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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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der ansonsten eher heiter-entspannten Menschen. Man stelle sich Michael Douglas als Gordon Gekko in Wall Street vor, bloß in einer wesentlich ehrfurchtgebietenderen weiblichen Ausgabe.
    Das ist meine große Schwester Kate. Sie ist fünf Jahre älter als ich, könnte aber genauso gut zwanzig Jahre älter sein, weil sie mich immer herumkommandiert wie ein kleines Kind. Aber sie ist es einfach gewohnt, Leute rumzukommandieren. Sie hat nicht bloß eine persönliche Assistentin, die ihr jeden Wunsch von den Augen abliest, sondern gleich zwei .
    Sie arbeitet in einer großen Anwaltskanzlei hier in Manhattan, die auf Fusionen und Übernahmen spezialisiert ist. Ehrlich gesagt habe ich nicht den leisesten Schimmer, was Fusionen und Übernahmen eigentlich sind , geschweige denn,
dass ich hundertseitige Berichte darüber verfassen und Prozesse mit einem Streitwert von mehreren Millionen Dollar gewinnen könnte.
    Aber meine Schwester war immer schon die Klügste in der ganzen Familie. Sieben Jahre hat sie Medizin studiert und geackert, um Ärztin zu werden, und kaum war sie fertig, hat sie es sich anders überlegt und beschlossen, Jura zu studieren. Als sei das alles ein Klacks.
    Ich schwöre Ihnen, manchmal zerbreche ich mir länger den Kopf darüber, welches Sandwich ich mir zum Mittagessen bei Prêt-à-Manger bestellen soll.
    Kate hat den Grips, dafür bin ich die Kreativere von uns beiden. Zumindest hat meine Mutter mir das immer eingeredet, obwohl ich mich manchmal frage, ob sie das bloß behauptete, um mich nach einer versiebten Mathearbeit wieder ein bisschen aufzumuntern. Während Logarithmen mir einfach immer zu hoch waren (und es noch immer sind – könnte mir bitte jemand erklären, was genau ein Logarithmus eigentlich ist?), liegen Zeichnen und Malen mir im Blut, weshalb ich dann auch auf einer Kunsthochschule gelandet bin.
    Drei herrliche, farbverschmierte Jahre später hatte ich meinen Abschluss in der Tasche und zog nach London, den Kopf voller hochfliegender Träume. Eine fantastische Karriere als Malerin. Ausstellungen in sämtlichen Galerien überall im ganzen Land. Mein eigenes Atelier in einem supercoolen Loft in Shoreditch …
    Na ja, ähm, oder vielleicht auch nicht.
    Zunächst einmal, haben Sie auch nur die geringste Ahnung, was so ein Loft in Shoreditch kostet?
    Nein. Tja, hatte ich auch nicht. Ich sage es Ihnen. Ein Vermögen .
    Was vielleicht nicht so schlimm gewesen wäre, hätten sich meine Arbeiten verkauft. Ich meine, ich hätte ja zumindest
darauf sparen können. Ungefähr achtzig Jahre lang, aber immerhin hätte es im Bereich des Möglichen gelegen.
    Aber die bittere Wahrheit ist, ich habe kein einziges meiner Bilder verkauft. Na ja, okay, eins habe ich verkauft, aber an meinen Dad, für vierzig Mäuse, und nur, weil er es sich nicht nehmen lassen wollte, mein erster Käufer zu sein.
    Aber wie sich herausstellte, sollte er auch der letzte sein. Nach sechs Monaten in einer Abwärtsspirale, die unaufhaltsam immer tiefer in die Miesen führte, musste ich schließlich die Malerei an den Nagel hängen und mich nach einem Job umsehen. Letztendlich blieb mein Traum von der großen Künstlerkarriere das, was er war: ein Traum.
    Wobei es wohl das Beste war. Ich war jung und naiv und hatte nichts als Flausen im Kopf. Vermutlich hätte ich es ohnehin nicht geschafft.
    Unter hastig gemurmelten Entschuldigungen bahne ich mir den Weg zur Theke.
    Danach habe ich eine Weile als Aushilfe in diversen Büros gejobbt, aber das war grässlich. Als Sekretärin bin ich nicht zu gebrauchen, und meine Ablagetechnik ist eine einzige Katastrophe, irgendwann hatte ich jedoch Glück und ergatterte einen Job in einer Galerie im East End. Zuerst habe ich bloß vorne an der Rezeption gesessen, aber im Laufe der Jahre konnte ich mich vom Anrufbeantworter hocharbeiten, bis ich schließlich für die jungen Künstler zuständig war, Ausstellungen organisierte und Käufern beim Vervollständigen ihrer Sammlungen half.
    Und dann bot sich mir vor ein paar Monaten die einmalige Chance, in einer Galerie in New York anzufangen.
    Natürlich habe ich mich nicht lange bitten lassen. Warum auch? New York ist das Kunstzentrum der Welt, und es war eine Wahnsinnschance für einen kleinen Karrieresprung.
    Wobei das, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht der einzige
Grund war, weshalb ich meine Siebensachen gepackt und mein WG-Zimmer geräumt habe und dreitausend Meilen über den Atlantik geflogen bin. Es war auch, um meine letzte Trennung zu

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