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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Kapitel
    Nate und ich reden den Rest des Fluges nicht mehr miteinander, und nach der Landung verabschieden wir uns bloß hastig mit einem gemurmelten »Man sieht sich«, »Ja, bis dann«, wobei wir beide hoffen, dass es nie so weit kommen wird – und dann schnappe ich mir rasch meine Taschen und gehe nach draußen, um mir ein Taxi zu suchen.
    »Menemsha Inn, bitte«, sage ich zu dem Fahrer, als ich eingestiegen bin und das Fenster herunterkurbele.
    Es ist ein wunderbar warmer Abend, und ich halte mein Gesicht genüsslich in die untergehende Sonne. Das Licht ist einfach wunderbar. Alles ist in honiggoldene Strahlen getaucht, die Insel scheint ruhig und verschlafen. Als hätte man das Tempo herausgenommen, denke ich bei mir, als wir eine schmale Landstraße entlangtuckern, gesäumt von Feldsteinmauern und blumenübersäten Feldern, und vorbei an schindelgedeckten Häusern und malerischen Dorfläden, die mich an die Waltons erinnern.
    Dem Fahrer zufolge wohne ich »Up Island«, also auf der abgelegenen Seite der Insel, wo auch Artsys Atelier ist. Und die auch wesentlich wilder und urtümlicher ist, wie ich feststelle, als wir an windgepeitschten weißen Stränden mit grünen Dünengrasbüscheln und einem hoch auf einer Klippe balancierenden Leuchtturm vorbeisausen.
    Nach einer halbstündigen Fahrt kommen wir in den kleinen, etwas heruntergekommenen Fischerhafen Menemsha – würde man beim Durchfahren einmal blinzeln, hätte man ihn schon verpasst –, und das Taxi kommt in einer Kieseinfahrt
zum Stehen. An deren Ende steht eine hübsche Fremdenpension mit steilem Giebeldach, weiß gestrichenen Fensterrahmen und einer Holzveranda samt Schaukelstuhl, auf der sich ein dicker fetter rotbrauner Kater zusammengerollt hat und tief und fest schläft.
    Als ich mit meinem Gepäck an ihm vorbeigehe, kraule ich ihm den Bauch, worauf er sich streckt wie ein Zugluftstopper und träge und genüsslich gähnt.
    »Willkommen im Menemsha Inn«, strahlt mich eine stämmige, rotwangige Dame an, als ich an die Rezeption trete. »Ich bin Sylvia.«
    »Hallo. Ich bin Lucy Hemmingway. Ich habe für zwei Nächte reserviert.«
    »Augenblick, bitte.« Fröhlich tippt sie auf ihrer Tastatur herum. »Ach ja, wir haben Sie im Muschelzimmer einquartiert. Eins meiner Lieblingszimmer. Gleich den Flur entlang im Anbau. Von dort hat man einen herrlichen Blick aufs Meer.«
    »Prima.« Ich lächele zufrieden. Trotz des verunglückten Starts freue ich mich auf die Tage hier. Es ist ein bisschen, als hätte man die Uhr zurückgedreht, denke ich, als ich mich umschaue und den gewaltigen Kamin sehe, die gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos von Fischerbooten, die Standuhr, die leise in der Ecke tickt.
    »Ach herrje.«
    Fragend drehe ich mich wieder zu Sylvia um. Ihr ist das Lächeln ein wenig verrutscht.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ähm …« Sie klappert noch immer auf der Tastatur herum. Bloß ist es jetzt weniger ein fröhliches Getippe als vielmehr ein hektisch-verzweifeltes Herumhacken. »Wir haben leider ein kleines Problem.«
    Mir wird leicht mulmig. Es gefällt mir nicht, wie sie »wir« sagt.
    »Ein Problem?«
    »Wie es aussieht, ist das Muschelzimmer doppelt belegt.«
    »Oh.« Das enttäuscht mich doch etwas. Nachdem sie so fleißig Werbung gemacht hat, hatte ich mich schon richtig darauf gefreut. Aber so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Ich bin ja bloß zwei Nächte hier. »Na ja, halb so schlimm. Die anderen Zimmer sind bestimmt auch ganz entzückend«, meine ich beruhigend. »Was könnten Sie mir denn sonst noch anbieten?«
    Eine unheilschwangere Pause entsteht. »Na ja, das ist das Problem. Es ist sonst überhaupt nichts frei. Wir sind vollkommen ausgebucht.«
    Ich schaue sie an, ohne zu verstehen, was sie da sagt. »Aber ich habe doch eine Buchungsbestätigung.« Wobei ich mit den Blättern herumwedele, die Magda mir mitgegeben hat.
    »Ich weiß, ich weiß, aber die hat der Herr auch.«
    Ich runzele die Stirn. »Was denn für ein Herr?«
    Just in diesem Augenblick fliegt die Tür schwungvoll auf, und ich möchte am liebsten im Boden versinken.
    Ich hätte es mir ja denken können.
    »Nathaniel«, murmele ich steif.
    »Lucy.« Er nickt mir knapp zu.
    »Ach, Sie beide kennen sich?«, ruft Sylvia und schaut verblüfft von einem zum anderen.
    »Nur zu gut«, knurrt Nate mit zusammengebissenen Zähnen.
    Sylvia lächelt erleichtert. »Ach, ich Dummchen, mir war ja gar nicht klar, dass Sie zusammengehören.«
    »Tun wir ja auch nicht«, widerspreche

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