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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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und ich meins. Nichts Besonderes.
    Trotzdem hat es sich angefühlt wie etwas ganz Besonderes. Es waren nicht bloß zwei Dates, es war viel mehr. Wie ich ihm zugehört und mir dabei gedacht habe, dass er mich an irgendjemanden erinnert, bis mir klar wurde, dass ich dieser Jemand bin. Wie er an jenem Abend zur Polizeiwache kam und ich in dem Moment erkannte, dass ich keinen Menschen auf der Welt lieber sehen wollte. Wie er im Schneidersitz auf dem Boden in meinem Zimmer saß und ganz aufgeregt meine Skizzenblöcke anschaute und mir sagte, ich solle meinen Traum leben. Kleine, einfache, fast unmerkliche Dinge, und doch haben sie bei mir einen tiefen, bleibenden Eindruck hinterlassen. Damals habe ich das nicht so gemerkt, aber jetzt …
    Jetzt ist es zu spät. Denn was auch immer noch mit Nate passiert, das zwischen Adam und mir ist aus und vorbei. Diesmal bekomme ich keine zweite Chance.
    Ich laufe immer weiter, die Hände tief in den Taschen meiner Shorts vergraben. Überall um mich herum summt und brummt das Leben, doch gegen diese bunte, lebhafte Kulisse wirkt meine trübe Laune nur noch finsterer.
    Bald schon verschwinde ich in einer schattigen Gasse. Hier ist es ruhiger, es gibt keine extravaganten Boutiquen, keine Gelato -Stände oder als Souvenirläden getarnte Touristenfallen, nur hier und da sitzt eine Katze auf der Türschwelle, und die Wäsche hängt hoch oben an kreuz und quer aufgespannten Leinen. Ich muss an Artsy und seine Wäscheleine voller Kunst denken. Und an die bevorstehende Ausstellung. Die wird auf jeden Fall stattfinden. Ich habe noch am JFK mit Magda gesprochen, als ich gerade in den Flieger stieg, und sie meinte, die Planung stehe, und es sei tatsächlich ein Tizian.
    »Woran ich natürlich nie gezweifelt habe!«, hatte sie erklärt. »Ich habe zu Daniel gesagt: ›Ich wusste doch, dass Tante Irena mich nicht ohne einen Penny in der Tasche dastehen lässt. Ich wusste es!‹«
    Was zwar nicht ganz der Wahrheit entspricht, aber was soll’s! Sie hat sich so gefreut, und ich habe mich so für sie gefreut. Sie will das Gemälde versteigern lassen, und mit dem Erlös wird Magda zweifellos ihre Schulden abbezahlen und die Galerie vor der Pleite bewahren können. Und wichtiger noch, vermutlich kann sie sich damit bis an ihr Lebensende mit echten Designerklamotten ausstaffieren. Wie es scheint, hat sich für sie alles in Wohlgefallen aufgelöst.
    An einer kleinen Piazza angekommen bleibe ich stehen. In der Mitte ist ein Brunnen mit einem kunstvoll gearbeiteten wasserspeienden Fisch, und daneben steht eine Bank in einem kleinen Sonnenflecken. Es sieht verlockend aus. Ich bin hundemüde, und langsam fangen meine Sandalen an, mir in der Hitze die Füße wundzuscheuern. Obwohl es schon Anfang September ist, kommt es mir vor wie im Hochsommer. Dankbar seufzend sinke ich auf die Bank. Und fühle mich gleich viel besser. Ich schlüpfe aus den Schuhen, wackele mit den Zehen, schließe für einen Moment die Augen und genieße die herrliche Stille und die Ruhe. Man hört nichts als das leise Plätschern des Brunnens.
    »Scusi.«
    Und eine Stimme. Erschrocken schlage ich die Augen auf und sehe einen Mann, der sich fragend zu mir herunterbeugt. Er steht genau in der Sonne, und sein Gesicht liegt im Schatten, sodass ich ihn nicht richtig sehen kann. Allein der Umriss seines Hutes ist klar zu erkennen. Es ist ein weißer Fedora.
    Ganz tief in einer vergessenen Schublade meines Gedächtnisses regt sich eine Erinnerung, und ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
    Er macht eine Geste, als wolle er fragen: Darf ich mich setzen? , und ich weise einladend auf die Bank, wie um zu sagen: Aber natürlich, nur zu . Behäbig nimmt er Platz und dreht dabei das Gesicht in die Sonne.
    Und auf einmal weiß ich wieder, woher ich ihn kenne.
    »Sie sind das!«, rufe ich, mehr für mich als an ihn gerichtet.
    Er schaut mich fragend an.
    »Sie haben mir damals den Anhänger verkauft und haben mir die Geschichte von der Seufzerbrücke erzählt.« Ich suche in seinem wettergegerbten Gesicht nach einem Zeichen des Erkennens. »Erinnern Sie sich noch?« Erwartungsvoll schaue ich ihn an und warte auf eine Antwort. Das könnte es sein. Das könnte die Lösung sein, die ich die ganze Zeit gesucht habe. Hoffnung keimt in mir auf, und ich halte gespannt den Atem an.
    »Diese Geschichte habe ich schon vielen Leuten erzählt«, gesteht er, und ein reumütiges Lächeln verknittert die Haut um seine Augen mit unzähligen

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