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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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du und ich.« Ihre Augen leuchten, und ihr Gesicht strahlt so vor freudiger Begeisterung, dass meine Skepsis beinahe ins Wanken gerät. »Du musst einfach daran glauben. Ich glaube fest daran. Wenn in dieser großen weiten Welt, unter den Milliarden von Menschen, zwei Leute füreinander bestimmt sind, dann finden sie sich auch …«
    Während ich ihr so zuhöre, spüre ich etwas, wie ein kleines Flackern, ganz tief drinnen. In dem kleinen Winkel meines Herzens, der das früher auch geglaubt hat; der gedacht hat, Nate und ich seien füreinander bestimmt, dass ich unter all den vielen Menschen auf der ganzen Welt meinen Seelenverwandten gefunden hätte.
    »Dem Gesetz der Anziehung zufolge zieht man das an, woran man am meisten denkt.Weshalb es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis Harold irgendwann auftaucht.«
    Aber diesen kleinen Zipfel meines Herzens habe ich längst tief begraben, sage ich mir streng und schiebe den Gedanken weit von mir. Schon vergessen?
    »Dann frage ich mich bloß«, sage ich und drehe den Spieß einfach um, »wenn du schon so lange auf diesen ominösen Harold wartest, wie lange ist es denn bei dir her seit dem letzten Mal?«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, entgegnet sie: »Dreizehn Monate, achtzehn Tage und« – sie wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr – »ungefähr zehn Stunden. Eins sage ich dir, dieser Harold soll sich gefälligst beeilen und zusehen, dass er bald hier antanzt.«
    Dann verdreht sie die Augen und sagt zu dem griesgrämigen Mann, der immer noch darauf wartet, dass sie endlich ihre Bestellung aufgibt: »Ach, wissen Sie was, vergessen Sie das Hühnchen. Ich nehme dasselbe, was sie eben hatte.« Dann dreht sie sich wieder zu mir um und lacht heiser. »Das wollte ich hier drinnen immer schon mal sagen.«
     
    Als ich in der Galerie eintrudele, werde ich von turmhoch gestapelten Holzkisten und einem Teppich aus weißen Schaumstoffkügelchen begrüßt, die ihrem Sack entflohen sind und sich über den ganzen Boden ergossen haben. Mittendrin steht bis zu den Knien in Verpackungsmaterial Magda, die mit den Armen wedelt wie ein flugunfähigerVogel mit den Stummelflügeln. Als sie mich hereinkommen hört, dreht sie sich auf dem Absatz herum.
    »Da sind Sie ja wieder!«, piepst sie ganz aufgeregt. Sie ist etwas außer Atem, und ihr Gesicht glänzt ein wenig. Ihre goldblonde Bienenstockfrisur sitzt jedoch tadellos wie eh und je. »Ich habe wunderbare Neuigkeiten!«
    Mich befallen leichte Beklemmungen. Mein Gott, was denn jetzt? Ich war doch kaum eine halbe Stunde weg.
    »Ach, tatsächlich?« Ich mache mich auf alles gefasst, und so, wie ich Magda kenne, kann jetzt auch wirklich alles kommen.
    »Während Sie weg waren, ist etwas Wunderbares passiert.«
    Sie haben die Hackbällchen von der Karte gestrichen? Ihr Sohn Daniel hat Ihnen gestanden, dass er schwul ist? Daniel Craig hat endlich von meiner Existenz erfahren und möchte mich nachher mit seiner Limousine zum Abendessen abholen? Und ja, er trägt ganz bestimmt die superknappe blaue Badehose aus dem Bond-Film unter dem Anzug?
    Okay, ich gebe zu, das ist eine meiner ganz geheimen Fantasien.
    »Ein Mann ist hereingekommen und hat unsere ganze Gustav-Sammlung gekauft.«
    Schlagartig lande ich wieder in der Wirklichkeit. »Was? Die ganze Sammlung?« Okay, es ist zwar nicht Daniel Craig, trotzdem ist das ein ziemlicher Hammer. Die Gustav-Sammlung besteht aus etlichen großformatigen Werken eines deutschen Künstlers, dessen Gemälde Preise von mehreren tausend Dollar erzielen.
    »Alles!« Schwungvoll breitet Magda die Arme aus. »Es ging alles so schnell. Er kam hier hereinspaziert, hat sich ein paar Minuten lang umgeschaut, und dann zack !« Schaumstoffkügelchen wirbeln durch die Luft.
    »Zack?«
    »Er meinte, er will sie alle haben. Einfach so. Hat nicht mal nach dem Preis gefragt.«
    »Wow.« Ich versuche mir vorzustellen, wie es sein muss, eine ganze Kunstsammlung zu kaufen, ohne auch nur nach dem Preis zu fragen, aber es gelingt mir nicht. Um ehrlich zu sein, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, irgendwas zu kaufen, ohne mich vorher nach dem Preis zu erkundigen. Ich schaue ja sogar beim Shampoo auf den Preis, ehe ich es in mein Einkaufskörbchen lege.
    Andererseits bin ich natürlich auch niemand, der Kunst kauft. Ich bin jemand, dessen Konto ständig überzogen ist, der die Kreditkartenrechnungen zu spät bezahlt und schon lange vor Monatsende kein Geld mehr hat. Ich habe versucht, besser zu kalkulieren und einen

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