Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
ihr daran lag, ihn zu versorgen. Und weil er es liebte, wenn sie ihn berührte.
»Ich kann eine solch schwerwiegende Entscheidung nicht übers Knie brechen, Falcon«, sagte sie und hielt einen sauberen Waschlappen unter das heiße Wasser. »Ich habe hier noch einiges zu erledigen und muss mir meine Entscheidung in Ruhe überlegen.« Im Grunde brauchte sie jedoch nicht allzu lange oder angestrengt darüber nachzudenken. Sie begehrte diesen Mann mit jeder Faser ihres Körpers, und schon während seiner kurzen Abwesenheit, als er ihren Feind gejagt hatte, war ihr bewusst geworden, wie das Leben ohne ihn sein würde.
Sara beugte sich zu ihm vor und küsste ihn auf den Nacken. »Was hast mir noch zu sagen?«, fragte sie. Ihre vollen Brüste streiften weich und verführerisch seinen Arm, als sie sehr behutsam die Kratzwunden an seiner Schläfe abtupfte und das Blut entfernte. Die Verletzungen an seiner Brust waren tiefer. Sie sahen aus, als wäre ein Tier mit seinen Krallen über Falcons Oberkörper gefahren, hätte sein Hemd zerrissen und vier lange Furchen in der Haut darunter hinterlassen.
»Ich war heute Nacht sehr nahe daran, die Kontrolle zu verlieren. Ich muss das Ritual vollenden, damit wir eins werden und du mein Halt und Anker bist, Sara. Du hast es gefühlt; du hast die Gefahr für mich gespürt und mich zu dir zurückgerufen. Sobald das Ritual vollzogen ist, wird diese Gefahr nicht mehr bestehen.« Er machte das Geständnis mit leiser, heiserer Stimme, die verriet, wie sehr er Sara brauchte. Er konnte nicht klar denken, wenn sie ihm so nahe war. Das Dröhnen in seinem Kopf löschte alles außer den Bedürfnissen seines Körpers aus.
Sara nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. »Das war’s? Das war die große Beichte?« Das sanfte Lächeln, das über ihre Lippen huschte, war hinreißend und brachte ein Funkeln in ihre veilchenfarbenen Augen. »Ich will dich mehr als irgendetwas anderes auf dieser Erde, Falcon«, sagte sie und senkte den Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss auf seinen. Ihre weichen Lippen, ihr geschmeidiger Körper, der sich an seinen schmiegte, ihre Brüste unter dem regennassen, durchsichtigen Seidentop, die sich verlangend an ihn pressten, waren die verkörperte Versuchung. Eine süße, unwiderstehliche Verlockung. Sara küsste ihn hungrig, mit sinnlichen, berauschenden Küssen, die Erregung, aber auch liebevolle Akzeptanz verrieten. Ihr Mund war heiß von ihrem eigenen Verlangen, das seinem in nichts nachstand. Es war ein tief empfundenes und urwüchsiges Bedürfnis.
Sie hob den Kopf, und ihr Blick brannte sich in seinen. »Ich bin seit fünfzehn Jahren schon die deine, Falcon. Wenn du mich willst, werde ich keine Angst haben. Ich habe nie wirklich Angst vor dir gehabt.« Während sie sprach, streifte sie ihm das zerrissene Hemd ab, um seine Brust und die vier langen Schnittwunden freizulegen.
»Du musst verstehen, was für eine Art Verbindung du eingehen wirst, Sara«, warnte er sie. Er brauchte sie, begehrte sie, verzehrte sich nach ihr – aber er würde nicht bei der wichtigsten Person in seinem Leben ehrlos handeln. »Wenn das Ritual erst einmal vollzogen ist und du nicht bei mir in der heilkräftigen Erde bist, während ich schlafe, wirst du einen schweren Kampf um deinen Verstand austragen müssen. Und das wünsche ich dir wirklich nicht, Sara.«
Kapitel fünf
S aras Blinzeln lenkte Falcons Aufmerksamkeit auf ihre langen Wimpern. Aber ihr Blick war fest. »Ich mir auch nicht, Falcon«, erwiderte sie mit leiser, verführerischer Stimme. »Doch ich kämpfe lieber, als dich zu verlieren. Ich bin stark. Vertrau auf mich.« Sie senkte den Kopf und küsste ihn auf Schulter und Nacken. »Du nimmst nichts, was ich nicht zu geben bereit bin.«
Wie könnte sie ihm erklären, dass er ihre einzige Rettung gewesen war in all jenen langen, endlosen Nächten, als sie sich dafür gehasst hatte, dass sie noch lebte und ihre Familie nicht? Wie konnte sie ihm sagen, dass er sie nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder davor bewahrt hatte, den Verstand zu verlieren? Dass sie in all diesen langen Jahren seine Worte in ihrem Herzen und in ihrer Seele getragen hatte und sie in ihren Gedanken stets präsent waren? Sie wusste, dass sie zu ihm gehörte. Ungeachtet dessen, was er war. Es kümmerte sie nicht, dass er anders war, dass seine Art zu leben und zu überleben anders war. Er war real und lebendig und schaute ihr so tief in die Augen, dass sein Blick sich bis in die verborgensten
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