Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
Wand”, schloß er den Fragenkomplex, und diesmal rührten sich die Nadeln wieder. “Das würde ich ihm auf keinen Fall gestatten”, sagte Rachael. “Okay.” Er nickte. “Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie lesen einen Roman, der noch vor dem Krieg geschrieben wurde. Die Darsteller besichtigen den Hafen von San Franzisko. Dabei bekommen sie Hunger und betreten ein berühmtes Fischrestaurant. Einer von ihnen bestellt einen Hummer. Der Küchenchef wirft das Tier vor ihren Augen in einen Kessel mit kochendem Wasser.” “Mein Gott!” sagte Rachael. “Das ist ja schrecklich! Hat man das wirklich getan? Das ist verworfen! Meinen Sie lebende Hummer?” Aber die Geräte zeigten nicht an. Formell war das eine korrekte Antwort - aber die Empörung war gespielt. “Sie mieten sich eine Berghütte”, fuhr Rick fort. “In einer noch fruchtbaren Gegend. Es handelt sich um ein rustikales Blockhaus aus klobigen Fichtenbohlen mit einem riesigen Kamin.” “Ja”, sagte Rachael und nickte ungeduldig.
“Die Wände hat jemand mit alten Landkarten geschmückt, mit Stichen von Currier und Ives, und über dem Kamin hängt ein Hirschkopf mit einem prächtig entwickelten Geweih, ein Zwölfender. Ihre Begleiter bewundern die Ausgestaltung der Hütte, und Sie beschließen gemeinsam …”
“Aber nicht mit dem Hirschkopf!” unterbrach sie ihn. Die Nadeln schlugen allerdings nur schwach aus und blieben im Grün.
“Sie sind schwanger”, fuhr Rick fort, “und zwar von einem Mann, der Ihnen die Ehe versprochen hat. Der Mann brennt mit einer anderen Frau durch, und zwar Ihrer besten Freundin. Sie unterziehen sich einer Abtreibung und …” “Ich würde an mir niemals eine Abtreibung vornehmen lassen!” sagte Rachael. “Außerdem geht das gar nicht. Darauf steht lebenslänglich Zuchthaus, und die Polizei ist sehr wachsam.” Diesmal schlugen beide Nadeln heftig bis weit ins Rot aus.
“Woher wissen Sie das?” fragte Rick neugierig. “Ich meine, wie schwierig es
ist, ein Kind abzutreiben?”
“Das weiß doch jeder”, antwortete Rachael.
“Das klang eben nach persönlicher Erfahrung.” Er beobachtete gespannt die Instrumente. Die Nadeln pendelten immer noch heftig. “Noch eine Frage: Sie treffen sich mit einem Mann, und er bittet Sie in seine Wohnung. Dort serviert er Ihnen etwas zu trinken. Wie Sie so mit dem Glas in der Hand dastehen, werfen Sie zufällig einen Blick in sein Schlafzimmer. Es ist sehr hübsch mit Stierkampfplakaten geschmückt, und Sie treten näher, um es sich anzusehen. Er folgt Ihnen und schließt die Tür. Dann legt er den Arm um Sie und sagt …” Rachael unterbrach ihn: “Was ist ein Stierkampfplakat?”
“Eine bunte, für gewöhnlich recht große Zeichnung, die einen Matador mit Umhang und Degen darstellt, wie ein Stier ihn auf die Hörner nehmen will.” Er war verwirrt. “Wie alt sind Sie?” fragte er. Vielleicht war das Alter ein wichtiger Faktor.
“Achtzehn”, antwortete Rachael. “Schön, der Mann tritt also auch ein und legt
seinen Arm um mich. Was sagt er dabei?”
“Wissen Sie, wie so ein Stierkampf endet?” fragte Rick.
“Vermutlich wird jemand verletzt.”
“Am Schluß wurde der Bulle stets umgebracht.” Er wartete und ließ die beiden Nadeln nicht aus den Augen. Sie zitterten ruhelos, sonst nichts. Ablesen konnte er eigentlich nichts.
“Noch eine abschließende Frage”, sagte er. “Sie besteht aus zwei Teilen. Sie erleben im Fernsehen einen alten Film aus der Vorkriegszeit. Es ist gerade ein Bankett im Gange. Die Gäste schlürfen rohe Austern.” “Igitt!” rief Rachael. Die Nadeln schlugen rasch aus.
“Der erste Gang besteht aus gekochtem Hund, mit Reis gefüllt.” Diesmal zeigten die beiden Nadeln einen geringeren Wert an als bei den rohen Austern. “Sind Sie mit rohen Austern eher einverstanden als mit gekochtem Hund? Anscheinend nicht.” Er legte seinen Stift hin, schaltete die Lampe aus und nahm ihr die Klebescheibe von der Wange.
“Sie sind ein Androide”, sagte er zu ihr - oder vielmehr zu ihm. “Das ist das Resultat des Tests.” Eldon Rosen betrachtete ihn mit einem Ausdruck tiefster Sorge. Das hagere Gesicht des alten Mannes verzerrte sich ärgerlich. “Hab’ ich recht?” fragte Rick. Er bekam keine Antwort, weder von ihm noch von dem Mädchen. “Hören Sie”, fuhr er einlenkend fort. “Unsere Interessen gehen doch in dieselbe Richtung. Für mich ist es wichtig, daß der Voigt-Kampff-Test funktioniert - fast so wichtig, wie es
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