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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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nicht?« Jetzt muss ich auch lachen.
    »Und einer Geldstrafe«, fügt sie stirnrunzelnd hinzu.
    »Einer Geldstrafe?« Entsetzt verziehe ich das Gesicht. »Und wie viel?«
    »Hmm …« Sie tippt sich mit dem Zeigefinger gegen die Nase, wie immer, wenn sie scharf nachdenkt. »Drei Drinks. Zu zehn Dollar pro Drink. Ich denke, dreißig Dollar sollten reichen.« Meine Schwester grinst mich spitzbübisch an. »Plus Trinkgeld, natürlich.«
    Wenn sie eins ist, dann ein knallharterVerhandlungspartner.
Jetzt weiß ich auch, wie sie immer diese Multimillionen-Dollar-Prozesse gewinnt.
    »Warte mal – drei Drinks?«
    »Du, ich und Robyn«, erklärt sie.
    »Ach, ist die auch hier?«, frage ich erstaunt und schaue mich nach ihr um.
    »Sie pudert sich gerade die Nase.« Womit Kate zur anderen Seite der Bar zeigt, wo ein großes, schlankes Mädchen mit wilden, lockigen Haaren und einem Batikkaftan gerade aus der Damentoilette kommt. Als sie mich sieht, breitet sich ein riesiges, freudiges Grinsen auf ihrem Gesicht aus.
    »Schaaaaaatziiiiiiii!« , kreischt sie und winkt wie verrückt, während sie schnurstracks auf mich zuläuft und offensichtlich nicht mal merkt, wie sie andere Barbesucher dabei beinahe über den Haufen rennt. Sie ist wie eine wärmegesteuerte menschliche Rakete.
    Amüsiert beobachte ich die Szene.
    Mit weit ausgebreiteten Armen fällt sie mir um den Hals und hüllt mich in eine Wolke aus Patschuli-Öl und klingelnden Silberarmbändern, die sich um ihre sommersprossigen Unterarme schlingen wie lange Metallfedern.
    Jeder, der sieht, wie überschwänglich Robyn mich begrüßt, müsste denken, wir kennen uns schon seit Jahren; dabei haben wir uns vor gerade mal einer Woche kennengelernt, als ich mich auf ihre Anzeige gemeldet habe, in der sie eine Mitbewohnerin suchte. Dieses Wochenende ziehe ich bei ihr ein. Nach ein paar Wochen unter der Fuchtel meiner Schwester und ihrer strengen Hausregeln – »Punkt 1: Gebrauch elektrischer Zahnbürsten nach 22 Uhr nicht gestattet«. Sie wacht wohl davon auf, weil sie normalerweise schon um halb zehn ins Bett geht, damit sie um fünf Uhr früh aufstehen und ins Fitnessstudio gehen kann. Ja, ganz recht. Fünf Uhr morgens  – da wusste ich, es wird Zeit, mir mein eigenes kleines Reich zu suchen.
    Wobei »Reich« ein bisschen irreführend ist. »Besenkammer« wäre treffender. New York mag aufregend sein, aber die versteckten Preisschildchen sind wirklich heftig, und bei meinem Gehalt kann ich mir gerade mal knapp neun Quadratmeter in einem viergeschossigen Mietshaus auf der Lower East Side leisten.
    Tja, es ist zwar klein, aber immerhin mein. Na ja, eigentlich ist es Robyns. Aber raten Sie mal, was? Vom Fenster aus kann man das Empire State Building sehen!
    Also, sozusagen . Nicht direkt von meinem Fenster aus. Von meinem Fenster aus sieht man eine Backsteinmauer, eine Feuerleiter und jede Menge hochinteressanter Graffiti. Doch aus Robyns Zimmer kann man es sehen. Man braucht sich bloß aus dem Fenster zu lehnen, sehr weit, und dann die Augen zusammenzukneifen. Und dann kann man es sehen. Wirklich.
    »Ich dachte, du kannst heute Abend nicht«, japse ich, als ich mich endlich befreit habe.
    »Mein letzter Kunde hat abgesagt«, erklärt sie noch immer grinsend.
    Amerikaner, das habe ich bereits gemerkt, grinsen überhaupt viel und gerne, eigentlich die meiste Zeit, aber bisher habe ich noch nicht herausfinden können, ob es daran liegt, dass sie wirklich so fröhlich sind, oder ob das nur ein Vorwand ist, dem Gegenüber die Zähne zu zeigen. Robyn hat makellose, strahlend weiße Zähne. Wie Klaviertasten.
    »Er meinte, er hat Angst vor Nadeln. Was die Sache ein bisschen schwierig macht, wenn man bedenkt, dass ich Akupunkteurin bin.«
    »Wieso haben Männer eigentlich immer solche Angst vor Frauen und ihrer Politik der kleinen Nadelstiche?«
    Ich muss mir das Kichern verkneifen, denn der humoristische Seitenhieb meiner Schwester geht völlig an Robyn vorbei. »Keine Ahnung«, entgegnet sie ganz ernst und macht ein
nachdenkliches Gesicht. »Vielleicht ist die Schmerzschwelle bei Männern einfach niedriger. Frauen müssen eine Menge aushalten; die Schmerzen bei der Geburt … Menstruationskrämpfe …«
    »Brazilian Waxing«, wirft meine Schwester ein.
    Robyn überhört diesen Einwurf einfach und plappert unbeirrt weiter. »Ganz zu schweigen von dem emotionalen Stress, den Frauen durchstehen müssen. Wir empfinden Dinge viel intensiver – wie zum Beispiel neulich, da habe ich

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