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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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machen.«
    Okay, das ist ein klitzekleines bisschen geschwindelt, aber ich kann ihr doch wohl nicht gleich die Geschichte mit Nate auf die Nase binden, oder?
    »Aber Sie tragen noch dieselben Kleider!«
    »Ähm … wie bitte?« Andererseits könnte es sein, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt.
    »Dieselben Kleider wie gestern!« Sie mustert mich eindringlich von Kopf bis Fuß, dass ich mir vorkomme wie in einem Nacktscanner. »Haben Sie letzte Nacht nicht zu Hause übernachtet?«, hakt sie nach. »Waren Sie bei dem Kunden?«
    »Na ja, ehrlich gesagt …«, setze ich an, und meine Wangen
werden hochrot. Ach du Schande, sie hat mich erwischt. Sie weiß, dass ich die Nacht mit Nate verbracht habe, und das wirkt natürlich höchst unprofessionell. Panik steigt in mir auf. Wie soll ich ihr das denn jetzt erklären?
    »Aha! Hab ich’s mir doch gedacht!«
    Aber hatte ich angenommen, sie wäre nun wütend auf mich – weit gefehlt. Hocherfreut klatscht sie in die knochigen Hände und strahlt mich quietschvergnügt an. »Und werden Sie ihn wiedersehen?«
    »Ja, heute Abend schon. Wir sind zum Essen verabredet«, platzt es aus mir heraus, ehe ich mich bremsen kann. Ich kann es einfach nicht für mich behalten. Ich muss es irgendwem erzählen. Korrigiere: Ich muss es der ganzen Welt erzählen.
    Magdas Miene erhellt sich wie von einer Hundert-Watt-Birne angestrahlt. »Was habe ich Ihnen gesagt?« Siegesgewiss lächelt sie mich an. Doch dann wird ihr Gesicht plötzlich wieder ernst. »Haben Sie sich seine Schuhe angesehen?«
    Einen Moment starre ich sie bloß konsterniert an. Dann geht mir ein Licht auf. Natürlich. Die Checkliste.
    »›Made in Italy‹«, sage ich, wobei ich daran denken muss, wie ich in seiner Wohnung herumgeschnüffelt habe, was mir nun hochnotpeinlich ist.
    Magda scheint jedoch keinerlei derartige Vorbehalte zu kennen. Sie sieht aus, als hätte sie einen Sechser im Lotto.
    »Lutzi, das ist unglaublich «, kreischt sie mit ehrfürchtig gedämpfter Stimme.
    Was nun auch wieder etwas übertrieben ist. Ich meine, Schuhe haben es nun mal so an sich, dass viele von ihnen in Italien hergestellt werden, und sie waren auch bloß von Nine West, nicht handgenäht, aber trotzdem, auf absurde Art und Weise freut es mich, dass Nate auf ihrer Checkliste punkten kann.
    »Und seine Uhr?« Mit großen, weit aufgerissenen Augen beugt sie sich zu mir vor.
    »Ähm …«
    Ich weiß nicht mal mehr, ob er überhaupt eine Uhr anhatte, aber ich habe mich auch nicht sonderlich für seine Handgelenke interessiert, um ehrlich zu sein, überlege ich, während meine Gedanken schon wieder zu einem gänzlich anderen Körperteil wandern.
    »Weiß ich nicht so genau«, entgegne ich vage, aber meine Hoffnung, Magda damit abspeisen zu können, erweist sich als unbegründet.
    »Keine Sorge«, erklärt sie entschlossen. »Alles wird gut! Glauben Sie mir, ich irre mich nie, wenn es darum geht, für jeden Topf den passenden Deckel zu finden. Sogar Belinda, die Tochter meiner Schwester, habe ich unter die Haube gebracht, nachdem ich das leidige Thema Beinrasur mit ihr geklärt hatte.«
    Jetzt weiß ich auch, warum sie so gut ist im Verkuppeln: Die Frau ist wie Jason Bourne mit einer Mission.
    »Na ja, das ist es ja gerade. Sie brauchen uns gar nicht mehr zu verkuppeln …«, versuche ich die Sache mit Nate und mir zu erklären – dass wir uns schon kennen und so weiter.
    Aber Magda hört überhaupt nicht zu. Sie rudert wie wild mit ihren dürren kleinen Ärmchen durch die Luft, dass sie aussieht wie ein Propellerflugzeug, und schwärmt in den höchsten Tönen: »Ach, das ist ja wunderbar! Wunderbar!«, um dann die Hände in die schmalen Hüften zu stemmen und mich vorwurfsvoll anzuschauen. »Ist es nicht wunderbar?«
    »Na ja, ja … aber …«, setze ich wieder an und verstumme dann. Ah, was soll’s? Warum alles umständlich erklären? Ich habe Nate wiedergetroffen, und es ist herrlich – da braucht es keine langatmigen Erklärungen.
    Mit einem breiten, verzückten Honigkuchenpferdgrinsen nicke ich glücklich. »Ja, das können Sie laut sagen. Das ist wirklich so was von wunderbar.«

Zehntes Kapitel
    Das verzückte Grinsen geht nicht mehr weg. Den ganzen Tag trage ich es im Gesicht wie ein Clown seine aufgemalte Maske, während ich verträumt und völlig geistesabwesend durch die Galerie schwebe. Nichts kann meine gute Laune dämpfen. Der verstopfte Drucker nicht, der beschließt, meine Gästeliste zu zerkauen und meinen ganzen

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