Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
brummt eine Kellnerin Mitte fünfzig, die sich mit einem Tablett voller Suppe mit Matzenbällchen an uns vorbeidrängelt.
    »Wie lange ist eine Weile?«, hakt Robyn besorgt nach.
    »Ach, du weißt schon …«
    Zehn Jahre , piepst ein kleines Stimmchen in meinem Kopf. Zehn Jahre ist es her seit Italien. Seit Nathaniel. Seit dem großartigsten, unbeschreiblichsten, umwerfendsten Sex deines Lebens.
    »Ein paar Monate«, erkläre ich entschieden. Also, das ist doch wohl lächerlich. Ich muss doch seitdem irgendwann noch mal tollen orgasmischen Sex gehabt haben. Was ist mit Sean …? Oder davor mit Anthony … Oder dieses kleine Intermezzo mit dem Schotten im Urlaub in Spanien, damals mit fünfundzwanzig. Ich weiß zwar nicht mehr, wie er hieß, aber ich weiß noch, dass er ganz komische Geräusche dabei machte, so ein seltsames Quietschen  …
    Heiliger Himmel. Es stimmt. Es ist zehn Jahre her. Zehn Jahre ohne Orgasmus.
    Na ja, ganz streng genommen natürlich nicht.
    »Autoerotik zählt übrigens nicht«, erklärt Robyn trocken und unterbricht damit meine Gedankengänge.
    »Ach nein?«
    Der hoffnungsvolle Unterton in meiner Stimme ist unüberhörbar.
    »Nee.« Sie schüttelt den Kopf, und ihre Augen blitzen amüsiert. Und dann auf einmal scheint ihr ein Licht aufzugehen, und man kann ihr förmlich ansehen, wie sie eins und eins zusammenzählt. »Lieber Himmel, er war es, stimmt’s?«, fragt sie flüsternd. »Mit ihm war das letzte Mal.«
    »Wer?« Ich versuche, mich dumm zu stellen. Es gelingt mir nicht. Die Annie war meine einzige gute Rolle.
    »Der Typ aus Italien. Deine große Liebe . Dein Traummann. «
    So, wie sie das sagt, klingt es einfach albern. Geradezu bemitleidenswert.
    »Mach dich nicht lächerlich. Er war nicht meine große Liebe.« Mir entfährt ein verächtliches Lachen.
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Hey, Lady!«
    Wir werden von einem lauten Zwischenruf unterbrochen, und als ich aufschaue, sehe ich einen griesgrämigen Mann hinter der Theke stehen, der mich finster anstiert. Dieser griesgrämige Kerl bedient mich jeden Tag. Noch nie habe ich ihn lächeln gesehen oder gehört, dass er mehr als ein paar Worte gebrummt hätte. Jetzt reißt er ruckartig das Kinn hoch, was, wie ich inzwischen gelernt habe, das Stichwort für meine Bestellung ist.
    »Eine Suppe mit Matzenbällchen und einmal Pastrami auf Roggen«, sage ich artig meinen Text auf. Ich bin fast ein bisschen stolz auf mich – ich klinge wie eine waschechte New Yorkerin! Pastrami auf Roggen . Wenn man bedenkt, dass ich vor Kurzem noch die Hausmarke-Sandwiches bei Marks & Spencer gekauft habe.
    Der griesgrämige Mann brummt und fängt an, dicke Pastrami-Scheiben abzusäbeln.
    »Ach ja, und ein Tuna-Schmelz«, werfe ich noch hinterher.
    Wie Sie sehen, habe ich die M-&-S-Tage weit hinter mir gelassen. Tuna-Schmelz-Sandwiches sind, wie ich unlängst
festgestellt habe, eine Köstlichkeit sondergleichen. Wer hätte gedacht, dass geschmolzener Käse auf Tunfisch so eine Knallerkombination ist?
    Er guckt mich finster an, kritzelt etwas auf einen Zettel, den er dann durch eine Klappe schiebt, und wendet sich wieder dem Pastrami-Absäbeln zu.
    »Danke.« Ich bedenke ihn mit einem strahlenden Lächeln und wende mich dann wieder an Robyn, die sich einfach nicht entscheiden kann, was sie bestellen soll. »Hör zu, neulich Abend habe ich viel erzählt«, erkläre ich abschätzig. »Wie beispielsweise, dass er eine andere geheiratet hat, weißt du noch?«
    Einen Augenblick schaut sie mich durchdringend an. »Weißt du, wenn du keinen Orgasmus bekommst, dann könnte das daran liegen, dass du immer noch einen anderen liebst«, bemerkt sie spitz.
    »Welchen Teil von ›Er ist verheiratet‹ hast du nicht verstanden?« , entgegne ich gleichermaßen spitz.
    Sie klappt schon den Mund auf, um etwas zu erwidern, überlegt es sich dann aber anders und stößt einen leisen, resignierten Seufzer aus. »Herrje, das ist ja echt blöd. Das war so eine romantische Geschichte«, sagt sie traurig.
    »Das war Romeo und Julia auch«, entgegne ich, während wir zur Kasse dackeln, »und die Geschichte hat auch kein gutes Ende genommen.« Ich reiche dem Kassierer meinen Zettel.
    »Das macht zweiundzwanzig Dollar und fünfundvierzig Cent«, sagt er, als er alles in die Kasse eingebongt hat.
    »Kennen wir uns nicht irgendwoher?«
    Ich bin gerade dabei, meine Handtasche umzugraben, und als ich wieder auftauche, sehe ich gerade noch, wie Robyn dem Mann hinter der Kasse ein

Weitere Kostenlose Bücher