Träume(h)r (German Edition)
den einzelnen Kollektionen aus, die am Ende in dem Werbespot, auf dem Plakat oder in der Zeitschrift zu sehen sind, sondern achten auch darauf, dass die Mode perfekt zur gesamten Szenerie passt. Ich habe mir gedacht, dass du dafür wie geboren sein könntest.«
Ein Angebot dieser Art hatte Marc nicht kommen sehen. Vollkommen perplex saß er Caro gegenüber und brachte noch nicht einmal ein Dankeschön über die Lippen.
»Was sagst du nun?«, fragte sie und sah ihn erwartungsvoll an. Er schluckte.
»Ich, ich brauche etwas Zeit, um mir das zu überlegen«, sagte er verunsichert.
»Okay, aber bis morgen brauche ich eine Antwort! Mein Onkel ist nämlich auch ein sehr ungeduldiger Typ und wenn er dir schon so eine Chance gibt, dann solltest du sie so bald wie möglich wahrnehmen, bevor sie wieder verstrichen ist. Ich muss jetzt los. Überleg es dir gut, Marc!«
Mit diesen Worten ließ sie ihn mit seinen Gedanken alleine. Eigentlich musste er nicht lange überlegen, was zu tun war. Er wollte definitiv nicht mehr für ewig in Salema bleiben. Trotzdem war ihm bewusst, dass gegenüber seinem besten Freund eine Verantwortung bestand, die er nicht ignorieren konnte. Er hatte Ole auf seiner Dachterrasse nicht nur das Versprechen gegeben, dass sie zusammenbleiben und gemeinsam ihren Traum finden würden, sondern zudem einen Schwur geleistet. Marc überlegte wie er dem Riesen die unerwarteten Neuigkeiten beibringen sollte und saß dabei noch bis zum Abendgrauen in Gedanken versunken auf seinem Stuhl.
Als sich endlich genug Mut in ihm gesammelt hatte, stand er auf und ließ sein Bierglas, das noch immer randvoll an seinem Platz stand, zurück. In der Pension angekommen traf er auf Ole, der gerade sein Zimmer verließ. Mit einem makellosen Grinsen kam er auf ihn zu. Die Zahnlücke war aus seinem Gesicht verschwunden.
»Da guckst du wohl blöd, Turtle?«
Er tippte mit dem Zeigefinger gegen die Schneidezähne.
»Das heisst doch nur, dass du heute noch nicht auf Granit gebissen hast!«, erwiderte Marc.
»Nein, das heisst es nicht! Heute ist bei der Behandlung wie durch ein Wunder der Sauger ausgefallen und der Arzt musste einen Reparaturservice kommen lassen, der das Problem erst nach einer Stunde beheben konnte.«
Es klang eher so, als hätte der Riese irgendetwas damit zu tun gehabt, aber Marc wollte nicht weiter nachhaken.
»Während dieser Zeit konnte ich mich dann ungestört mit der Zahnarzthelferin unterhalten. In zwei Tagen sind wir zum Essen verabredet!«
Triumphierend stand er vor seinem Kumpel und wartete auf eine Reaktion, die jedoch ausblieb. Marc konnte sich gerade nicht dazu aufraffen vor Freude in die Luft zu springen und sich über den Sieg zu freuen.
»Lass uns etwas trinken gehen«, schlug Ole vor und so setzten sie sich kurze Zeit später wieder an den Tisch, den Marc zuvor mit der Absicht verlassen hatte, seinen Freund aufzuklären. Während der Riese am ersten Bier nippte, stellte er unterschiedliche Theorien darüber auf, wie eine mögliche Zukunft mit der Zahnarzthelferin aussehen könnte. Alle möglichen Handlungsstränge wurden dabei durchgespielt, aber keinem einzigen konnte der bedrückte Marc folgen.
»Übrigens fällt mir noch ein, dass ich ganz vergessen habe dir zu erzählen, dass meine Mutter für die nächste Woche einen Flug bekommen hat. Sie hat mich heute angerufen und es mir gesagt. Außerdem soll ich dir sagen, dass sie sich auch unglaublich freut dich mal wieder zu sehen. Wie lange ist es her, dass wir sie das letzte Mal zusammen besucht haben? Ein Jahr vielleicht?«
Marc wusste es nicht mehr. Er wollte sich gerade nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal in Berlin war und ihn kümmerte es auch nicht wie viele Kinder Ole und die Zahnarzthelferin in zwanzig Jahren in die Welt gesetzt hätten. Was ihn jedoch kümmerte, war die Tatsache, dass er seinem Freund sagen musste, was Sache war.
»Ich möchte Salema verlassen!«
Es war vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, da der Riese gerade erzählte, was er mit seinen Eltern unternehmen würde, sobald die Familie endlich wieder vereint wäre. Marcs Blick war auf das Meer gerichtet, dessen Wellen ein monotones Raunen erzeugten. Er mied den Augenkontakt mit Ole, dessen Stimmung sich augenblicklich veränderte.
»Du möchtest was?«, fragte er irritiert.
»Caro war heute hier und hat mir ein Angebot gemacht.«
Ole lehnte sich vor.
»Welches Angebot? Wovon redest du?«
Marc erzählte ihm alles. Von seinen immer stärker
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