Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
verspeist.
    Katz’s ist eine Institution in New York. Den Laden gibt es schon seit einer halben Ewigkeit. Touristen und Zugezogene wie ich kennen das Deli aus der Szene mit Meg Ryans vorgetäuschtem Orgasmus aus Harry und Sally . Die Szene spielt in diesem Laden. Es gibt sogar einen Pfeil, der auf den Tisch zeigt, an dem sie gedreht wurde.
    »Mein Gott, ich liebe diese Szene.« Nachdem ich meine Wartenummer entgegengenommen habe, drehe ich mich zu Robyn um, die gerade zwischen zwei Terminen vorbeigekommen ist, um mir die Schlüssel zu ihrer Wohnung zu übergeben, die sie hat nachmachen lassen. Sie arbeitet bei Tao Healing Arts, einem Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin in Chinatown.
    »Die meisten Männer aber nicht.« Mit einem Grinsen lässt sie sich ebenfalls ein Märkchen geben und folgt mir zur Theke, vor der sich wie üblich bereits eine lange Schlange gebildet hat. »Die finden das erschreckend. Frauen, die Orgasmen vortäuschen, sind für sie wie die gute Fee aus dem Märchen. Die gibt es nicht.«
    Ich muss lachen. Wenn sie nicht gerade Oprah zitiert, kann Robyn wirklich sehr witzig sein.
    »Wobei ich selbst noch nie einen vorgetäuscht habe.«
    Mir bleibt das Lachen im Halse stecken. »Noch nie?« Meine Stimme klingt etwas höher und schriller als beabsichtigt.
    »Nö, ich doch nicht.« Entschieden den Kopf schüttelnd beugt sie sich zu mir rüber. »Ich bin leicht erregbar.« Sie schnippt mit dem Finger, und ich zucke zusammen.
    »Wie bitte?«, frage ich irritiert.
    »Du weißt schon, bei mir genügt schon die leichteste Stimulation«, erklärt sie quietschvergnügt. »Und bei dir?« Mit leuchtenden, fröhlichen Augen, aus denen jenes seltsame Selbstbewusstsein funkelt, das Amerikaner aus jeder Pore ihres Körpers zu verströmen scheinen, schaut sie mich an.
    »Oh, ähm. Bloß ein-, zweimal«, flunkere ich und werfe die Haare nach hinten, wie immer, wenn ich mich um ein Thema herumdrücken will. Bitte, ich werde bestimmt nicht vor Miss Leicht Erregbar zugeben, dass ich mich nicht mal mehr an das letzte Mal erinnern kann. »Du weißt schon, hin und wieder mal, wenn ich todmüde bin.«
    »Hast du es mal mit sinnlicher Massage versucht?«, schlägt sie hilfsbereit wie immer vor.
    Noch so ein Ding bei Amerikanern – die sind immer vollkommen ernst. Hätte ich dieses Gespräch mit einem meiner Landsleute geführt, hätten wir ein paar anzügliche Witze gerissen und uns gegenseitig ein bisschen aufgezogen, wie neulich, als ich nachmittags mit Kate in einem Buchladen stand und wir uns kichernd die Illustrationen von Joy of Sex anschauten. Eigentlich wollte sie es als Hochzeitsgeschenk für zwei ihrer Freunde kaufen, aber nachdem sie die Abbildungen gesehen hatte, auf denen ein langhaariger Hippie mit mageren Beinen zu sehen war, befürchtete sie, das Buch könne desaströse Auswirkungen auf das Sexleben der frisch Vermählten haben. Stattdessen kaufte sie dann ein Set Steakmesser.
    Ich bin ein erwachsener Mensch, kein Teenager. Eigentlich sollte ich mich doch ohne rot zu werden und pubertäre Witzchen zu reißen über Orgasmen und Sex unterhalten können, ermahne ich mich streng. Ich meine, so kindisch bin ich nicht.
    »Funktioniert prima, um in Stimmung zu kommen.«
    »In Stimmung? Du meinst wohl eher in Wallung?«, frage ich neckisch.
    Robyn schaut mich weiter völlig ungerührt an. »Weißt du, ich habe da ein paar chinesische Kräuter, die in solchen Fällen sehr gut helfen.«
    »In was für Fällen?«, frage ich und tue, als studierte ich die Speisekarte, obwohl ich seit mittlerweile sechs Wochen jeden Tag das Mittagessen hole und die Karte in- und auswendig kenne.
    »Fehlendes sexuelles Interesse, mangelnde Libido …«
    »Meiner Libido geht es bestens«, entgegne ich schnippisch und erröte dann peinlich berührt. »Vielen Dank, aber bei mir ist alles bestens, wirklich.«
    »Weißt du, es ist wirklich sehr wichtig, sich mit seiner Sexualität
auseinanderzusetzen«, fährt sie unbeirrbar nüchtern und sachlich fort. »Ihr Briten seid manchmal so verklemmt. Mit so einer Einstellung kommt man ganz bestimmt nicht.«
    »Ich komme sehr wohl«, japse ich entrüstet.
    Die Leute in der Schlange vor mir drehen sich um und starren mich an. Ich spüre, dass ich knallrot anlaufe wie ein Feuermelder. »Es ist bloß schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal richtig guten Sex hatte«, zische ich angriffslustig und schlurfe in der Schlange einen Schritt nach vorne.
    »Willkommen im Club, Herzchen«,

Weitere Kostenlose Bücher