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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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sieht ja wunderschön aus«, hauche ich ganz euphorisiert. Während mein Blick zum Central Park hinübergeht, überkommt mich plötzlich der Drang, ab sofort jeden Morgen so früh aufzustehen. »Von jetzt an stehe ich jeden Tag um sechs auf«, erkläre ich wild entschlossen.
    »Ehrlich?« Merklich belustigt schaut Nate mich an. »Um sechs Uhr morgens?«
    »Ja, auf jeden Fall.« Nickend versuche ich, ein Gähnen zu unterdrücken.
    »Dann willst du heute Abend sicher auch früh ins Bett gehen, oder?«
    Worauf ich mich zu Nate umdrehe, der mich erwartungsvoll mit großen Hundeaugen anguckt, was mir einen kleinen Stich versetzt. Das ist doch bloß ein Vorwand. Wahrscheinlich will er mich heute Abend nicht sehen, überlege ich blitzschnell. Was vollkommen in Ordnung ist, wie ich mir einzureden versuche. Ich meine, wir sind jetzt gerade zusammen, und wir haben die ganze letzte Nacht miteinander verbracht, also ist es nicht weiter schlimm, wenn er mich heute Abend nicht sehen will. Ich bin nicht enttäuscht oder so.
    »Weil, weißt du, ich dachte, wir könnten vielleicht heute Abend zusammen was essen gehen.« Sanft nimmt er den Arm von meiner Taille und schaut mich an. »Aber ich bin den ganzen Tag im Studio, um unsere Show aufzuzeichnen, es könnte also ziemlich spät werden.«
    Wie ein Drachen, der von einem unerwarteten Windstoß nach oben gerissen und durch die Luft gewirbelt wird, durchfährt mich ein rasendes Hochgefühl.
    »Na ja, vielleicht muss ich ja nicht unbedingt jeden Tag zeitig
ins Bett«, lenke ich ein. »Ehrlich gesagt, hatte ich mir schon überlegt, heute mal eine kleine Ausnahme zu machen.«
    »Cool«, entgegnet er grinsend. »Dann sehen wir uns heute Abend.« Und dann gibt er mir einen Kuss, mitten auf den Mund, und marschiert flott über den Bürgersteig, um in seiner wartenden Limousine zu verschwinden.
     
    Wie in einer dicken Seifenblase schwebe ich glückselig durch die Stadt, lächele wildfremde Menschen an, gebe einem als Freiheitsstatue verkleideten, silbern lackierten Mann meine letzten zehn Dollar und denke an letzte Nacht.
    Kleine Gesprächsfetzen unserer Unterhaltung sind meine Hintergrundmusik, während ich durch das Drehkreuz in die U-Bahn-Station gehe. Das Rumpeln der Bahn, die kreischenden Bremsen und das Rumsen der Schiebetüren höre ich gar nicht, als ich wie benommen einsteige. Alles ist wie in einem Nebel, wie ein Film, bei dem man den Ton leiser gestellt hat, und das Einzige, was ich höre, ist Nates Stimme. Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht, als ich dich habe gehen lassen, und ich bereue es bis heute.
    Während die Bahn in Richtung Downtown rumpelt, spähe ich in den dunklen Tunnel, und meine Gedanken kehren wieder zurück zu gestern Abend. All die Jahre habe ich immer an dich gedacht. Habe mich gefragt, wo du bist, was du machst, ob ich dich je wiedersehe.
    Schließlich kommt meine Haltestelle, und ich steige aus und gehe die Treppe hinauf und hinein in die Kakophonie des Stadtlärms. Manchmal habe ich mir sogar vorgestellt, wie es wäre, dich wiederzusehen, dir einfach irgendwo auf der Straße zu begegnen.
    Ich laufe durch die belebten Straßen, um Autos herum, Fußgänger, Straßencafés, und dann stehe ich vor der Galerie und drücke die Tür auf. Glaubst du an Seelenverwandtschaft?
    »Luuutzi!«
    Auf einmal dringen die Geräusche wieder zu mir durch, in voller Lautstärke, und ich höre Magdas Stimme wie einen Fanfarenstoß.
    »Was machen Sie denn hier? In aller Herrgottsfrühe?«
    In ihrem gewohnt makellosen Ensemble aus schwarzem Chanel-Kostüm, Diamantschmuck und der Schwerkraft trotzender Frisur sitzt sie wie versteinert hinter dem Empfangsschalter, einen angebissenen Bagel in der einen Hand, einen geeisten Frappuccino mit Schlagsahnekringel obendrauf in der anderen. Sie sieht aus wie ein Dieb, den man auf frischer Tat ertappt hat.
    Hastig tupft sie sich mit einem blutroten Fingernagel die Frischkäsekleckse von den Lippen, lässt dann Bagel und Frappuccino wie Schmugglerware fallen und kommt auf ihren schwindelerregend hohen Absätzen herübergeklackert. Valentino wuselt um sie herum, mit Diamanthalsband und schwarzem Mäntelchen perfekt aufs Frauchen abgestimmt.
    »Ich dachte, es gibt genug zu tun für die Ausstellungseröffnung am Freitag«, murmele ich dumpf, weil sie mich gerade schon wieder in den Arm genommen und mir zur Begrüßung die beiden obligatorischen Lippenstiftküsse auf die Wangen gedrückt hat. »Ich wollte mich gleich an die Arbeit

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