Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
möchte gern …” Er brach mitten im Satz ab, weil er plötzlich die Tiere erblickt hatte. Ein mächtiger Konzern konnte sich so etwas natürlich leisten, das war ihm klar. Unbewußt hatte er schon damit gerechnet, hier einen ganzen Zoo anzutreffen, deshalb empfand er auch nicht in erster Linie Überraschung, sondern eher so etwas wie Neid. Wortlos ging er von dem Mädchen weg auf das nächste Gehege zu. Je näher er kam, um so deutlicher konnte er sie riechen, die verschiedenen Tiere, die hier standen, lagen oder schliefen, wie zum Beispiel ein Pelztier, das wie ein Waschbär aussah.
    Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er einen Waschbären in natura gesehen. Er kannte diese Tiere nur von den 3-D-Filmen im Fernsehen. Aus unbekannten Gründen hatte der Staub diese Gattung fast genauso hart getroffen wie die Vögel, von denen kaum ein Exemplar überlebt hatte. Es war eine automatische Reaktion, daß er seinen abgegriffenen Sidney-Katalog aus der Tasche zog und unter >Waschbär< mit allen Untersparten nachschlug. Die Listenpreise waren natürlich kursiv gedruckt. Einen Waschbären konnte man ebensowenig wie ein Percheron-Pferd auf dem freien Markt erstehen, so viel man auch bot. Der Sidney-Katalog gab ganz einfach den Preis wieder, zu dem der letzte bekannte Verkauf eines Waschbären abgewickelt worden war. Es handelte sich um eine astronomische Summe. “Er heißt Bill”, sagte das Mädchen hinter ihm. “Bill, der Waschbär. Wir haben ihn erst letztes Jahr von einer Tochterfirma erworben.” Sie hob die Hand und deutete an ihm vorbei. Dort standen Posten, bewaffnet mit leichten automatischen Skoda-Maschinengewehren. Die Wächter hatten ihn vom Augenblick seiner Landung an nicht aus den Augen gelassen.
    “Ein Großbetrieb für Androiden investiert also sein überschüssiges Kapital in lebende Tiere”, murmelte er nachdenklich.
    “Sehen Sie sich die Eule an”, sagte sie. “Ich werde sie aufwecken.” Sie ging auf einen kleinen, etwas abseitsstehenden Käfig zu, in dessen Mitte sich ein abgestorbener Baum mit verzweigtem Geäst erhob.
    Es gibt keine Eulen, wollte er schon sagen. Jedenfalls wurde uns das immer wieder erzählt. Der Sidney-Katalog, dachte er. Dort stehen Eulen unter >ausgestorben<. Und Sidney irrt sich nie. Das wissen wir doch, sagte er sich. Worauf sollen wir uns sonst verlassen?
    “Ein künstlicher Vogel”, sagte er in plötzlicher Erkenntnis. Bitter stieg die
Enttäuschung in ihm hoch.
“Nein.” Sie lächelte.
    “Aber so steht’s doch bei Sidney”, sagte er und wollte ihr zum Beweis den Katalog zeigen.
    Das Mädchen wehrte ab. “Wir kaufen weder von Sidney noch von anderen Tierhandlungen, sondern ausschließlich von Privat, und unsere Preise werden nicht registriert.” Sie fügte hinzu: “Wir haben auch unsere eigenen Naturforscher. Zur Zeit arbeiten sie in Kanada. Dort sind immer noch weite Waldflächen übrig - im Verhältnis zu anderen Ländern jedenfalls. Genug für Kleintiere und ab und zu auch einen Vogel.”
    Er stand lange Zeit da und starrte den Vogel an, der auf einer Stange hockte und vor sich hindöste. Tausend wirre Gedanken schössen ihm durch den Kopf, er mußte an den Krieg denken, an die Tage, da die Eulen von den Bäumen fielen. In seiner Kindheit wurde eine Tiergattung nach der anderen als ausgestorben gemeldet - täglich berichteten die Zeitungen darüber.
    Er dachte auch daran, wie dringend er ein echtes Tier brauchte. Erneut stieg in ihm ein ausgesprochener Haß gegen sein elektrisches Schaf auf, das er versorgen und betreuen mußte, als sei es ein echtes Tier.
    Er fragte Rachael Rosen: “Wenn Sie Ihre Eule verkauften, wieviel würden Sie dafür verlangen, und wieviel davon als Anzahlung?”
    “Wir würden unsere Eule niemals verkaufen.” Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Neugier und Mitleid. “Und selbst wenn wir sie verkaufen wollten, könnten Sie den Preis niemals bezahlen. Was für ein Tier halten Sie sich zu Hause?” “Ein Schaf. Ein schwarzköpfiges Suffolk-Mutterschaf.” “Nun, darüber können Sie doch froh sein.”
    “Bin ich auch”, antwortete er. “Ich habe mir nur immer schon eine Eule gewünscht, auch schon vor der Zeit, wo sie tot von den Bäumen fielen.” Er verbesserte sich: “Ich meine - alle Eulen bis auf Ihre.”
    Rachael sagte: “Nach unserem augenblicklich laufenden Blitzprogramm im Rahmen der Gesamtplanung suchen wir nach einer zweiten Eule zur Paarung mit Scrappy.” Sie deutete auf den Vogel, der gleichgültig auf

Weitere Kostenlose Bücher