worte finden würde.
    Meine Eltern haben mich Griechisch, Hebräisch und die meisten alten Sprachen gelehrt, aber einige der Buchstaben und Symbole in deinen Briefen hatte ich noch nie gesehen. Ich bin damit zu verschiedenen Museen und allen Universitäten gegangen, aber das Tagebuch wollte ich niemand anderem zeigen, weil ich sicher war, dass es nur für mich bestimmt war. Sie hatte irgendwie gewusst, dass der Inhalt der Briefe sehr intim war und sich nur an sie richtete. Sie waren ihr schon poetisch erschienen, bevor sie sie übersetzt hatte. Sara spürte, wie ihr die Tränen kamen. Falcon. Heute kannte sie seinen Namen, hatte ihm in die Augen gesehen und wusste, dass er sie brauchte. Niemanden sonst, nur sie. Ich habe mich monatelang mit dem Tagebuch beschäftigt und übersetzt, so viel ich konnte, Wort für Wort, doch ich

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