Träume(h)r (German Edition)
Papier zeigen wolltest.«
»Wie meinst du das?«, fragte er verunsichert.
»Ich meine es so, dass ich dir deine Gelegenheit nicht nehmen werde und ich sowieso zufrieden bin. Auch wenn du nicht mehr da bist. Du lässt mich ja nicht auf einer einsamen Insel zurück! Hier habe ich meinen Vater gefunden und meine Mutter ist auch bereits auf dem Weg hierher.«
Er lächelte sein Gegenüber guten Herzens an.
»Vielmehr bin ich dir jetzt etwas schuldig, da ich dich im Stich gelassen habe!«
Dem Riesen war es nur wichtig gewesen, dass Marc ihren Schwur nicht vergessen hatte. Von Anfang an wollte er ihn ziehen lassen, egal wie das Spiel ausgehen würde, da er begriffen hatte, dass Marc anderswo glücklicher werden würde.
»Meinst du das ernst?«
Er war sich nicht sicher, ob er glauben sollte, was er gerade gehört hatte.
»Ja und du solltest es besser akzeptieren, bevor ich meine Entscheidung revidiere!«, warnte ihn der Riese. Ohne weitere Widersprüche nahm Marc sein Glück an.
Marc rief Caro an, um ihr mitzuteilen, dass er bei der Modenschau in Hamburg auftauchen würde. Sie versprach ihm daraufhin eine Eintrittskarte an seine Heimatadresse zu senden und teilte ihm den Treffpunkt in dem Gebäude mit, wo sie ihn abholen würde. Im Anschluss buchte er einen Flug in die Heimat und bereits am Tag darauf wurde er von Ole zum Flughafen gebracht.
»Wenn es nicht klappt, dann komme ich wieder! Das weisst du doch!«, sagte er zu seinem Kumpel, der etwas geknickt war. Beide wussten, dass es ein Abschied für längere Zeit sein würde, doch keiner wollte es aussprechen.
»Nur keine Eile! Die Fische werden bestimmt auf dich warten«, rief ihm der Riese zu, als er schon beinahe hinter den Eingangspforten des Gates verschwunden war.
Am Flughafen holten ihn seine Eltern ab. Marcs Mutter kam ihm tränenüberströmt entgegen und nahm ihren Sohn fest in den Arm. Es war eine peinliche Situation, obwohl er keine Person um sich herum kannte.
»Wohl mehr gesonnt, als gearbeitet!«, kommentierte Jörg seine Strandbräune.
»Wer viel leistet, der darf sich doch auch mal ausruhen!«, entgegnete Marc zu seiner Verteidigung und beschloss lieber doch erst die Wahrheit über Portugal für sich zu behalten. Zumindest bis er seinen Ausflug nach Hamburg hinter sich haben würde.
Auf dem Parkplatz des Flughafens stiegen sie in den Volvo, der Familie Fröhlich schon seit Jahren zuverlässig diente und fuhren nach Hause. Alles war genauso wie Marc es in Erinnerung hatte. Eine makellose Welt, dachte er sich. Sein Lieblingsessen stand ohne, dass er jegliche Andeutung von Hunger gemacht hatte, innerhalb kürzester Zeit auf dem Tisch und er wurde, wie schon im Auto, mit unzähligen Fragen durchbohrt. Marc erfand dazu die passenden Antworten und stimmte damit seine Eltern zufrieden. Sogar Ole hatte er dabei nicht ausgelassen. Er erzählte, dass sein Kumpel noch immer in Portugal geblieben war, da er noch ein Praktikum an ihr Seminar geknüpft hatte. Anschließend erwähnte er die Fahrt nach Hamburg.
»Ich muss in der nächsten Woche weg!«, sagte er, während er seinen Nachtisch löffelte. Erschrocken fuhr Clara zusammen und schaute sofort zu ihrem Mann, der sich darüber erkundigen sollte, was es mit dem »weg« auf sich hatte.
»Wo ist denn dieses weg?«, fragte Jörg und goss sich dabei in Ruhe etwas Kaffee ein.
»In Hamburg. Ich habe mir während des Seminars in Portugal gedacht, dass ich mich allmählich um meine Zukunft kümmern sollte. Immerhin geht das Studium dem Ende entgegen. Nun habe ich nächste Woche ein Vorstellungsgespräch.«
Jörg nickte anerkennend und sah zu seiner Frau herüber.
»Da siehst du mal, Clara. Du hattest noch Angst, dass ihm der Auslandsaufenthalt nicht gut tun könnte.«
Er wandte sich wieder zu Marc.
»Auf welchen Bereich hast du es denn abgesehen? Management oder vielleicht Finanzen?«
Er hatte seinen Vater selten so interessiert erlebt.
»Unternehmensberatung!«, entgegnete er trocken. Marc war sich darüber im Klaren, dass nur die besten Absolventen der Universitäten in einer Unternehmensberatung landeten, also wählte er bewusst diesen Beruf aus. Davon abgesehen wusste er nicht annähernd, was so ein Unternehmensberater den ganzen Tag über tat. Lediglich die Tatsache, dass er Unternehmen beriet, konnte man sich logisch erschließen.
Jörgs Augen leuchteten auf. Glücklicherweise schien auch ihm geläufig zu sein, dass diese Typen einen guten Ruf in der Arbeitswelt genossen und hinzukommend
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