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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seiner Stange hockte. Für einen Augenblick öffneten sich schlitzbreit die gelben Augenspalten, dann schlössen sie sich wieder, und die Eule schlummerte weiter. Rick riß sich von dem Anblick los.
    “Ich möchte jetzt die Tests vornehmen”, sagte er. “Können wir nach unten gehen?”
    “Mein Onkel hat den Anruf Ihres Vorgesetzten entgegengenommen. Inzwischen dürfte er …”
    “Das ist ein Familienbetrieb?” unterbrach er sie. “Ein so großer Konzern wird tatsächlich als Familienunternehmen betrieben?”
    Rachael führte ihren Satz zu Ende: “Onkel Eldon müßte inzwischen eine Gruppe von Androiden und einige Testpersonen vorbereitet haben. Gehen wir.” Sie ging auf den Lift zu, die Hände wieder tief in den Manteltaschen vergraben. Dabei sah sie nicht ein einzigesmal nach ihm um.
    “Was haben Sie eigentlich gegen mich?” fragte er, als sie zusammen nach unten fuhren.
    Sie überlegte, als wüßte sie es selbst nicht ganz genau. Dann sagte sie: “Nun, als kleiner Polizeibeamter befinden Sie sich in einer recht einmaligen Situation. Verstehen Sie, was ich meine?” Sie warf ihm einen boshaften Seitenblick zu.
    “Welcher Anteil an Ihrer derzeitigen Produktion ist mit dem Denkzentrum
Nexus-6 ausgerüstet?” fragte er.
“Die gesamte Produktion.”
    “Ich bin sicher, daß der Voigt-Kampff-Test funktionieren wird.” “Und wenn nicht, müssen wir sämtliche Nexus-6-Ty-pen aus dem Verkehr ziehen.” Sie funkelte ihn böse an, als der Lift stoppte und die Tür aufglitt. “Da die Polizei nicht in der Lage ist, ein so simples Problem zu lösen, wie es die Entdeckung der verschwindend kleinen Anzahl von Nexus-6-Typen ist, die ausbrechen …”
    Ein hagerer, älterer, elegant gekleideter Herr kam ihnen mit ausgestreckter Hand entgegen. Er trug eine bekümmerte Miene zur Schau.
    “Ich bin Eldon Rosen”, stellte er sich vor und gab Rick die Hand. “Hören Sie, Deckard - Ihnen ist doch klar, daß wir hier auf der Erde keinerlei Produktionsstätten unterhalten? Wir können nicht einfach unsere Fabrik anrufen und beliebig viele Musterexemplare kommen lassen. Das soll nicht heißen, daß wir nicht bereit wären, in jeder erdenklichen Weise mit Ihnen
    zusammenzuarbeiten. Ich habe jedenfalls getan, was ich konnte.” Er fuhr sich mit der leicht zitternden Linken durch das schüttere Haar.
    Rick deutete auf seine Aktentasche. “Von mir aus kann’s losgehen.” Die Nervosität des Seniorchefs der Rosen-Werke stärkte seine Zuversicht. Erstaunt stellte er fest: Sie haben Angst vor mir! Auch Rachael Rosen. Wahrscheinlich könnte ich sie wirklich dazu zwingen, die Produktion von Nexus-6 einzustellen. Was ich innerhalb der nun folgenden Stunde mache, wird einen entscheidenden Einfluß auf das gesamte Unternehmen haben.
    Die beiden Angehörigen der Familie Rosen betrachteten ihn besorgt, und er spürte die Unsicherheit in ihrem Benehmen. Er war hergekommen und hatte das drohende Nichts mitgebracht. Die Herstellung von Androiden war so sehr mit dem Auswanderungsprogramm verwachsen, daß beide Faktoren - Androiden-Produktion un Kolonisation - voneinander abhängig waren. Das wußte der Rosen-Konzern natürlich ganz genau.
    “An Ihrer Stelle würde ich mir keine Sorgen machen”, sagte Rick, als die beiden ihn einen hellerleuchteten Korridor entlangführten. Er empfand ruhige Gelassenheit. Diesen Augenblick genoß er mehr als irgendeine andere Situation in seinem bisherigen Leben. Nun, bald würden sie es ohnehin alle wissen, was das Testgerät leisten konnte -und was nicht.
    “Falls Sie zur Voigt-Kampff-Skala kein Zutrauen haben”, erklärte er, “hätte Ihre Firma vielleicht ein anderes Testverfahren entwickeln können. Es läßt sich nicht abstreiten, daß Sie einen Teil der Verantwortung mittragen. - Oh, danke!” Rosen und seine Nichte hatten ihn in einen hübschen, wohnlich eingerichteten Raum mit Teppichen auf dem Fußboden, gemütlichen Lampen, einer Couch und niedrigen, modernen Tischchen mit den neuesten Magazinen geführt. Er bemerkte auf den ersten Blick, daß sich darunter auch die Februar-Ausgabe des Sidney-Katalogs befand, die er selbst noch nicht gesehen hatte. Die Firma Rosen mußte über einen direkten Draht zu Sidney verfügen.
    Verärgert hob er den Katalog auf. “Das ist ein Verstoß gegen Treu und Glauben! Niemand darf die Preisänderungen im voraus erfahren. Ich nehme ihn mit”, schloß er und steckte den Katalog in seine Aktentasche.
    Nach kurzem Schweigen sagte Eldon Rosen bedrückt:

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