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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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Bestverdiener waren. Er schob seine Kaffeetasse zur Seite und holte daraufhin einen alten Whisky aus dem Keller, der für ganz besondere Anlässe aufgehoben wurde, um mit seinem Sohn auf dessen fiktive Zukunft anzustoßen.
    Es war die erste längere Unterhaltung, die Marc mit seinem Vater über seinen zukünftigen Werdegang geführt hatte und nichts davon, bis auf die Fahrt nach Hamburg, entsprach der Wahrheit.
    Während der restlichen Tage, die er im elterlichen Obergeschoss verbrachte, wurde Marc mehr als nur königlich behandelt. Er hätte sich sogar vorstellen können, dass sein Vater ihm bei seinen täglichen Klimmzügen geholfen hätte, um dem vermeintlichen Goldjungen jegliche Anstrengungen vor seinem wichtigen Vorstellungsgespräch zu ersparen.
    Zwei Tage vor dem Termin in Hamburg, wäre er dann fast aufgeflogen, da seine Mutter die Eintrittskarte für die Modenschau im Briefkasten entdeckt hatte, die ihm Caro, wie versprochen, zukommen lassen hatte. Es kam zu einigen kniffligen Fragen. Er erzählte seinen Eltern, dass er nach dem Vorstellungsgespräch bei der Unternehmensberatung, mit einer Bekanntschaft aus Portugal verabredet sein würde, die ihn zu dieser Modenschau eingeladen hatte, was gar nicht so falsch war.
    »Wir hatten schon damals befürchtet, dass du dich vielleicht für einen Beruf in dieser Branche entscheiden würdest, da du doch immer so gerne Karneval spielst«, sagte Jörg erleichtert, als er die Eintrittskarte auf dem Küchentisch begutachtete. »Aber aus meinem Sohn wird Elite. Ein echter Unternehmensberater!«
    Marc wollte sich gar nicht vorstellen, wie groß die Detonation der Bombe wäre, die in seinem Vater hochginge, wenn dieser erfahren würde, was sein Sohnemann die letzten Monate über getrieben hatte und vor allem, was der wirkliche Grund seiner Reise nach Hamburg sein würde. Dagegen war eine Atomexplosion sicherlich bloß mit dem Knall einer leeren Brottüte zu vergleichen.

Marc saß in dem Intercity Express auf dem Weg nach Hamburg. Er erinnerte sich an seine letzte Zugfahrt. Damals fuhr er mit seinem Freund Ole im Nachtzug nach Lissabon und war sich unsicher, ob der Riese ihre Reise hätte fortsetzen wollen, wenn er ihm die Novelle Hemingways gegeben hätte. Am Ende war er hingegen derjenige gewesen, der die Flucht aus dem kleinen Ort in Portugal ergriffen hatte.
    Seit seiner Abreise wurde er fast täglich von seinem Kumpel über die aktuellsten Geschehnisse in Salema auf dem Laufenden gehalten. Mittlerweile war Oles Mutter eingetroffen und die Familie zum ersten Mal vereint. Josés Liebe war nach all den Jahren nicht erloschen und genau das Gleiche schrieb er über seine Mutter. Sie verhielten sich wie Teenager und kicherten den ganzen Tag, beschwerte er sich.
    Ungestört saß Marc an einem Vierertisch und beobachtete den vollgestopften Zellophanbeutel vor sich. Clara hatte wieder einmal erstklassige Arbeit geleistet. Ein Menü, das aus mehreren Gängen bestand in eine winzige Plastiktüte hineinzuzwängen, konnte kein Kinderspiel sein.
    Er strich sich über den Hemdsärmel. Um seine Eltern perfekt zu täuschen, war er in Münster im Anzug in die Bahn gestiegen, wie es sich für jemanden gehörte, dem ein Vorstellungsgespräch in einem seriösen Unternehmen bevorstand. Das echte Outfit befand sich dabei in dem Rucksack, den Marc um die Schulter trug. Paranoid ging seine Hand alle fünf Minuten zur inneren Brusttasche, um zu kontrollieren, ob seine Eintrittskarte und das Smartphone, das ihm den Weg zur Modenschau weisen sollte, noch am rechten Platz waren. Kurz vor seiner Ankunft ging er zur Toilette, um sich umzuziehen. In Jeans und lässigem Hemd fühlte er sich um einiges wohler.
    Am Hamburger Hauptbahnhof verließ Marc den Zug und musste laut Fahrplan vier Stationen mit der U-Bahn fahren. Ohne lange zu suchen fand er einen freien Sitzplatz und legte seinen Rucksack neben sich ab. An der Wand entdeckte er ein Display. Erst neulich hatte er gelesen, dass diese Dinger immer häufiger im Inneren der einzelnen Wagons angebracht wurden, wodurch die Passanten auch während ihrer Fahrt zur Arbeit oder nach Hause mit Werbung überflutet werden konnten. Zudem präsentierten die Monitore kurz und knapp die wichtigsten Schlagzeilen des Tages.
    Gerade sah man den deutschen Außenminister, der in Paris zu Besuch war. An Frankreich und vor allem die dazugehörigen Frauen wollte sich Marc lieber nicht erinnern. Das Bild wechselte. Es waren noch drei Stopps bis zu seiner Station. Jetzt

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