Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
den Weg zu meiner Heimat machte. Ich war schon tot, doch du hast meiner zerbrochenen Seele wieder Leben eingehaucht. Und nun bist du hier, ein Wunder, stehst vor mir, und ich frage dich noch einmal: Bist du bereit, mein Leben zu retten, Sara? Meine Seele? Denn ist das Ritual vollzogen, gibt es kein Zurück mehr, und die Worte können nicht als ungesagt betrachtet werden. Das musst du wissen. Ich könnte sie nicht widerrufen. Und ich würde dich auch nicht gehen lassen. So stark bin ich nicht, das weiß ich. Aber bist du stark genug, um mein Leben mit mir zu teilen?«
Sara wollte verneinen, weil er im Grunde nur ein Fremder war, der zu ihr gekommen war, nachdem er eines anderen Mannes Blut getrunken hatte. Aber in Wahrheit kannte sie ihn doch, vor allem sein Innenleben, weil sie jedes Wort seines Tagebuchs gelesen hatte. Er war so allein, so unsagbar und vollkommen allein, und sie wusste selbst am besten, was Alleinsein war. Sie könnte ihn nie verlassen. Er war in all jenen langen, leeren Nächten für sie da gewesen; in all diesen endlos langen Stunden, in denen die Geister ihrer Angehörigen nach Vergeltung und Gerechtigkeit geschrien hatten, war er stets bei ihr gewesen. Mit seinen Worten und seinem Gesicht.
Sara legte eine Hand auf seinen Arm, und ihre Finger schlossen sich um seinen Unterarm. »Du musst wissen, dass ich die Kinder niemals im Stich lassen werde. Und dann ist da noch mein Feind. Er wird kommen. Er findet mich immer. Deshalb bleibe ich nie sehr lange an einem Ort.«
»Ich bin ein Vampirjäger, Sara«, erinnerte Falcon sie, obwohl die Worte ihm nicht viel bedeuteten. Das Einzige, was in diesem Moment für ihn zählte, waren ihre Berührung, ihr Duft und der Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn ansah. Ihr Einverständnis . Er wartete. Sein ganzes Sein wartete. Selbst der Wind und der Regen schienen nervös zu werden. »Sara.« Er sprach ihren Namen sehr leise aus, und seine schmerzliche Sehnsucht und sein brennendes Verlangen verrieten sich in seiner Stimme.
Sara schloss die Augen. Sie wollte den Traum verwirklichen, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, hörte sie sich in der Stille des Zimmers »Ja« sagen.
Ein Hochgefühl ergriff Falcon, und im Überschwang der Gefühle zog er Sara an sich und barg sein Gesicht an ihrem schlanken Nacken. Sein ganzer Körper zitterte vor Erleichterung darüber, dass sie bereit war, sich an ihn zu binden. Er konnte das ungeheure Ausmaß seines Glücks kaum fassen, war außer sich vor Freude, sie gefunden zu haben und in den letzten Tagen seines Daseins doch noch mit seiner Seelengefährtin vereint worden zu sein. Er küsste ihre weichen, zitternden Lippen und hob den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. »Ich beanspruche dich als meine Seelengefährtin.« Die Worte brachen buchstäblich aus ihm hervor und ließen seine Seele in schwindelerregende Höhen schießen. »Ich gehöre zu dir. Ich gebe mein Leben für dich hin. Ich biete dir meinen Schutz, meine Treue, mein Herz, meine Seele und meinen Körper. Ich nehme dich in meine Obhut. Dein Leben, dein Glück und Wohlergehen werden immer das Kostbarste für mich sein und stets an erster Stelle für mich stehen. Du bist meine Seelengefährtin, für alle Zeit an mich gebunden und für immer unter meinem Schutz.« Wieder barg er sein Gesicht an ihrer zarten Haut und atmete ihren femininen Duft ein. Unter seinen Lippen pochte einladend ihr Puls, ihre Lebenskraft, die ihn wie magisch anzog und über alle Maßen verlockte.
Sara spürte die Veränderung sofort. Ein merkwürdiges Ziehen ging durch ihren Körper. Ihr Herz und ihre Seele, die so weh und leer gewesen waren, waren plötzlich erfüllt von Glück und wieder vollständig. Das Gefühl durchströmte sie mit einer wilden Freude – und beängstigte sie zugleich auch. All das konnte nicht nur Einbildung sein; sie wusste , dass irgendetwas anders war.
Bevor sie sich jedoch vor den Konsequenzen ihrer Handlungsweise fürchten konnte, spürte sie Falcons sanfte Lippen an ihrer Haut. Seine Zärtlichkeiten verdrängten jeden Gedanken, und sie gab sich bereitwillig in seine Obhut. Er zog sie noch fester an sein Herz und in die Geborgenheit seiner starken Arme. In einer sachten, überaus erotischen Bewegung, die Sara jäh erschauern ließ, glitten seine Zähne über ihre Haut. Seine langsam um ihren Puls kreisende Zunge war wie eine winzige Stichflamme, die kleine Stromstöße durch ihre Blutbahn sandte. Wie von selbst hoben sich ihre Arme, um sich um seinen
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